Lösung mit wenig Platzbedarf für Hotel

Dezentrale Trinkwassererwärmung effizient geplant

Im B&B Hotel am Züricher Flughafen liefern 50 Frischwarmwasserstationen rund um die Uhr warmes Wasser für insgesamt 170 Zimmer. Neben den energetischen Aspekten war die kompakte Bauweise ein Grund, weshalb sich der Totalunternehmer Methabau für diese Lösung entschieden hat. Um den Einbau zu erleichtern wurden zudem alle Steigzonen im Vorfeld vorgefertigt.

Mit seiner Lage in der Nähe des internationalen Flughafens Zürich bietet das neue B&B Hotel in Rümlang Reisenden einen Ort, um sowohl komfortabel als auch preisgünstig eine ruhige Nacht zu verbringen. Als Partner für die ganzheitliche Realisierung des neuen Standorts der Hotelkette wählte der Investor das Schweizer Bauunternehmen Methabau, das die volle Projektverantwortung als Totalunternehmer übernahm, von der Projektentwicklung über die komplette Planung bis hin zu nahezu allen Bauleistungen. Und dies aus gutem Grund: Das Bauunternehmen ist Pionier im Bereich der BIM-Planung, die sehr effiziente Arbeitsabläufe ermöglicht, von denen wiederum die Auftraggeber profitieren.

„Bereits seit über 15 Jahren ist diese ganzheitliche, digitale Planungsmethode bei uns Selbstverständlichkeit“, sagt Michael Scheiwiller, Leiter Projektentwicklung bei Methabau. „Wir entwickeln unsere Verfahren zudem ständig innovativ weiter und setzen BIM bei jedem unserer Bauvorhaben ein – unabhängig von dessen Größe.“ Konkret heißt das: der Totalunternehmer plant seine 3D-Gebäudemodelle bis zu einem Fertigstellungsgrad von LOD 500, also dem höchsten Detaillierungsgrad.

Dezentral erwärmtes Trinkwasser

Viel Zeit floss bei dem Hotel in Rümlang in die Projekt-Vorbereitung und -Planung. Insbesondere der Aspekt des geringen Platzes – der vorhandene Raum sollte maximal genutzt werden – erforderte intelligente Lösungen, die zum speziellen Energiebedarf eines Hotels optimal passen. Im Bereich der Trinkwarmwassererzeugung entschieden sich die Experten des Bauunternehmens deshalb für das Frischwarmwassermodul „TacoTherm Fresh Nano“ von Taconova, das das Wasser dezentral im sogenannten Durchflussprinzip erwärmt. Die anschlussfertige Frischwarmwasserstation verzichtet auf eine Bevorratung von Trinkwarmwasser im Speicher, dadurch verringert sich das damit verbundene Risiko der Legionellenvermehrung erheblich. Ebenso werden Energieverluste vermieden, die durch Speicher- und Bereitschaftsverluste entstehen. Das Wasser wird erst bei Bedarf direkt über einen Edelstahl-Plattenwärmeübertrager aufgewärmt und die Warmwassertemperatur mittels eines Proportionalmengenreglers geregelt.

„Wir haben uns für die Taconova Module entschieden, da im Fall des B&B Hotels diese Variante der dezentralen Trinkwassererwärmung die effizienteste und beste Lösung darstellte“, erklärt Scheiwiller. „Neben den positiven energetischen Aspekten hätte eine zentrale Lösung durch die nötige Verrohrung, Dämmung, Zirkulationspumpe etc. auch viel zu viel Platz eingenommen. Die eingesetzten Module sind in ihrer Bauweise sehr kompakt und schmal, sodass wir optimal und platzsparend planen konnten.“

Einbau leicht gemacht

Insgesamt wurden im Hotel 50 Frischwarmwasserstationen verbaut. Eine Station stellt jeweils in Kombination mit einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe auf dem Dach des Hotels bei Bedarf Trinkwarmwasser für bis zu vier Zimmer zur Verfügung. „Die Versorgung der Frischwarmwasserstationen wurde im 4-Leiter System erstellt, das heißt für den Niedertemperaturbereich (Heizung) sowie den Hochtemperaturbereich (Sanitär) wurde je ein separater Vor- und Rücklaufstrang erstellt. Durch die zentrale Platzierung zwischen den Zimmern sind die Wege maximal kurz. Auf diesem Weg geht kaum Energie verloren“, erklärt Martin Stapfer, Customer Service Manager bei Taconova. „Außerdem muss das Wasser in der Regel nicht auf mehr als 40 Grad erwärmt werden, da der Wasserinhalt in den Anschlussleitungen zu den Badezimmern sehr gering ist und es ausschließlich zum Duschen und Waschen verwendet wird.“

Neben der praktischen Bauweise und der effizienten Trinkwassererwärmung überzeugten die Produkte des Schweizer Herstellers mit der einfachen Handhabung bei der Installation. „Die Module haben einen sehr hohen Vorfertigungsgrad, das hat die Montagezeit stark reduziert“, beschreibt Scheiwiller. „Zudem sind die Stationen nahezu wartungsfrei. Das Gesamtpaket und diese intelligente und dabei so einfache Installationslösung haben uns absolut überzeugt.“

Die Steigzonen wurden ebenfalls im Vorfeld komplett vorgefertigt, sodass diese inkl. aller Installationen am Stück von oben ins Gebäude gehoben wurden. Insgesamt umfasste die Bauteillänge dabei rund 18,50 m bei einem Gewicht von rund zwei Tonnen. Da sich das Hotel in der Flughafenschneise befindet, musste die maximale Kranhöhe reduziert werden. „Ein Projekt in dieser Größenordnung gab es in der Tat noch nie“, sagt Scheiwiller.

Wärme optimal verteilt

Neben den Frischwarmwasserstationen wurden in diesem Objekt auch 400 „Taco Setter“-Abgleichventile verbaut, die einen optimalen hydraulischen Abgleich ermöglichen. Hierdurch werden die Energiemengen im gesamten Hotel so verteilt, dass alle Gebäude­teile, Räume und Verbraucher bedarfs­gerecht versorgt werden. „Ein abgeglichenes System vermeidet die Unter- oder Über­versorgung von Verbraucherkreisen und verhindert störende Fließ­geräusche in den Rohrleitungen und Ventilen“, erklärt Stapfer. „Der Komfort­gewinn durch behagliche Raumtemperaturen und eine erheblich gesteigerte Energieeffizienz sind spür- und messbare Ergebnisse. Die Abgleichventile haben bei unserem Projekt dafür gesorgt, dass der hydraulische Abgleich im gesamten System schnell und einfach durchgeführt werden konnte“, erzählt Scheiwiller. „Hierdurch konnten wir auf komplizierte Regeltechnik verzichten, was uns natürlich sehr entgegenkam.“

Kurzinterview

tab fragte nach bei Methabau

Michael Scheiwiller, Leiter Projektentwickung beim Totalunternehmer Methabau, spricht mit der tab-Redaktion über die Vorteile von BIM und wie die Methode das Bauen verändern kann.

tab: Sie haben sehr früh angefangen mit BIM zu arbeiten.
Was hat Sie dazu veranlasst und welche Vorteile sehen Sie in diesem Verfahren?

Michael Scheiwiller: Ursprünglich kommen wir nicht aus dem Hochbau, sondern aus der Konstruktion bzw. dem Metallbau. In diesem Bereich war es ja schon lange üblich, mit 3D-Konstruktionen zu arbeiten. Wir haben uns dann im Zug des fortschreitenden Ausbaus zum Komplettanbieter vor rund 20 Jahren dazu entschieden, das auch Gewerks-übergreifend im gleichen Modell zu machen, nach dem Motto: „Alle ziehen an einem Strang. Möglichst viel vorfertigen, nur so viel wie nötig vor Ort ausführen“. Man kann sagen, wir haben also im Prinzip zehn Jahre mit BIM gearbeitet, bevor es offiziell den Namen „BIM“ hatte. Der Begriff tauchte ja erst um 2011 herum auf. Und die Vorteile liegen auf der Hand, denn so kann man mögliche Schnittstellen-Probleme bereits im Vorfeld lösen, und vor Ort läuft alles viel effizienter ab. Gewerkeübergreifende Abstimmungen lösen wir im Büro nicht auf der Baustelle. Wenn es gelingt, die Belegschaft auf BIM einzuschleifen, ist das gigantisch und eine andere Dimension für das Bauen. Die Qualität in der Maßhaltigkeit ist um Welten besser. Das ist eine Chance, verlangt aber wahnsinnig viele Änderungen im Prozessdenken.

tab: Sie setzen BIM bei jedem Bauvorhaben ein. Müssen Sie manchmal Auftraggeber/ Partner noch von dieser Methode überzeugen, oder ist BIM inzwischen auch eine Selbstverständlichkeit bei anderen Baubeteiligten?

Michael Scheiwiller: Mittlerweile ist BIM als Methode ja allseits bekannt. Allerdings können es viele Betriebe noch nicht entsprechend umsetzen. Hier merkt man als Spezialist dann doch schnell, wie groß die Qualitätsunterschiede sind. Rund 70 % eines Bauauftrags bewältigen wir selbst oder mit langjährigen Partnern, die BIM beherrschen. Ich bin überzeugt, dass für eine gesamtheitliche Konstruktion BIM mit IFC-Datenaustausch die beste Lösung ist und es wird der Tag kommen, an dem der Kunde wegen der Qualität dies fordern wird.

tab: Sie entwickeln Ihre Verfahren ständig weiter. Können Sie diesen Aspekt etwas genauer erläutern?

Michael Scheiwiller: Unser Ziel ist, durchgängig vom Papier loszukommen. Und um das zu erreichen, verbessern und korrigieren wir unsere Abläufe, Tätigkeiten und Verfahren im Grunde permanent. Wir versuchen z. B. doppelte Arbeit weitestgehend zu vermeiden, die durch die zunächst händische und dann digitale Ausführung entsteht. Ebenso versuchen wir den Detaillierungsgrad bei der Planung immer weiter zu verbessern oder auch Aspekte der Arbeitssicherheit, die aktuell bei Baugerüsten gefordert werden, in die BIM-Planung zu integrieren. Auch bessere Effizienz im digitalen Austausch des Teams im BIM-Programm gehört dazu. Gerade in der aktuellen Zeit hat die Kommunikation via Chat einige Vorteile, da man immer am richtigen Ort ist und sich an dem konkreten Modell austauschen kann – andererseits erhält man täglich so viele Nachrichten, dass man genau schauen muss, dass man den Überblick behält und nur die relevanten Informationen herausfiltert.

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