Universeller Absorber für Sole-Wärmepumpen

Wärmegewinnung zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Ein neuartiger, plattenförmiger, vollflächig durchströmter Absorber ermöglicht die Erschließung verschiedener thermischer Energiequellen für Sole-Wärmepumpen. Der Absorber eignet sich gleichermaßen für Solarthermie, Geothermie, Aquathermie (fließende sowie stehende Gewässer) und Kryothermie (Eisspeicher). Das Verfahren ist seit mehr als 10 Jahren praxiserprobt. Nun erfolgt die offizielle Markteinführung.

Mit dem Multi-Quellen-Absorber-System „Multiq“ (sprich: Multi Q) hat Mefa einen universellen Ansatz zur Gewinnung von Umgebungswärme für Wärmepumpen entwickelt. Die Absorber bestehen aus vollflächig durchströmten Kunststoffplatten mit 6 mm Stärke, die wie Stegplatten aufgebaut sind, damit im Inneren definierte Strömungszustände herrschen. Die Platten bestehen aus robusten Materialien wie Polypropylen und Co-Polymeren. Sie sind für dauerhafte Betriebsdrücke um 2,5 bar und Temperaturen von –15 bis +20°C ausgelegt.

An den offenen Seiten der Absorberplatten befinden sich Sammelleitungen mit Anschlüssen für Rohrleitungen, über die der Transport der aufgenommenen Umgebungswärme über ein Wasser-Glykol-Gemisch zur Wärmepumpe und wieder zurück erfolgt. Die Rohre und Verteiler werden werkseitig geschweißt. An zugänglichen Stellen werden ggf. Verschraubungen mit Absperrventilen und Durchflusswächtern eingesetzt, um einen hydraulischen Abgleich des Gesamtsystems sowie ein Absperren einzelner Wärmetauscher zu ermöglichen. Die Absorbersysteme werden in den Varianten „Geo“, „Ice“, „Sun“ und „Water“ geliefert.

Variantenreichtum bei der Wärmegewinnung

Die Variante „Multiq Geo“ hat den Vorteil, dass zur Gewinnung von Wärme aus dem Erdreich keine tiefen Bohrungen erforderlich sind. Vielmehr reichen hier Gräben unterhalb der Frostgrenze auf dem Grundstück aus. Die sonst übliche Tiefenbohrung mit allen ihren eventuellen Problemen ist somit nicht erforderlich, dennoch werden sehr hohe Jahresarbeitszahlen erreicht.

Bei „Multiq Sun“ werden die Absorber auf dem Dach oder an der Gebäudefassade installiert, um neben der Aufwärmung durch die Umgebungsluft auch solare Gewinne zu erzielen. Eine besonders interessante Möglichkeit hierbei ist die Montage der Absorber unterhalb von PV-Modulen. Das sorgt für eine Kühlung der Module und damit eine Steigerung des Wirkungsgrades bei der Stromerzeugung.

Die Ausführung „Multiq Water“ ermöglicht eine Wärmegewinnung in stehenden und fließenden Gewässern. Auch hierfür wurden bereits mehrere Projekte realisiert: Unter anderen ein Wasserschloss in Holland, wo die Absorberanlage im Burggraben installiert wurde, und ein Flusskraftwerk an der Donau, wo die Absorber im Kanal zur Turbine untergebracht sind.

Eine besonders interessante Variante ist „Multiq Ice“, bei der die Absorber in einer drucklosen Wasserzisterne installiert werden. Im Winter wird der Zisterne Wärme entzogen, wobei der Wasserspeicher vereist. In den Sommermonaten lässt sich dieses Eis zur Klimatisierung des Gebäudes nutzen. Somit wird der Eisspeicher bis zum Beginn der Heizsaison wieder regeneriert.

Ein Industriebau nutzt die Bandbreite fast komplett

Fast alle Anwendungsvarianten kamen beim Neubau des Logistik- und Produktionsgebäudes von Mefa in Kupferzell zum Einsatz. Das Gebäude benötigt 500 kW Heizleistung für einen jährlichen Wärmebedarf von 1,2 Mio. kWh und wird monovalent mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe beheizt und gekühlt. Hier arbeiten die Absorber im Erdboden unter dem Hochregallager. Für die Solarwärmegewinnung sind vor allem an der Außenwand des Gebäudes und auf dem Dach – teilweise auch unter den PV-Modulen – zahlreiche Sonnen-Absorber installiert. Hinzu kommt ein Eisspeicher als dritte Quelle. Die Besonderheiten des Konzepts: Die freie Kühlung über die Erdabsorber sorgt für ein angenehmes Raumklima in den Büroräumen an heißen Tagen; Serverräume und die Maschinen werden ganzjährig über den Eisspeicher gekühlt – ohne Mehrkosten für eine Kälteerzeugung.

In Kombination mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach mit 750 kWp sei rechnerisch Energieautarkie hergestellt. Die Wärmepumpe liefere mit der genannten Kombination von Absorbern eine Jahresarbeitszahl über 7 und habe die Mehrkosten der Investition innerhalb weniger Jahre erwirtschaftet. Die angenommenen Heizkosten des Gebäudes mit einer Gasheizung lägen heute bei rund 400.000 Euro im Jahr, die Wärmepumpe würde im Vergleich dazu Stromkosten in Höhe von lediglich 65.000 Euro verursachen. In der Praxis kommt dieser Strom zudem größtenteils hausgemacht vom eigenen Dach.

tab fragt nach
Peter Kömmelt ist Dipl.-Ing. Maschinenbau und Fertigungstechnik. Seit 2009 widmet er sich bei Mefa der technischen Seite der Absorbertechnik und hat schon viele Anlagen ausgelegt – vom Einfamilienhaus über komplexe Wohnimmobilien bis zu großtechnischen Anlagen im industriellen Maßstab.
tab: Herr Kömmelt, das Produktionsgebäude von Mefa und das Wasserschloss haben wir bereits kennen gelernt. Wieviele Projekte haben Sie im Vorfeld der Markteinführung insgesamt abgewickelt?
Peter Kömmelt: In den letzten 5 Jahren haben wir etwa 170 Projekte realisiert mit insgesamt rund 1.400 Absorbern und knapp 6.000 m² Kollektorfläche. Im Jahr 2022 hatten wir bedingt durch die Energiekrise 370 Projektanfragen.
tab: Wie sieht es mit der langfristigen Widerstandsfähigkeit der Absorberplatten gegen Strahlung bei der Nutzung als Solarkollektor aus?
Peter Kömmelt: Im Absorbermaterial ist ein chemischer UV-Stabilisator eingebaut, der eine lange Lebensdauer garantiert. Zudem sind die Absorber konstruktiv so aufgebaut, dass kritische Punkte zusätzlich geschützt sind.
 
tab: Bei der Nutzung als Eisspeicher könnte es zu Gefahren durch die Ausdehnung des Wassers während der Vereisung kommen: Wenn innerhalb eines Eiskörpers flüssiges Wasser verbleibt, dann entstehen bei der weiteren Vereisung hohe Spannungen, die zur Beschädigung des Absorbers führen können. Mit gefrierendem Wasser kann man bekanntlich auch ganze Felsblöcke spalten. Wie verhindern Sie, dass so etwas im Eisspeicher auftritt?
Peter Kömmelt: Beim Eisspeicher wird durch einen zentralen Wärmetauscher Energie entzogen und zurückgeführt. Das Eis baut sich auf dem Wärmetauscher auf, der dem Wasser die Energie entzieht. Wenn das Wasser vollständig in Eis umgewandelt ist, tritt keine weitere Volumenänderung ein, weil es keine zweite Wärme-/Kältequelle im Speicher gibt. Bei der Regeneration wird auf der Platte eine Wasserschicht gebildet, die sich kontinuierlich vergrößert. Das Eis löst sich und schwimmt unter Umständen auf. Die Vereisung beginnt dann erneut auf der Platte. Um den zentralen Wärmetauscher im Eisspeicher herum ist genügend Raum für flüssiges Medium/Wasser vorgesehen, um die Volumenausdehnung
aufzunehmen, die durch den Wärmetauscher verursacht
wird. Ein Beschädigen des Absorbers durch Vereisung ist konstruktiv ausgeschlossen.
 
tab: Der Absorber sei auch für stark fließende Gewässer geeignet. Was ist bei solchen Anwendungen zu berücksichtigen?
Peter Kömmelt: Der Wärmetauscher weist in fließendem Wasser einen Abstand von 100 mm zwischen den Absorberplatten auf. Der vor dem Wärmetauscher installierte Rechen mit 10 bis 20 mm Durchlassöffnungen filtert größere Schwebstoffe aus dem Gewässer heraus. Kleinere Schwebstoffe werden durch die großzügig dimensionierten Abstände im Wärmetauscher hindurchgeführt. Zudem ist der Absorber flexibel und elastisch und puffert damit auch im stark fließenden Gewässer die auftretenden Impulse weg. Dabei dient das stirnseitig geschweißte Sammelrohr als Prallschutz gegen kleinere Schwebstoffe. Die sichere Befestigung aller Absorber-Systeme wird durch das Kerngeschäft der Mefa Befestigungs- und Montagesysteme hervorragend unterstützt.
 
tab: Kommen wir zum letzten Punkt, der Frage nach dem technischen Support für die Planer und Ingenieure.
Peter Kömmelt: Die Unterstützung durch uns beginnt bereits vor den ersten Planungen durch TGA Ingenieure. Die ersten Konzepte und Ideen werden bereits mit den Architekten, Projektentwicklern, Bauherren und Investoren getätigt. Hier können wir eingewiesenen Partnern die Auslegungstools zu Verfügung stellen, um relativ schnell und einfach erste Vorabauslegungen selbst zu erstellen. Selbstverständlich erhalten Planer nach der Festlegung des Energiekonzeptes ebenfalls eine Zuarbeit in Richtung Dimensionierung, Druckverlustberechnungen, Ausführungsplanungen, etc. Bei kleinen Projekten unter 20 kW stehen dem Installateur Standard-Materialpakete zu Verfügung, die direkt verbaut werden können.
Fallbeispiel Wasserschloss in den Niederlanden
Vor allem im Baubestand und dort auch im historischen Altbau stehen die Zeichen für eine zeitnahe Amortisation einer Sole-Absorber-Lösung günstig – zum Beispiel als bivalente Lösung in Kombination mit Gasheizung für die Spitzenlast. Mefa verweist auf ein Wasserschloss aus dem 18. Jahrhundert in den Niederlanden, das bei 45 kW Heizleistung einen jährlichen Wärmebedarf von etwa 120.000 kWh hat. Heute wird davon rund die Hälfte (61.000 kWh) über Absorber aus dem Schlossgraben generiert, die im Wassergraben unter der Wasseroberfläche installiert wurden. Die angeschlossene Sole-Wärmepumpe erreichte wegen der erforderlichen hohen Vorlauftemperaturen im Schloss „nur“ eine Jahresarbeitszahl von 4,8 im Referenzjahr 2019. Eine Gas-Therme übernimmt die Spitzenlast, wenn es ganz kalt wird. In der überwiegenden Zeit des Jahres reicht jedoch die Wärmepumpe aus. Die Mehrkosten der Investition in die Absorberanlage von rund 45.000 Euro haben sich in 2,6 Jahren über Einsparungen beim Gas amortisiert. Die Schlossherrschaft freut sich, dass keine Außenaggregate einer Luft-Wasser-Wärmepumpe Lärm verursachen – und dass die idyllische Optik des Anwesens geschont werden konnte.
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