Nachhaltig bauen – Schattenpreis für CO2-Emissionen
06.02.2024 |Um die für 2045 gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden. Ein wichtiger Meilenstein in der Baubranche kann die Einführung eines Schattenpreises für CO2-Emissionen sein. Die digitale Gebäudeplanung leistet hierbei u. a. mit Hilfe integrierter Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, kurz EPD) einen wichtigen Beitrag.
Bild: KPMG
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat in seinem Impulspapier „Klimaverträglich Bauen mit einem Schattenpreis für CO2-Emissionen“ vorgestellt, wie ein vergabe- und haushaltsrechtlich zulässiger Ansatz für die Einführung eines CO2-Schattenpreises aussehen kann. Zur Umsetzung müssten sich öffentliche Auftraggeber offen zum Klimaschutz bekennen und deutlich machen, in welchem Umfang sie höhere Investitionskosten akzeptieren und frühzeitig Klimafolgekosten mitbewerten.
Klimaverträgliches Bauen führt häufig zu höheren Beschaffungskosten. Dieser Wert relativiert sich, sobald das Gebäude gesamtwirtschaftlich mit den Lebenszykluskosten betrachtet wird. Entsprechend empfiehlt die Bauindustrie im mit KPMG erarbeiteten Impulspapier, Vergabeverfahren dahingehend zu ändern, nicht mehr den Bieter mit dem günstigsten Angebotspreis zu suchen, sondern denjenigen, der so viel wie möglich CO2-Emissionen einspart. Nach ihrem Ansatz soll das Treibhauspotenzial von Bauleistungen mit dem CO2-Schattenpreis wirtschaftlich bewertet werden, um klimaverträgliche Bieterlösungen besser zu identifizieren.
Das Verfahren: Bieter quantifizieren das Treibhauspotenzial der von ihnen verantworteten Leistungen nach Standards, die vom Auftraggeber einheitlich vorgegeben werden. Der Auftraggeber multipliziert diesen vom Bieter ermittelten Wert rechnerisch mit dem Schattenpreis je Tonne CO2-Äquivalente (CO2e) und schlägt ihn für die Angebotswertung auf den Angebotspreis auf. Die Summe bildet den Wertungspreis. In diesem Verfahren erhält nicht der Bieter mit dem niedrigsten Angebotspreis, sondern derjenige Bieter mit dem niedrigsten Wertungspreis den Zuschlag.
Um das Treibhauspotenzial der eigenen Leistung zu quantifizieren, können Bieter für viele Produkte bereits auf EPD der Hersteller zurückgreifen. Ziel ist, in Planungsprozessen die Aspekte der Klimaverträglichkeit optimal zu berücksichtigen. Dazu entwickeln Hersteller ihre BIM-Softwarelösungen dahingehend weiter, dass EPD bereits in den digitalen Planungswerkzeugen implementiert sind und dadurch im digitalen Gebäudemodell CO2-Äquivalente auslesbar werden. Dies wird zu einer Beschleunigung und Vereinfachung der Prozesse für Bieter führen. Darüber hinaus können mit Hilfe von Bausoftware z. B. durch Nachhaltigkeitsbewertungen von TGA-Systemen weiterführende Aussagen über die Lebenszykluskosten von Gebäuden gemacht werden. Damit die Klimaschutzziele erreicht werden können, ist es erforderlich, nicht nur neue Materialien, sondern auch neue Techniken, Methoden und Prozesse zu erproben. Zugleich muss die Erstellung von zertifizierten EPD-Daten beschleunigt werden.