Was ein Gebäude zum Smart Building macht
Die im Jahr 2002 in Teltow bei Berlin gegründete Hosch Gebäudeautomation Holger Schaefe GmbH gehört heute zu den großen, fabrikatsunabhängigen Systemintegratoren im Raum Berlin/Brandenburg. Das Unternehmen konzipiert und realisiert Gebäudeautomation aus einer Hand, mit dem Ziel, Gebäude umweltschonend, komfortabel und wirtschaftlich zu machen. Wir sprachen mit Geschäftsführer Holger Schaefe.
tab: Herr Schaefe, was macht ein Gebäude zu einem Smart Building?
Holger Schaefe: In erster Linie die Gebäudeautomation: Das Wesentliche ist dabei die Verknüpfung aller TGA-Systeme in einem Netzwerk, das Kommunikation und Datenaustausch ermöglicht. Gesteuert werden einzelne Gewerke wie HLK, Beleuchtung, Brandschutz, Zugangskontrolle oder auch die Raumbelegung durch integrierte Gebäudemanagementsysteme. Das heißt zusammengefasst: Ein Smart Building entsteht über die durchgängige Digitalisierung des gesamten Gebäudes. Neue KI-Anwendungen, CO2-Reduktionsziele, die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung sowie die Corona-Pandemie haben neue Trends geschaffen und bestehende beschleunigt.
tab: Wie lassen sich Bestandsgebäude in Smart Buildings verwandeln?
Holger Schaefe: Zunächst sind die bestehenden Technologien zu prüfen und die Bedürfnisse der Nutzer zu ermitteln. Darauf aufbauend wird dann eine Netzwerktopologie errichtet. Die Datenübertragung sollte möglichst in Lichtwellenleiter-Qualität erfolgen. Neu installierte, moderne Sensoren messen Umgebungsinformationen wie Temperatur, Feuchtigkeit, Druck oder Luftqualität. Diese Daten werden in einem Rechnersystem ausgewertet, das daraus die optimalen Maßnahmen ableitet. Die Aktorik sorgt schließlich für eine bedarfsgerechte Umsetzung. Durch unsere Machbarkeits- und Kosten-Nutzen-Analysen hat der Kunde stets die Gewissheit, dass die Umwandlung in ein Smart Building wirtschaftlich darstellbar und attraktiv bleibt. Unbestritten ist: Die Modernisierung der Gebäudeautomation, inklusive Sensoren und Aktoren, bringt einen deutlichen Effizienzvorteil. So verbraucht ein Gebäude, das auf den aktuellen Stand der Technik gebracht wurde, 20 bis 30 % weniger Energie und die Amortisationszeiträume sind für Investoren äußerst attraktiv.
tab: Wie genau läuft eine Systemintegration ab?
Holger Schaefe: Die Systemintegration beginnt mit einer projektspezifischen und gewerkeübergreifenden Planung, die zeitgleich und im Dialog mit den Planungen der einzelnen Gewerke stattfinden muss. Im Falle eines Smart Buildings werden zusätzlich Konzepte entwickelt, die sich auf den Betrieb des Gebäudes beziehen, z. B. für Energiemanagement und Sicherheit. Im Anschluss erfolgt die Projektrealisierung, inkl. Programmierung und Inbetriebnahme. Der Systemintegrator bildet dabei den Hub, der die Informationen aus den verschiedenen Gewerken zusammenführt und weiterverarbeitet. Er ist damit auch in einer wichtigen Koordinierungsrolle für alle TGA-Beteiligten. Systemintegration beinhaltet aber genauso den laufenden Betrieb des Gebäudes. Das reicht vom Monitoring der technischen Gebäudeautomation über Anlagenoptimierungen bis zu Systemanpassungen während der Lebensdauer der Anlagen.
tab: Welche Leistungen bieten Sie auf dem Gebiet an?
Holger Schaefe: Hosch Gebäudeautomation konzipiert und realisiert komplexe Gebäudeautomation branchenübergreifend als Technologieentwickler, Sys-temintegrator und Dienstleister. Dabei liefern unsere Spezialisten von der anfänglichen Beratung und Projektierung über das Software-Engineering bis hin zur Systemintegration und zum Service sämtliche Leistungen aus einer Hand. Sogar der Schaltanlagenbau kommt aus eigener Fertigung. Darüber hinaus entwickeln wir innovative Produkte für die Gebäudeautomation. Ein Beispiel ist hier unsere Entrauchungssteuerung rigentoS3 zum Ein- und Ausschalten sicherheitsrelevanter Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung.
tab: Können Sie markante Projekte nennen, an denen Sie beteiligt sind?
Holger Schaefe: 2021 konnten wir gleich drei sehr prominente Großprojekte in Berlin erfolgreich abschließen – mit moderner Anlagen- und Gebäudeautomation sowie zeitgemäßer Gebäudeleittechnik. Dazu zählen der exklusive Gebäudekomplex Domaquarée, das Hochhaus der Deutschen Rentenversicherung (DRV), mit knapp 100 m eines der höchsten Gebäude Berlins, und das Neue Podium des Pressehauses am Alexanderplatz, einer der markantesten Neubauten der Bundeshauptstadt. Alle drei Gebäude zeigen einen hohen Digitalisierungsgrad. 80 % der zu verarbeitenden Datenpunkte waren kommunikativer Art, also Datenpunkte, die über eine Software-Schnittstelle in unser Rechnersystem eingepflegt worden sind. Genau hier ist das gesamte Leistungsspektrum eines Systemintegrators gefragt.
tab: Welche Vorteile haben Ihre Kunden, also die Gebäudebetreiber und -nutzer?
Holger Schaefe: Nach unseren Analysen bedienen derzeit rund 20 Hersteller den Markt bei Gebäudeautomations-Lösungen. Ihre Produkte sind durchweg technologisch ausgereift und bieten einen hohen Qualitätsstandard, der sich nach der Industrie richtet. Aber natürlich haben jedes Produkt und jeder Hersteller seine Stärken und Schwächen. Wir sind nicht auf bestimmte Marken oder Technologien beschränkt, sondern wir stellen unsere Expertise und Beratungskompetenz in den Dienst des Kunden. Wir wissen, was die Hersteller und Produkte können – und was nicht. Genau hier liegt der große Vorteil eines unabhängigen Systemintegrators.
tab: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung für die Branche und für Ihr Unternehmen?
Holger Schaefe: Der Gebäudeautomationsbranche wird ein jährliches Wachstum von 9 bis 12 % in der Euro-Zone vorausgesagt. Haupt-Marktreiber ist hier der rasche Klimawandel, der eine fundamentale Energiewende erforderlich macht. Gebäude als Haupt-CO2-Emittenten verursachen in Deutschland etwa 35 % des Endenergieverbrauchs und rund 30 % des CO2-Ausstoßes. Mit den bisher verabschiedeten Maßnahmen verfehlen wir die Klimaschutzziele bis 2030 um 18 Mio. t CO2 im Gebäudesektor. Anstatt 45 sind gerade mal 27 Mio. t CO2 Einsparung zu erwarten – so die Zahlen des Bundesumweltamts. Rund zwei Drittel der Differenz ließen sich durch den Einsatz intelligenter Gebäudeautomation ausgleichen. Smart Buildings zählen damit zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft. Dies zeigt sich nicht zuletzt in politischen Bemühungen und in einem günstigen Subventionsklima, u.a. durch Fördermittel für die Errichtung von GA-Systemen und der Digitalisierung von Gebäuden. Zusammen mit unseren Systempartnern wollen wir Büro- und Gewerbeimmobilien in zukunftsfähige Smart Buildings verwandeln, die den Betreibern Wettbewerbsvorteile verschaffen, den Nutzern Komfort und Sicherheit bieten und – wichtiger denn je – unseren Lebensraum für künftige Generationen erhalten.
tab: Wo sehen Sie Chancen, Risiken und Herausforderungen?
Holger Schaefe: Moderne IoT-Techniken bieten dank neuer Vernetzungstechnologien eine flächendeckende und kosteneffiziente Vernetzung der Informationen über das Gebäude. Smarte Thermostate und intelligente Beleuchtungssysteme gewähren einen hohen Komfort bei optimiertem Energieverbrauch. Mittels intelligenter Algorithmen lässt sich der Gebäudebetrieb optimieren. Aber natürlich gibt es auch Risiken. Ich denke hier vor allem an einen unerwünschten Zugriff auf die Gebäudeautomation. Aspekte wie Cyber Security und Datenschutz spielen deshalb eine wesentliche Rolle. Für uns als Systemintegrator besteht die Herausforderung in der hohen Komplexität der Projekte. Unsere Ingenieure müssen nicht mehr nur die „klassische“ Gebäudeautomation beherrschen, sondern auch die neuen Technologien. Das erfordert eine kontinuierliche Weiterqualifizierung. Nur so können wir unsere Kunden in allen Bereichen mit der nötigen Erfahrung begleiten und unterstützen.