Komplexes Insel-Energiesystem im Quartier

Projekt „Kokoni One“ in Berlin

„Kokoni One“ heißt ein neues, in der Umsetzung befindliches Öko-Wohnquartier in Berlin-Pankow, das aus 32 Gebäuden mit 84 Wohneinheiten in Holzbauweise besteht. Die quartierseigene Energieversorgung setzt auf einen Mix aus Photovoltaik, Wärmepumpen und dezentraler Warmwasserbereitung.

Schon vor vier Jahren, als noch keine Energiekrise in Sicht war, machte sich die Ziegert Group als Immoblienunternehmen Gedanken über neue Wohnkonzepte, die gesund, komfortabel, nachhaltig und gemeinschaftsfördernd sind. Vorrangiges Ziel des Projekts war es, funktionale Wohnungen mit hohem ästhetischen Anspruch zu schaffen und gleichzeitig eine positive CO2-Bilanz zu erreichen.

Die Modellsiedlung „Kokoni One“ besteht aus 32 Gebäuden in Holzbauweise mit 84 Wohneinheiten, die nach KfW-55-Standard gebaut werden. Die Wohnungen sind für unterschiedlich große Haushalte und Familienkonstellationen konzipiert und zwischen 95 und 169 m2 groß. Geplant und umgesetzt wurde das Konzept von von einem interdisziplinären Team unter der Leitung des Berliner Bauprojektentwicklers Incept GmbH und der ZRS Architekten Ingenieure, ebenfalls ansässig in Berlin. Um kleine Nachbarschaften im Quartier zu bilden, sind im Inneren Teil der Siedlung je zehn bis zwölf Häuser um einen Gemeinschaftshof gruppiert. Das Herzstück der Siedlung ist ein Gemeinschaftshaus und eine zentrale Streuobstwiese mit Freizeitangeboten, die das soziale Miteinander fördern. Die ersten Einheiten sind schon bezogen, weitere familienfreundliche Doppel- und Reihenhäuser werden bis 2024 fertiggestellt.

Aufbau der Wärmeversorgung

Das Wohnviertel verfügt über ein zentrales Erdwärmesondensystem mit 68 Sonden, die 99 m tief in den Boden gebohrt wurden. Sie entziehen dem Erdreich Energie auf einem geringen, aber über das ganze Jahr konstanten Temperaturniveau von ca. 10 °C. Zwei zentrale Sole/Wasser-Wärmepumpen von Waterkotte mit jeweils 50 kW elektrischer Eingangsleistung sowie knapp 200 kW ­thermischer Ausgangsleistung heben die Temperatur auf 40 °C. Die so nutzbare Heizwärme wird über ein gedämmtes Niedertemperatur-Nahwärmenetz in die einzelnen Gebäude transportiert und versorgt die Fußbodenheizungen. Das Netz besteht aus zwei Strängen mit einer Gesamtlänge von ca. 1,2 km. In den Sommermonaten werden die Energieflüsse im Energiesystem umgedreht und die Gebäude passiv gekühlt. Die beiden Wärmepumpen werden im Sommer nicht benötigt und vom Wärmenetz über einen Pufferspeicher hydraulisch entkoppelt. Die Gebäude können dann im Sommer durch den Tausch der Kreisläufe temperiert werden, um somit das Erdwärmesondenfeld zu regenerieren.

Eigenstromkonzept über PV

Auf der außergewöhnlichen Dachform, die vom sogenannten „Berliner Dach“ inspiriert wurde, befinden sich Photovoltaik-Module von Ennogie, die direkt auf die normale Dachlattung montiert wurden und somit die herkömmliche Dacheindeckung komplett ersetzen. Hier wird der Solarstrom für die Wärmepumpen, für die E-Durchlauferhitzer, für den Haushaltsstrom und für die Wallboxen erzeugt. Das Konzept wurde gemeinsam mit dem Öko-Energieversorger Naturstrom umgesetzt. Alle PV-Dächer, insgesamt ca. 300 kWp Leistung, werden über ein separates Netz zu einer großen Gesamtanlage verbunden und zentral gezählt. Die Bewohner können den vor Ort erzeugten Strom über einen günstigen Mieterstrom-Tarif beziehen.

Warmwasserversorgung dezentral

Die Warmwasserversorgung erfolgt dezentral. In den einzelnen Wohneinheiten sorgen elektronisch geregelte Durchlauferhitzer von Clage für warmes Wasser. Im gesamten Objekt werden 158 Durchlauferhitzer „DSX Touch“ in den Bädern, 84 Kompakt-Durchlauferhitzer „CFX-U“ in den Küchen und 84 Klein-Durchlauferhitzer „MCX 7“ direkt an den Waschbecken installiert. Durch die Installation nahe der Entnahmestellen und die bedarfsgerechte Just-in-Time-Erwärmung des Wassers wird zirka 40 % Energie gegenüber herkömmlichen zentralen Speichersystemen gespart. Die Durchlauferhitzer sind in der Regel in den Vorwänden der Bäder versteckt, so dass die Ästhetik der Wohnräume nicht beeinträchtigt wird.

Christoph Nigrin, technischer Leiter des Bauprojektes, resümiert: „Die Käufer der neuen Häuser tätigen eine sichere und zukunftsfähige Investition. Mit unserem innovativen Haustechnikkonzept übertreffen wir die GEG-Vorgaben bei Weitem.“

Was bedeutet „Kokoni One“

Das Wort Kokoni stammt aus dem Japanischen und bedeutet „hier“, steht gleichzeitig aber auch für „Kokon“ – also einen geschützten Raum, der Entwicklung und Verwandlung symbolisiert. Laut den Initiatoren soll das Projekt Kokoni One ein Vorbild für die Entwicklung hin zu lebenswerteren und ökologischeren Wohnquartieren sein.

x

Thematisch passende Artikel:

Brennstofffreies Wohnquartier in Köln nutzt Abwasser als Wärmequelle

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Mit der öffentlichen Wohnraumförderung Nordrhein-Westfalen unterstützen wir...

mehr