Berufsbegleitend zum Master GA
Weiterbildungs-Masterstudiengang GebäudeautomationDie Gebäudebranche steht in den nächsten Jahren vor immensen technologischen und organisatorischen Umbrüchen im Kontext der Digitalisierung des Bauwesens. Getrieben durch die aktuellen Entwicklungen, wie Energieeinsparungen, Industrie 4.0, Internet of Things (IoT) und Building Information Modeling (BIM), ergeben sich vielfältige neue Chancen und Möglichkeiten aber auch Risiken und Hemmnisse für eine verbesserte Planung und Ausführung von Gebäuden. Smart Buildings stehen somit zunehmend im Fokus von größeren Bauaufträgen. Seit dem Jahr 2017 gibt es den berufsbegleitenden Masterstudiengang Gebäudeautomation mit dem Abschluss Master of Engineering, der die Grundlage für die zuvor beschriebenen Themen ausbildet. Was dahinter steckt und wie teilgenommen werden kann, erfahren Sie hier.
Um die zuvor beschriebenen Herausforderungen aktiv aufzugreifen und zukünftig meistern zu können, sind u. a. Ingenieurinnen und Ingenieure für Gebäudeautomation gezielt aus- und weiterzubilden. Ein Baustein hierfür ist der Masterstudiengang Gebäudeautomation. Der berufsbegleitende und hochschulübergreifende Studiengang wurde initiiert durch den „Arbeitskreis der Professoren für Gebäudeautomation und Energiesysteme“ (AK-GAE) und in Abstimmung mit dem Industrieverband VDMA-AMG für die Gebäudeautomations-Branche entwickelt. Als akademischer Träger fungieren die Hochschulen Biberach und Münster in Kooperation. Aktuell beteiligen sich deutschlandweit neun Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) an der Ausbildung.
Der Studiengang spricht vor allem junge Ingenieure und Ingenieurinnen an, die bereits erste Berufserfahrungen in der Gebäudetechnik und Gebäudeautomation gesammelt haben und sich im Rahmen des Studiums der Gebäudeautomation in diesem Bereich gezielt weiterqualifizieren wollen. Dazu setzen sich die Studierenden mit aktuellen Themen des gewerkeübergreifenden und nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens von Gebäuden durch einen verbesserten Einsatz von Gebäudeautomation auseinander.
Der Masterstudiengang wird berufsbegleitend angeboten; nach vier Semester schließen die Studierenden mit dem Abschluss „Master of Engineering“ ab. Die Vorlesungen mit Laborpraktika und Seminaren werden in kompakten Präsenzveranstaltungen an verschiedenen Hochschulen, die alle Mitglied des AK-GAE sind, durchgeführt, so z. B. in Biberach, Münster, Erfurt, Osnabrück, Esslingen, Köln, Berlin und München. Ergänzend werden die Studierenden über innovative Lehrformate wie E-Learning, Blended-Learning und Webinare unterrichtet. Dadurch kann das Studium gut berufsbegleitend absolviert werden.
In den verschiedenen Fachmodulen werden auch gezielt aktuelle und zukunftsweisende Themen der Gebäudetechnik und Gebäudeautomation wie BIM, Digitalisierung, Smart Buildings, Smart Grids, aber auch Themen wie z.B. IoT und IT-Sicherheit behandelt, die anschließend in den individuellen Masterarbeiten aufgegriffen und vertieft werden können. Der Master-Studiengang hat somit den Anspruch, Ingenieurinnen und Ingenieure mit einem Diplom- oder Bachelor-Abschluss, wie z.B. Versorgungstechnik, Gebäude- und Energiesysteme, aber auch Elektro- und Automatisierungstechnik gezielt weiterzuqualifizieren, um ihnen eine ideale Grundlage für die Projektleitung in Planung, Ausführung, technischer Beratung, Entwicklung und Vertrieb sowie für Führungsaufgaben in der Gebäudeautomationsbranche mitzugeben. Weiter Informationen und Möglichkeiten zur Anmeldung siehe Kasten „Eckdaten zum Masterstudiengang GA“.
Eckdaten zum Masterstudiengang GA
Akademische Träger:
Hochschule Biberach und Fachhochschule Münster
Organisatorischer Träger:
Akademie der Hochschule Biberach
Beteiligte Hochschulen:
Hochschule Biberach, Hochschule Offenburg, Hochschule Osnabrück, Fachhochschule Erfurt, Fachhochschule Münster, Hochschule München, Hochschule Esslingen, TH Köln, Berliner Hochschule für Technik
Dauer:
4 Semester (berufsbegleitend)
Start:
Jeweils zum März eines Jahres
Abschluss:
Master of Engineering
Weitere Infos, Anmeldung unter:
tab fragt nach
Die tab-Redaktion sprach mit Prof. Dr.-Ing. Martin Becker, Hochschule Biberach, über die Ausbildung zum Master
Gebäudeautomation.
tab: Herr Prof. Becker, den Weiterbildungs-Masterstudiengang Gebäudeautomation gibt es mittlerweile seit sieben Jahren. Welches Fazit können Sie bis heute ziehen?
Prof. Becker: Ein sehr Positives. Der Studiengang ist nach wie vor der einzige speziell auf die Gebäudeautomation ausgerichtete Weiterbildungs-Masterstudiengang im deutschsprachigen Raum. Er wird sehr gut angenommen und hat sich nach der Aufbauphase in den sieben Jahren gut etabliert. Mittlerweile haben bereits an die 100 Teilnehmer den Masterstudiengang erfolgreich abgeschlossen. Dadurch, dass die Studierenden bereits Mitarbeiter bei Hersteller-Firmen, Planungsbüros, ausführenden Firmen und Gebäudebetreibern sind, entsteht ein sehr spannender Dialog unter den Masterstudierenden selbst und mit den Dozenten, was wir neben üblichen Vorlesungen aktiv durch verschiedenste Formate in Seminar- und Workshop-Charakter unterstützen. Ein spannender dynamischer Lern- und Verständnisprozess für alle Beteiligten!
tab: Spätestens seit der Energiekrise, die hierzulande insbesondere durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde, stehen Maßnahmen zur Energieeinsparung und Energieeffizienz meist mit oben auf der Agenda der TGA-Planungsaufgaben. Welche entscheidenden Vorteile haben hier die ausgebildeten Spezialisten, sprich die ‚Master of Engineering‘, im Bereich der Gebäudeautomation?
Prof. Becker: Das Gewerk Gebäudeautomation (Kostengruppe 480) ist die Schlüsseldisziplin, um einen nachhaltigen und energieeffizienten Betrieb von Gebäuden gewährleisten und kontinuierlich aufrechterhalten zu können. Dafür müssen aber bereits in der Bedarfsplanung und der frühen Konzeptions- und Fachplanung die richtigen Weichen für das passende Betreiberkonzept gestellt werden. Dazu gehört z.B. auch die Planung und Umsetzung eines Energie- und Anlagenmonitorings, um eine systematische Vorgehensweise bei der Betriebsoptimierung und eines energieeffizienten Gebäudebetriebs zu unterstützen. Daraus ergeben sich zum Teil neue und ergänzende Fragestellungen, Aufgaben und Anforderungen für die Gebäudeautomation, die auch durch die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingen wie EPBD auf europäischer Ebene und GEG auf nationaler Ebene verstärkt und verpflichtend gefordert werden. Diese aktuellen und zukünftigen Entwicklungen thematisieren wir in der Ausbildung des Masterstudiums Gebäudeautomation sehr intensiv, um die Studierenden für diese Herausforderungen zu sensibilisieren und gemeinsam Lösungswege zu finden, wie die aktuelle Situation z.B. durch möglichst durchgehende Engineering- und Workflow-Prozesse deutlich verbessert werden kann.
tab: Die Möglichkeiten zur effizienten Energienutzung bei gleichzeitiger Komfortsteigerung und Nutzerakzeptanz sind meist vielfältig. Oft werden die enormen Vorteile durch die Auftraggeber eines Projekts nicht direkt erkannt. Auch hier kann der GA-Master punkten. Welche praktischen ‚Werkzeuge‘ bekommen die Auszubildenden dabei vermittelt? Oder anders gefragt: Inwieweit nimmt die Ausbildung Bezug auf die Praxis?
Prof. Becker: Besonderen Wert wird in unserem Master auf eine ausgewogene Mischung von Theorie und Praxis gelegt, z.B. durch praxisrelevante Projektarbeiten während des Studiums. So bearbeiten die Studierenden z. B. im ersten Semester im sog. ‚Scientific Project‘ ein individuelles Thema, in welchem sie aktuelle Fragestellungen aus der Praxis aufgreifen, analysieren und darauf aufbauend erste Lösungsansätze erarbeiten und bewerten. Dies sind in der Regel konkrete Fragestellungen aus aktuellen Projekten ihres eigenen beruflichen Umfeldes, die sie dann ggf. in ihrer späteren Masterarbeit nochmals aufgreifen und vertiefend in ihrer Abschlussarbeit bearbeiten können.