Umgang mit starken Bedarfsschwankungen

Herausforderung Sanitärplanung eines Messegeländes

16 Messehallen, 18.000 m2 Ausstellungsfläche und drei Kongresszentren: 1,3 Mio. Besucher konnte die Messe Nürnberg im Jahr 2023 begrüßen, für die rund 800 Sanitärobjekte wie WCs, Urinale oder Waschtische zur Verfügung standen. Die größte Herausforderung bei der Sanitärplanung eines Messegeländes ist die stark schwankende Nutzerfrequenz. Der Bericht stellt die Projektplanung und -umsetzung vor.


Die Messe Nürnberg konnte im Jahr 2023 1,3 Mio. Besucher begrüßen. 
Bild: Nürnberg Messe/Heiko Stahl

Die Messe Nürnberg konnte im Jahr 2023 1,3 Mio. Besucher begrüßen. 
Bild: Nürnberg Messe/Heiko Stahl
An Messetagen nutzen viele tausend Besucher die Sanitärräume, dann stehen einzelne Hallen wieder wochenlang leer. Für die Sanierung der Sanitäranlagen in Halle 12 war die Zielsetzung daher klar: Die Sanitärtechnik sollte alle Anforderungen an die Trinkwasserhygiene erfüllen, für die praktische Nutzung optimiert und einfach zu überwachen sein.

Die größte Herausforderung bei der Sanitärplanung eines Messegeländes ist die stark schwankende Nutzerfrequenz.
Bild: Geberit

Die größte Herausforderung bei der Sanitärplanung eines Messegeländes ist die stark schwankende Nutzerfrequenz.
Bild: Geberit
Die Halle 12 der Messe Nürnberg ist eine endständige Anlage im Westflügel der Messe, die über einen Abgang von der Ringleitung versorgt wird. Aufgrund ihrer Lage ist die Halle selten belegt und die WC-Anlagen werden unregelmäßig genutzt. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Sanitäranlagen der Halle je nach Besucheraufkommen geöffnet werden. Unabhängig von der Nutzungshäufigkeit sollte die neue Anlage funktional im Spülbereich gehalten und eine Möglichkeit zur turbulenten Spülung der Trinkwasserleitungen geschaffen werden.

Kaltwasseranschluss mit Vorteilen

Die Sanitärräume in Halle 12 sind nicht mehr an das Warmwassernetz angeschlossen: Die Warmwasserzirkulation entfällt, was einen positiven Effekt auf die Erwärmung der Deckenbereiche hat.
Bild: Geberit

Die Sanitärräume in Halle 12 sind nicht mehr an das Warmwassernetz angeschlossen: Die Warmwasserzirkulation entfällt, was einen positiven Effekt auf die Erwärmung der Deckenbereiche hat.
Bild: Geberit
Die Messe Nürnberg hat sich bereits seit einigen Jahren dazu entschieden, auf Warmwasser im Bereich der Handwaschbecken zu verzichten. Dadurch entfallen die Warmwasserleitungen und Zirkulationsleitungen in der Decke, was sich wiederum positiv auf die Raumhöhe auswirkt. Zudem erfolgt kein Wärmeeintrag der wasserführenden Medien in den Deckenbereich mehr. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren für sie vor allem überzeugende Vorteile in Bezug auf die Verbesserung der Trinkwasserhygiene: Eine Wassertemperatur von unter 20 °C kann das mikrobielle Wachstum wirksam verhindern. Dadurch wird der gesamte Wasserinhalt des Rohrleitungssystems sowie die Wärmelast auf die Kaltwasserleitung minimiert. Alle Trinkwasserleitungen sind vom Strangbeginn an in Geberit Mapress Edelstahl ausgeführt. Das Brauchwasser wird über Abwasserleitungen in Geberit Silent-PP abgeleitet. Für die Steuerung der Sanitäranlagen in Halle 12 sind alle Hygienespülungen, elektronische Armaturen sowie WC- und Urinalsteuerungen kabelgebunden vernetzt.
Bild: Geberit
Für die Steuerung der Sanitäranlagen in Halle 12 sind alle Hygienespülungen, elektronische Armaturen sowie WC- und Urinalsteuerungen kabelgebunden vernetzt.
Bild: Geberit

Management der Sanitäranlagen

Die Messebetreiber erhalten die volle Kontrolle über die Sanitäranlage zentral über vier Geberit Gateways. Jedes der vier eingesetzten Gateways deckt bis zu 30 Endgeräte ab.
Bild: Geberit

Die Messebetreiber erhalten die volle Kontrolle über die Sanitäranlage zentral über vier Geberit Gateways. Jedes der vier eingesetzten Gateways deckt bis zu 30 Endgeräte ab.
Bild: Geberit
Geberit Connect vernetzt die verschiedenen elektronischen Spüleinrichtungen der Sanitärräume in Halle 12 miteinander und ermöglicht den Betreibern der Messe dadurch das ganzheitliche und wirtschaftliche Management der Sanitäranlagen. Mit der Vernetzung wird die Voraussetzung für das nahtlose Zusammenspiel zwischen den einzelnen Sanitärarmaturen geschaffen. Über vier Gateways erhalten die Betreiber zentral die volle Kontrolle über die Sanitäranlage. Jedes der vier eingesetzten Gateways deckt bis zu 30 Endgeräte ab. Das federführende Team der SK+ TGM GmbH entwickelte mit Unterstützung der Planungshilfe von Geberit ein Konzept, das die Sanitärräume in verschiedene Zonen einteilt und exakt auf die Gateways verteilt. Im Zuge der umfassenden Neugestaltung der Räume wurden alle Wände geöffnet und Gebus-Kabel zu allen Endgeräten verlegt. So konnte bei den Waschtischen auf eine 230 Volt-Verkabelung verzichtet werden. Mit der App Geberit Control können die Betreiber Hygienespülungen, elektronische Armaturen sowie WC- und Urinalsteuerungen direkt bedienen.

Hohe Variabilität

Über die Bluetooth-Verbindung können die Mitarbeiter der Haustechnik die Daten der einzelnen Spüleinrichtungen jederzeit über die App Geberit Control einsehen.
Bild: Geberit

Über die Bluetooth-Verbindung können die Mitarbeiter der Haustechnik die Daten der einzelnen Spüleinrichtungen jederzeit über die App Geberit Control einsehen.
Bild: Geberit
Die Einbindung der vielen unterschiedlichen Spüleinrichtungen in Sanitäranlagen kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese noch effizienter zu betreiben. Konkret bedeutet das für die Messe Nürnberg, dass die Spüllogiken an die Hallenbelegung und damit an den aktuellen Bedarf angepasst werden können. So startet die Spülung bspw. vor einer Messe, nach jedem Messetag oder bei einer starken Besucherfrequenz auch zwischendurch. Wird die Halle nicht genutzt, lässt sich ein kompletter Wasserwechsel im Rohrleitungssystem einfach umsetzen. Mit der neuen Anlage ist dabei ein bedarfsgerechtes Spülen möglich. Also dort, wo das Wasser entnommen wird und nicht nur am Strangende. Dies hat positive Auswirkungen auf die generelle Verbesserung der Trinkwasserhygiene und die Minimierung des Risikos für mikrobielles Wachstum.

Wirtschaftliche Vorteile

Die Messe Nürnberg kann die Spüllogiken an den aktuellen Bedarf anpassen: So startet die Spülung vor einer Messe, nach jedem Messetag oder bei einer starken Besucherfrequenz auch zwischendurch.
Bild: Geberit

Die Messe Nürnberg kann die Spüllogiken an den aktuellen Bedarf anpassen: So startet die Spülung vor einer Messe, nach jedem Messetag oder bei einer starken Besucherfrequenz auch zwischendurch.
Bild: Geberit
In zeitlicher Hinsicht bedeutet das zentrale Management der Anlagen für den Betreiber ebenfalls einen wirtschaftlichen Vorteil, zum Beispiel aufgrund eines geringeren Personalbedarfs. Die Anlagenprüfung kann ohne zeitaufwendige Rundgänge über das weitläufige Messegelände bequem über die Funktionsprüfung per Fernwartung zentral über das Gateway erfolgen. Die Steuerungen der Urinale, WCs und Waschtischanlagen lassen sich alle über die Control-App überwachen. Sie melden direkt, wenn eine Störung vorliegt. In der Vergangenheit mussten die Haustechniker im Vorfeld einer Messe alle über 800 WCs, Urinale und Armaturen auf dem Messegelände händisch auf ihre Funktionsfähigkeit prüfen. Die zunehmende Digitalisierung im Gebäudemanagement bietet vor allem für große Betreiber Vorteile.

Erste Daten der neuen Anlage lagen nach der Spielwarenmesse 2024 vor. Die Verantwortlichen der Messe können genau sehen, welches Urinal oder WC wie oft benutzt wurde. Die Daten nutzt die Messe künftig, um die Einkaufsplanung für Verbrauchsmaterialien, wie Seife, WC-Papier und Papierhandtücher, wirtschaftlicher auszurichten.


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