Energetische Sanierung im „Alten Gymnasium“ Neuruppin

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Das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Neuruppin, ein alterwürdiges Bauwerk im Stile einer barocken Schlossanlage, gilt als eines der architektonischen Höhepunkte der brandenburgischen Fontanestadt. Um das historische „Alte Gymnasium“ zu erhalten und als Wissenszentrum auszubauen, wird das Bauwerk aufwendig saniert. Neben der Fassaden- und Dachsanierung, zusätzlichen Stützwänden und einer neuen Technikzentrale stellt die Installation einer Flächenheizung ein Kernstück der Baumaßnahmen dar.

Auf rund 2230 m2 kommt eine Wand- und Fußbodenheizung zum Einsatz. Sie basiert auf dem „cuprotherm“-Flächenheizsystem der Wieland-Werke mit langlebigen Kupferrohren. Passend zur modernen Gebäudetechnik erfolgt die Energieversorgung über Fernwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung. Durch die behutsame Sanierung erhält die Stadt Neuruppin das traditionsreiche Alte Gymnasium auch für nachfolgende Generationen als Lern- und Begegnungsstätte. Der Abschluss des von der EU geförderten Bauprojekts mit 5,5 Mio. € Bauvolumen ist im Jahr 2012 geplant. Im kernsanierten Gebäude werden die Kreismusikschule, die Jugendkunstschule, die Stadtbibliothek, die Fachhochschule sowie die Fontanegesellschaft und das Stadtmarketingbüro einziehen.

Das 1790 errichtete, dreigeschossige Gymnasium mit klassizistischer Fassade stand Jahre lang leer, bevor es durch die Jugendkunst- und Musikschule wieder genutzt wurde. Mit U-förmigem Grundriss und einer Baugrundfläche von rund 1325 m2 ist das Schulhaus eines der markantesten Gebäude im Zentrum Neuruppins. Aufgrund der Lage im Stadt­kern und der Bedeutung als Bildungsstätte wurde das Bauwerk auf Initiative der Stadt in das EU-Förderprogramm für „Nachhaltige Stadtentwicklung“ aufgenommen. Somit war der Weg frei für eine grundlegende energetische Sanierung. 75 % der Kosten wurden über das EFRE-Programm der EU cofinanziert. Die ortsansässige Neuruppin Projekt GmbH zeichnete für die architektonische Genehmigungs- und Ausführungsplanung verantwortlich.

 

Ideal für den Altbau

Eines der wichtigsten Sanierungsziele war die Wärmedämmung der Gebäudehülle in Verbindung mit einem energieeffizienten Heizsystem, um den Energiebedarf zu minimieren. Die Wahl fiel auf eine Flächenheizung, die aufgrund geringer Vorlauftemperaturen energiesparend arbeitet und durch ihre Strahlungswärme eine gleichmäßige Wärmeverteilung gewährleistet. Die Altbau-typischen hohen Räume des Schulgebäudes werden über die Fußbodenheizung optimal temperiert. Neben dem hohen Komfort kommt bei Flächenhei­zungen zudem ein gesundheitlicher Aspekt zum Tragen: Durch die Strahlung findet im Raum so gut wie keine Luft- und Staubzirkulation statt. Dies ist gerade für Allergiker, deren Anteil auch bei Kindern stetig steigt, ein großer Vorteil.

Neben der Effizienz und der guten Wärmeverteilung sprachen laut TGA-Planer Björn Roggenthin von der B & B Energieplan GmbH auch die Barrierefreiheit sowie ästhetische Aspekte für ein Flächenheizsystem: „Dadurch dass keine Heizkörper notwendig sind, ergibt sich eine optimale Raumausnutzung ohne störende Heizelemente. Das hat auch optische Vorteile, gerade bei der möglichst authentischen und behutsamen Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes.“ Die Versorgung des historischen Gebäudes mit Wärmeenergie erfolgt über eine Fernwärme-Heizzentrale mit einer 170 kW-Wärmetauscheranlage, die sich im komplett neu gebauten Kellerbereich befindet. Insgesamt 22 Verteiler leiten die Heizwärme in das rund 14 000 m lange Rohrsystem, das mit einem Verlegeabstand von 10 bis 20 cm installiert wurde.

Bis auf einzelne Flächen in den Fluren des Westflügels und dem Musiksaal im EG wurde die Flächenheizung als klassische Fußbodenheizung mit „cuprotherm“-Markenkupferroh­ren verlegt. Im EG gründet der Fußbodenaufbau auf einer 7 cm starken Unterdäm­mung, auf der die EPS-Systemdämmung aufgebracht wurde. Nach dem Auslegen einer Folie verlegten die Installateure der Runge Hei­zungsbau GmbH die kunstoffummantelten Kup­fer­rohre vom Typ CTX mit der Abmessung 14 mm. Eine 6 cm dicke Estrichschicht sowie die verschiedenen Parkett- bzw. Fliesenbeläge bilden den Abschluss. In den Obergeschossen konnte auf die Unterdämmung verzichtet werden.

 

„ekoBoden“ im Westflügel

Eine Besonderheit bildet der Aufbau, wie erwähnt, in den Flur­bereichen im westlichen Ge­bäu­deteil. Da hier die notwendi­ge Aufbauhöhe nicht überall vor­handen war, griff der TGA-Pla­ner Björn Roggenthin auf die spe­ziell für Altbau-Böden entwickel­te Lösung „cuprotherm ekoBoden“ zurück. Unter Verwendung konventioneller Estriche ist der Aufbau eine technisch wie wirtschaftlich interessante Lösung. Die Tragfähigkeit der Kon­struktion wird durch die Kom­bination einer Noppenplatte als Basis sowie einer Entkopplungsmatte oberhalb der Estrichschicht erhöht und beträgt zum Beispiel bei 33 mm Aufbauhöhe 2 kN/m². Die Dünnschicht-Variante ist besonders wirtschaftlich, weil anstelle von kostenintensiven Spachtel- oder Ausgleichsmassen als Lastverteilschicht klassische Zement- und Calciumsulfat-Estriche zur Anwendung kommen. Bei einer Verkehrslast von 5 kN/m², wie beim Alten Gymnasium als öffentlichem Bau gefordert, beträgt die Dicke der Konstruktion ohne Oberbelag 38 mm. Als Rohrmaterial wurde auch hier das flexible „cuprotherm CTX“-Rohr in der Abmessung 14 x 2 mm bevorzugt.

 

Variante mit Wandheizung

Im Musiksaal des Alten Gymnasiums setzten das Architekturbüro und der TGA-Planer Björn Roggenthin auf eine Sonder­konstruktion mit Wandheizung. Diese war erforderlich, da ein Teil der Bodens versenkbar ist und bei Aufführungen des Or­ches­ters als Zuschauerbereich fungiert. „Dadurch fehlte uns die notwendige Fläche, um die Heizlast vollständig über eine Fuß­bodenheizung abzudecken“, erklärt Björn Roggenthin.

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