Im Gespräch mit Martin Hackl
tab: Fronius Solar Energy feiert 2017 sein 25-jähriges Bestehen, zu dem wir herzlich gratulieren. Von welchen Entwicklungen waren die ersten Jahre geprägt und wie behalten sie die letzten Jahre in Erinnerung?
Martin Hackl: Alles begann mit der Firmengründung durch Günter Fronius im Jahre 1945. Er hat damals in einer kleinen Holzhütte ein Ladegerät entwickelt und legte damit den Grundstein für ein international agierendes Unternehmen mit drei Sparten und mehr als 3.700 Mitarbeitern. 1992 fiel der Startschuss für die Entwicklung des ersten Wechselrichters Fronius Sunrise, viele dieser Geräte sind heute noch im Einsatz.
Nach vielen Jahren der Forschung und Entwicklung entschieden wir, uns vom reinen Wechselrichterhersteller zum Lösungsanbieter zu transformieren. Das war auch gleichzeitig die Geburtsstunde unserer Vision von „24 Stunden Sonne“. Darin wird eine Zukunft skizziert, in welcher der weltweite Energiebedarf aus 100 % Erneuerbaren gedeckt wird. Heute arbeiten wir mit Hochdruck an Lösungen, um Sonnenenergie kosteneffizient und intelligent zu erzeugen, zu speichern, zu verteilen und zu verbrauchen.
tab: Die Solarbranche hat in den letzten Jahren in Deutschland eine recht durchwachsene Entwicklung hinter sich. Wie positioniert sich Fronius Solar Energy im Zeichen der Energiewende?
Martin Hackl: Unsere Vision lautet „24 Stunden Sonne“. Damit bezeichnen wir eine Zukunft, in der Energie zu 100 % aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Um erneuerbare Energie für alle zu jeder Zeit und in ausreichender Menge verfügbar zu machen, ist es notwendig, dass erneuerbare Energie effizient und intelligent erzeugt, gespeichert, verteilt und verbraucht wird. Sonnenstrom wird hier eine Schlüsselrolle spielen und wir arbeiten täglich daran, mit der Entwicklung von Technologien und Lösungen unseren Beitrag für „24 Stunden Sonne“ zu leisten.
tab: Eine immer wichtigere Entwicklung stellt die Sektorkopplung – die Verbindung von Wärme, Strom und Mobilität – dar. Bedeutet die Sektorkopplung eher Herausforderung oder eher Chance?
Martin Hackl: Die intelligente Kopplung und Steuerung der Energiesektoren Elektrizität, Mobilität und Wärme und die Nutzung der damit einhergehenden Synergien ist für uns der nächste Entwicklungssprung in Richtung 100 % Erneuerbare Energien. Der Verbrauchsregler Fronius-„Ohmpilot“ ist ein weiteres Produkt aus unserem Haus, welches in das Thema Sektorenkopplung einzahlt.
Mit dem Fronius-„Ohmpilot“ wird es möglich, PV-Strom für die Warmwasseraufbereitung zu nutzen und so mit wenig Aufwand den Eigenverbrauchsanteil substantiell zu erhöhen. Er wird in erster Linie dazu eingesetzt, Heizstäbe zur Warmwasserbereitung in Boilern und Pufferspeichern intelligent anzusteuern. Weitere Anwendungsgebiete sind beispielsweise eine Infrarotheizung oder ein Handtuchtrockner. Bei einem Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Warmwasserverbrauch kann damit von April bis Oktober der überwiegende Bedarf im Haushalt mit Solarstrom gedeckt werden.
tab: Neben den Produkten spielen Dienstleistungen eine immer wichtigere Rolle in der Photovoltaikbranche. Wie stellt sich Ihr Unternehmen diesbezüglich auf?
Martin Hackl: Wir stimmen mit dieser Aussage absolut überein. Dabei spielt die Digitalisierung bei den Dienstleistungen eine wichtige Rolle.
Wir haben uns selbst daher diesbezüglich umfassend aufgestellt. Ich möchte dazu nur einige wenige Beispiele nennen. Es beginnt bei Garantieverlängerungen und führt über die Unterstützung bei der Inbetriebnahme einer PV-Anlage bis zu umfassenden Service-Paketen.
Wir bieten ein attraktives Angebot an Weiterbildungsveranstaltungen und Webinaren, deren Inhalte regelmäßig an die aktuellen Anforderungen angepasst werden. Und nicht zuletzt bieten wir Trainings an, mit denen wir unsere Kunden zu Experten für Planung, Installation und Service von PV-Anlagen weiterbilden. Online finden unsere Partner zudem Unterstützung in Form von YouTube-Videos (https://www.youtube.com/playlist?list=PLxnRyy-bGLh9jwJ0Z91hu87YtmjEOdIra). Mit unserem weltweit gut ausgebautem Service-Partner-Netzwerk bieten wir zudem den schnellsten Service am Markt
tab: Auf der Intersolar Europe treffen sich auch dieses Jahr wieder die Beteiligten der Solarbranche. Welche Entwicklungen erwarten Sie auf der Messe und welche werden Sie präsentieren?
Martin Hackl: Bei uns steht die Sektorkopplung, also die Zusammenführung von Strom, Wärme und Mobilität, im Fokus. Um unsere Vision von 24 Stunden Sonne erfolgreich umzusetzen, müssen wir diese Synergien nutzen. Ein konkretes Produkt für die Sektorkopplung ist der Fronius-„Ohmpilot“.
Des Weiteren präsentieren wir Lösungen für die Modulelektronik, wie z.B. einen chipbasierten Zell-Strang-Optimizer, und werden über das PV-Anlagen-Tool Fronius-„Solar.configurator“ informieren. Mit dem Online-Tool in der Version 4.0 können PV-Anlagen mit und ohne Speicher exakt dimensioniert werden. Das Auslegungstool für Anlagen mit oder ohne Speicher stellt Betreibern jederzeit die aktuellen Modul- und Wechselrichterdaten schnell und einfach zur Verfügung – ganz ohne ein aufwendiges manuelles Update. Anwender profitieren von einer einheitlichen Darstellung. Der übersichtliche Report liefert alle auslegungsrelevanten Daten kompakt auf einer Seite zusammengefasst.
tab: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.
Fronius International
Das österreichische Unternehmen mit Firmensitz in Pettenbach und weiteren Standorten in Wels, Thalheim, Steinhaus und Sattledt ist global mit 3.723 Mitarbeitern in den Bereichen Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik aktiv. Davon sind 1.100 Mitarbeiter in der Sparte Solar Energy in den Feldern Eigenheim, Gewerbe und Industrie sowie der netzfernen Elektrifizierung tätig.
Das Unternehmen bietet neben Strangwechselrichtern für netzgekoppelte Photovoltaikanlagen, individuelle Speicherlösungen auf Lithium-Ionen-Basis und Lösungen für professionelles PV-Monitoring zur Darstellung des Energieverbrauchs, zur Überwachung und Analyse an. Dazu kommen Energiemanagement-Lösungen zur Maximierung des Eigenverbrauchs, die Unterstützung bei Planung und Ausführung von Photovoltaik-Projekten sowie die Themen PV-Genset und Microgrids.