Berufsbegleitend zum Master GA
Herausforderung Digitalisiertes Planen, Bauen und BetreibenDie Gebäudebranche steht in den nächsten Jahren vor immensen technologischen und organisatorischen Umbrüchen im Kontext der Digitalisierung des Bauwesens. Getrieben durch die aktuellen Entwicklungen von Industrie 4.0 und Internet of Things im Allgemeinen und Building Information Modeling (BIM) und Smart Buildings im Besonderen ergeben sich vielfältige neue Chancen und Möglichkeiten aber auch Risiken und Hemmnisse für eine verbesserte Planung und Ausführung sowie ein optimiertes Betreiben von Gebäuden.
Diese Chancen gilt es einerseits durch die Nutzung von passenden technologischen Innovationen voranzutreiben und andererseits auch sinnvoll auf die Nutzung angepasst einzusetzen – ganz im Sinne des Leitsatzes „weniger ist mehr“. So gilt es – z.B. neben der Konzeption des Energiebedarfs eines Gebäudes – zukünftig auch den Informationsbedarf eines Gebäudes zielgerichtet zu planen und umzusetzen. Ein schwieriger Spagat, für den es u.a. neue Methoden und Engineering Werkzeuge (Tools, Checklisten, Leitfäden, …) braucht, um geeignet mit der zunehmenden Komplexität im Zeitalter der Digitalisierung technisch und wirtschaftlich umzugehen. Der Automatisierungstechnik im Allgemeinen und der Gebäudeautomation im Speziellen kommt hier zukünftig eine noch größere Schlüsselrolle zu, um Gebäude nutzer- und nutzungsgerecht aber gleichzeitig auch möglichst wirtschaftlich und energieeffizient betreiben zu können.
Weiterbildungs-Masterstudiengang Gebäudeautomation
Um diese neuen Herausforderungen aktiv aufzugreifen und zukünftig meistern zu können, sind u. a. Fachingenieure für Gebäudeautomation gezielt aus- und weiterzubilden. Ein Baustein hierfür ist der neue Masterstudiengang Gebäudeautomation, der im März 2017 erstmals mit 15 Studierenden gestartet ist.
Dieser berufsbegleitende und hochschulübergreifende Studiengang wurde initiiert durch den Arbeitskreis der Professoren für Gebäudeautomation und Energiesysteme (AK-GAE) und in enger Abstimmung mit dem Industrieverband VDMA-AMG für die Gebäudeautomations-Branche entwickelt. Als akademischer Träger fungieren die Hochschulen Biberach und Münster in Kooperation, die Durchführung hat die Akademie der Hochschule Biberach übernommen (siehe Bericht in tab 3/2017).
Im ersten Semester wurde – neben den beiden Fachmodulen „Grundzüge der Gebäudeautomation“ und „Ausgewählte Kapitel der TGA“ – auch das Modul „Scientific Projekt“ durchgeführt. In diesem besonderen Format bearbeiten die Studierenden ein aktuelles Thema aus der Praxis eigenständig methodisch-wissenschaftlich aus – jeweils individuell betreut durch einen Professor. In diesem Semester betreuten die Professoren Elmar Bollin (Hochschule Offenburg), Martin Höttecke (Fachhochschule Münster) und Martin Becker (Hochschule Biberach) die Studierenden bei der Projektbearbeitung. Das Projekt wurde kontinuierlich im Laufe des ersten Semesters von den Studierenden bearbeitet, in drei Gruppen bei Zwischenpräsentationen und Workshops untereinander und mit den Professoren weiterentwickelt und schließlich zum Semesterabschluss u.a. im Rahmen einer hochschulöffentlichen Posterpräsentation an der Hochschule Biberach vorgestellt.
Ergebnisse aus dem „Scientific Project“
Da die Teilnehmer alle berufsbegleitend studieren, konnten sie für diese Projektarbeiten konkrete aktuelle Aufgaben- und Fragestellungen aus ihrem beruflichen Umfeld mitbringen und praxisbezogen wissenschaftlich bearbeiten. Im Austausch untereinander sowie im Kontakt mit den betreuenden Professoren sind sehr kreative Lösungsansätze entstanden, die die große Vielfalt der beruflichen Hintergründe der Studierenden widerspiegeln.
Die hochschulöffentliche Präsentation stieß auch außerhalb des Teilnehmerkreises auf großes Interesse. So ließ sich Thomas Schwäble, Kanzler der Hochschule Biberach, z.B. die Überlegungen eines Masterstudenten für ein optimiertes Gebäudemanagement einer großen Kommune durch verbesserte Planungs- und Ausführungsprozesse erläutern. Diese Thematik ist auch für eine nachhaltige Hochschul-Campusentwicklung von großem Interesse. So hat die Hochschule Biberach Pläne zur Verbesserung des Gebäudemanagements ihrer Campus-Standorte; langfristig geplant ist ein energieautarker Campus. Ein Schritt auf dem Weg dorthin ist eine innovative Gebäudeautomation mit Verknüpfung zum Energie- und Gebäudemanagement. Auch Honorarprofessor Dr. Norbert Stanger, Präsident der Akademie der Hochschule Biberach, kam zu dieser ersten Präsentation des neuen Studienformates und zeigte sich beeindruckt – von der Qualität der Arbeiten ebenso wie von der Innovationskraft des Masterstudienganges Gebäudeautomation.Die Spezialisierungsmöglichkeit biete dem Einzelnen aber auch der Branche eine Zukunftssicherung, gleichzeitig stelle der länder- und hochschulübergreifende Kooperationsstudiengang eine neuartige Form der Zusammenarbeit im Weiterbildungssektor dar.
Auch die weiteren Themen aus dem „Scientific Project“ stießen auf großes Interesse und zeigten die enorme Bandbreite der Arbeiten: Vorgestellt wurden z.B. Lösungsansätze zum Schutz von Reflexionsblendungen bei Verschattungssystemen, Softwarelösungen zur besseren Erfassung und Auswertung von Anlagen- und Gebäudedaten, Verbesserte Planungs- und Inbetriebnahmeprozesse bei der Raumautomation, Migrationskonzepte für die Raum- und Anlagenautomation und das Gebäudemanagement, optimierter Einsatz von Kommunikationssystemen mit BACnet, Analyse und Optimierung von Hydrauliksystemen, Simulation von Lastmanagement zur verbesserten Analyse und Visualisierung der Wirtschaftlichkeit, Konzepte für optimierte Prozessabläufe bei der Planung, Ausführung und Inbetriebnahme der Gebäudeautomation sowie Entwicklung von Vertriebs- und Vermarktungsstrategien für Energieeffizienzmaßnahmen. Viele dieser Projektthemen sind beeinflusst und getrieben durch die aktuellen Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung beim Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden.
Das Studienkonzept, das die Studiengangsleiter Prof. Dr.-Ing. Martin Becker (Hochschule Biberach) und Prof. Dr.-Ing. Martin Höttecke (Fachhochschule Münster) gemeinsam mit Kollegen aus ganz Deutschland entwickelt haben, sehen die beteiligten Professoren, aber auch die Teilnehmer als geglückt an: Master-Student Christian Hanisch etwa war selbst überrascht, wie viel eigenes Know-how er nach einem Semester bereits für sein Projekt nutzen konnte. Als Bachelor-Absolvent der Elektrotechnik sieht er sich im aktuellen Master-Studium als Quereinsteiger in die Schlüsseldisziplin Gebäudeautomation, die gleichzeitig entscheidend sein wird für seinen weiteren beruflichen Weg, weshalb sein Arbeitgeber die Teilnahme am berufsbegleitenden Master-Angebot Gebäudeautomation unterstützt.
Das Studium
Das berufsbegleitende Studienangebot Gebäudeautomation (Master of Engineering) richtet sich primär an Ingenieure mit einem Diplom- oder Bachelorabschluss. Initiiert wurde der Masterstudiengang durch den Arbeitskreis der Dozenten für Gebäudeautomation und Energiesysteme (AK-GAE), dem 19 Professoren aus 13 Hochschulen in ganz Deutschland angehören. Das Angebot umfasst innovative Lernformate sowie Präsenzveranstaltungen. Die Blockseminare finden innerhalb von vier Semestern in Biberach, Münster, Gelsenkirchen, Gießen, Köln, Berlin, Erfurt und München statt. Die Durchführung des Studienangebotes liegt bei der Akademie der Hochschule Biberach als etablierter Weiterbildungsträger.
Studiengangsleiter und Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Martin Becker, Hochschule Biberach,
Prof. Dr.-Ing. Martin Höttecke, Fachhochschule Münster,
Weitere Informationen:
Masterstudiengang Gebäudeautomation
Akademie der Hochschule Biberach
Nächster Studienstart: März 2018
Studiendauer: vier Semester, berufsbegleitend
Abschluss: Master of Engineering
www.master-ga.de
www.akademie-biberach.de
www.hochschule-biberach.de
www.fachhochschule-muenster.de
http://amg.vdma.org