Lüftungskonzept für große und feuchte Luftmengen
Einblicke in die technische Ausgestaltung des neuen Westbads in DortmundMit dem neuen Westbad in Dortmund hat das Osnabrücker pbr Planungsbüro Rohling AG den Revierpark Wischlingen sinnvoll ergänzt und ein zukunftsfähiges und wegweisendes Sport- und Freizeitangebot mit Alleinstellungsmerkmal für Dortmund und Umgebung geschaffen. Das Konzept der Planer sah ein modernes Erscheinungsbild, eine zielgruppenorientiert entwickelte Badelandschaft, Barrierefreiheit und ein nachhaltiges Technikkonzept vor.
Der Revierpark Wischlingen im Westen Dortmunds ist eine 39 ha große Parklandschaft mit einem vielfältigen Angebot, das von einem Natursee über einen Hochseilgarten bis hin zu einer Eishalle sowie diversen Spiel-, Sport- und Tennisplätzen reicht. Und obgleich das bestehende Schwimmbad im Revierpark zu den größten Freizeiteinrichtungen in Dortmund zählt, so war es mit dem Sole- und Allwetterbad, einer Saunawelt, einem Fitnesscenter sowie einer Physiotherapieeinrichtung und einem Wellnessbereich doch ausschließlich erholungs- und freizeitorientiert geprägt. Durch die Erweiterung um ein Sportbad wurde das bestehende Angebot nun sinnvoll ergänzt. Die umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten sind dabei nicht nur für den Standort Wischlingen ein Alleinstellungsmerkmal, sondern suchen auch in und rund um Dortmund seinesgleichen. Das vor einem Jahr eröffnete Sportbad hat den Bestand deutlich attraktiviert.
Gestalterisches Konzept
Der kompakte Baukörper ist ein dreigeschossiger Massivbau und wurde mit einer Teilunterkellerung in Hanglage auf einer Freifläche westlich der Stellplatzanlage und südlich des bestehenden Verwaltungsgebäudes realisiert.
Das neue Sportbad kommt mit einer reduzierten Formensprache daher. Über die Holzfassade fügt es sich harmonisch in das naturbelassene Umfeld des Revierparks ein. Der natürliche Baustoff Holz kommt in Form der sichtbaren Dachkonstruktion auch im Innenraum zum Einsatz und sorgt hier im Bereich der Beckenlandschaft für eine angenehme Atmosphäre. Ergänzend zieht sich das Farbkonzept, das maßgeblich durch die Farbtöne Gelb, Grün und Anthrazit beherrscht wird, wie ein roter Faden durch das gesamte Sportbad.
Energiekonzept
Das Energiekonzept setzt auf Nachhaltigkeit. So wurde die maximale Ertragsfläche auf dem Dach der Schwimmsporthalle für die Ausstattung mit einer Photovoltaikanlage genutzt. Die Stromerzeugung der jährlichen Energiemenge von 49.000 kWh dient dem Eigenbedarf, Überschüsse werden ins Netz eingespeist. Der Amortisationszeitpunkt wird laut Wirtschaftlichkeitsberechnung nach elf Jahren erreicht sein.
Die Wärmeversorgung erfolgt aus dem Fernwärmenetz der DEW21 Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH. Die Auslegung der Heizflächen erfolgte auf Grundlage der Heizlastberechnung nach DIN EN 12831. Für die Schwimmbadtechnik wird zur Aufheizung der Beckenwasserbefüllung eine Wärmeleistung von 470 kW benötigt, die Dauerleistung für die Temperaturhaltung des Beckenwassers beträgt 100 kW. Für die Warmwasserbereitung wurde eine Gleichzeitigkeit von 0,8 des Spitzenbedarfs zugrunde gelegt. Aus diesen Auslegungsparametern resultierte die Projektierung der max. Heizleistung von 470 kW. Zur Gewährleistung stabiler Druckverhältnisse in der Anlage wurde eine pumpengesteuerte, zentrale Druckhaltung mit automatischer Nachspeisung realisiert.
Warmwassererzeugung
Die Erzeugung und Bereitstellung des Warmwassers erfolgt durch ein Speicher-Ladesystem. Diese Kombination aus Wasserbevorratung und Erwärmung im Durchlaufprinzip garantiert ein Höchstmaß an Flexibilität bei geänderten Entnahmemengen und ein Optimum der Trinkwasserhygiene. Für die Wärmeverteilung wurde im Untergeschoss ein Verteiler aufgestellt, der die Wärmeleistung an folgende Verbrauchergruppen der einzelnen Funktionsbereiche überträgt: zentrale Warmwasseraufbereitung, Heizregister Lüftungsanlagen, Heizkörper bzw. Flächenheizungen und Beckenwassererwärmung. Die Beheizung der Schwimmhalle und des Umkleidebereiches erfolgt größtenteils über die raumlufttechnischen Anlagen. In den Fluren und diversen weiteren kleinen Räumen kommen statische Heizflächen und Fußbodenheizung zum Einsatz.
Lüftungskonzept
Das Lüftungskonzept wurde auf Grundlage von normativen Vorschriften, den Nutzeranforderungen, dem Raumprogramm und den spezifischen Bedingungen einzelner Räume entwickelt und umgesetzt. Aufgrund vorgenannter Auslegungsparameter werden die meisten Räumlichkeiten mittels mechanischer Lüftung konditioniert. Zu diesem Zweck wurden drei Lüftungsanlagen installiert:
1. Schwimmhallen
Die Lüftungszentale wurde auf dem Dach positioniert und versorgt als kombinierte Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung über einen Kreuzstrom-Plattenwärmeübertrager die Schwimmhallen für das Lehrschwimmbecken und das Mehrzweckbecken. Die Zu- und Abluftventilatoren sind EC-geregelt, um die Luftmenge gleitend an den aktuellen Bedarf anpassen zu können. Sowohl Um- als auch Mischluftbetrieb ist möglich. Die Entfeuchtung erfolgt über den Außenluftanteil. Die Zu- und Abluftmenge beträgt 22.000 m3/h. Die Zuluft wird mit Übertemperatur in die Räume eingebracht. Die Halle wird mit einer Mischung aus Außenluft und Umluft belüftet. Dabei bleibt die in den Raum eingebrachte Luftmenge unverändert, um durch einen stabilen Luftwechsel und damit eine ausreichende Durchspülung die vorgegebenen Raumluftparameter (Raumtemperatur, -feuchte und Chlorgehalt) zu gewährleisten. Die Zulufteinbringung erfolgt über motorisch verstellbare Weitwurfdüsen, die zum Teil in den Innenwänden der Lüftungszentrale angeordnet sind. Auf diese Weise entstehen hochinduktive Luftstrahlen, die quer zum Becken verlaufen und direkt über der Wasseroberfläche für Luftaustausch sorgen. Die Anzahl der aktiven Düsen kann gesteuert werden, sodass auch im Teillastbetrieb eine ausreichende Durchlüftung erreicht wird. Die Abluft wird durch an den Innenwänden positionierten Abluftgittern aus den Räumen abgeführt.
2. Nebenräume
Die kombinierte Zu- und Abluftanlage mit einer Luftleistung von 3.800 m³/h mit Wärmerückgewinnung über Kreuzstrom-Plattenwärmeübertrager versorgt den Eingangsbereich, Technikräume und sonstige Bereiche.
3. Dusch- und Umkleidebereich
Aus einem Zu- und Abluftgerät mit integrierter Wärmerückgewinnung über einen Kreuzstrom-Plattenwärmeübertrager in Kombination mit einem Umluftgerät werden alle Räume des Dusch- und Umkleidebereichs versorgt. Während das kombinierte Zu- und Abluftgerät den Umkleidebereich mit Zuluft versorgt, saugt das Umluftgerät die Abluft ab, erwärmt diese und bringt sie als Zuluft in den Duschbereich ein. Der Abluftteil des kombinierten Zu- und Abluftgeräts saugt aus dem Duschbereich sodann die Abluft ab.
Die Zuluftmengen betragen in den Umkleiden 4.450 m3/h und in den Duschen 6.000 m3/h, während sich die Abluftmengen in den Umkleiden auf 3.950 m3/h und in den Duschen auf 6.500 m3/h belaufen. Dadurch wird sicher gewährleistet, dass keine feuchte Abluft in den Umkleidebereich gelangt.
Badewassertechnik
Für die Badewasseraufbereitung kommen konventionelle Druckfilter zum Einsatz. Über die Mehrschichtfilter wird die gesamte umgewälzte Wassermenge filtriert. Das Rohwasser wird dabei oben in den Filter über ein Verteilsystem zugeführt, strömt durch das Filtermaterial und den Filterboden. Bei der Rückspülung wird der Wasserstrom umgekehrt. Zur Auflockerung des Filterbettes wird zuvor Luft eingeblasen.
Die Filterrückspülung mit Luft wird über ein Spülluftgebläse mit Schalldämmhaube realisiert. Die Rückspülung mit Wasser erfolgt aus dem Spülwasserspeicher mit einer separaten Spülwasserpumpe. Für die Rohwasserpumpen kommen Permanent-Magnet-Motor-Pumpen mit Frequenzformer zur bedarfsgerechten Drehzahlregelung zum Einsatz. Aus den Beckenkreisläufen wird stetig Filtratwasser abgeleitet und dem Spülwasserspeicher zugeführt. Die Desinfektion wurde als Vollvakuum-Chlorgasanlage mit zwei angeschlossenen und jeweils zwei Reserveflaschen umgesetzt. Für jedes Becken wurde eine automatische Regelung vorgesehen. Ferner kommt eine automatische pH-Wert-Regelung zum Einsatz. Eine automatische Rinnenumstellung verhindert, dass bei der Beckenumgangsreinigung Reinigungsmittel in den Badewasserkreislauf eintritt. Anfallendes Rückspülwasser aus den Badewasserfilteranlagen wird in einem Behälter aufgefangen und über eine Aufbereitungsanlage in das nahe gelegene Regenrückhaltebecken geleitet.