VDI äußert sich zum geplanten PFAS-Verbot
Umfassendes Verbot sei gut abzuwägen, so der Verein 29.08.2023
Symboldbild: Clipdealer
Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) äußert sich zum geplanten Verbot von Per- und Polyfluorierten Alkyl-Substanzen, besser bekannt als PFAS. Diese kommen aufgrund ihrer besondere Chemikalienbeständigkeit als Hochleistungskunststoff in aggressiven Medien zum Einsatz, z. B. in Membranen von Brennstoffzellen oder bei der Polymerelektrolytmembran (PEM)-Elektrolyse. Der Verein weist darauf hin, dass PEM-Elektrolyseure einen wichtigen Baustein der Zukunftstechnologie Wasserstoff bilden. Dichtungen, Ventilen und Schläuchen kommen die langlebigen und beständigen Eigenschaften von PFAS ebenso zugute. Hiervon profitieren auch Energiespeicher, Wärmepumpen und Windturbinen, in deren Antrieben und Generatoren Teile verbaut sind, die PFAS enthalten – aktuell noch alternativlos, so der VDI.
Während es für Konsumgüter Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften gibt – nicht fluorierte Wachse, die Textilien wasserabweisend machen oder Gusseisen und Emaille für Pfannen –, sind die Hochleistungskunststoffe aus PFAS in Chemie- oder Industrieanwendungen bislang nicht zu ersetzen, schreiben die VDI-Fachautoren Kevin Hares und Alice Quak. Das betrifft u. a. Dichtungsmaterialien wie Perfluorkautschuk mit hoher chemischer und thermischer Belastbarkeit.
Schwer zu lösendes Dilemma
Deutsche, niederländische, dänische, norwegische und schwedische Behörden haben gemeinsam ein Beschränkungsdossier für PFAS ausgearbeitet, die die Stoffgruppe der PFAS als Ganzes umfassen soll. Ein Inkrafttreten würde den Lebenszyklus von PFAS-enthaltenden Produkten von der Herstellung bis zur Entsorgung einschließen. Durch die Aufnahme der gesamten Stoffgruppe könnten erneute Substitutionen verhindert werden. PFAS zu beschränken, wenn nicht gar komplett zu verbieten, ist ein durchaus begründetes Bestreben, so der VDI. Die gesamte Stoffgruppe gleichzeitig zu beschränken, hätte direkte, positive Effekte auf Umwelt und Gesundheit. Die negativen wären immens, aber eher indirekt, weil sich Technologien, die für das Gelingen der Energiewende erforderlich sind, dann nicht mehr betreiben ließen. Der Klimawandel würde vorangetrieben, statt ihn zu bremsen. Ein schwer zu lösendes Dilemma.
Insgesamt sei ein umfassendes Verbot für die Stoffgruppe der PFAS gut abzuwägen, schreiben die Autoren. Die momentan diskutierte Ausnahme für „wichtige“ Technologien, wie Halbleiter, Elektrolyseure und elektrische Antriebe, birgt die Schwierigkeit, dass hiervon unter anderem Polymere betroffen sind. Diese Polymere benötigen ihrerseits zur Herstellung PFAS. Die Folge könnte der „Export“ von Umweltschäden sein, weil PFAS-Zwischenprodukte und Polymere dann vermehrt in weniger regulierten und kontrollierten Märkten hergestellt und so letztlich mehr PFAS in die Gesamtumwelt gelangen würden.