Im Gespräch mit Prof. Dipl.-Ing. Klaus Lang

50 Jahre Lindner

tab: Die Lindner Group blickt 2015 auf eine 50-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Von der ersten abgehängten Decke bis heute war es ein weiter Weg. Welches waren die wichtigsten Entwicklungsschritte, die das Unternehmen geprägt haben?

Prof. Klaus Lang: Von Anfang an stand im Mittelpunkt des Lindner Geschäftsmodells unsere Kunden komplett „aus einer Hand“ zu bedienen, d.h. von der Beratungsphase bis zur Realisierung am Objekt und weitestgehend mit Produkten, die auch bei Lindner hergestellt werden.

Demzufolge wurden insbesondere in den Anfangsjahren der Firmengeschichte zahlreiche Systemlösungen für den gesamten Innenausbau kundenspezifisch entwickelt und gerade im Hinblick auf Design, Akustik und Brandschutz optimiert.

Resultierend aus vielen Jahrzehnten Projekterfahrung und Kundenanforderungen entwickelte sich ein umfangreiches Produktportfolio für den Innenausbau, die Gebäudehülle und Isoliertechnik, so wie Sie das heute bei Lindner kennen.

tab: Brandschutz bildet einen wichtigen Bereich Ihrer Produkte. Worauf sollten Planer diesbezüglich als erstes achten?

Prof. Klaus Lang: Entscheidend für das Funktionieren eines sicheren Brandschutzes im Gebäude ist immer ein ganzheitlicher Ansatz für die Anordnung und Ausprägung von Flucht- und Rettungswegen (horizontal wie vertikal im Gebäude).

Bereits in der Planungsphase sind hierzu die baurechtlichen Anforderungen zu beachten und entsprechend in der Planung zu berücksichtigen sowie in klaren und eindeutigen Leistungsbeschreibungen zu definieren bzw. auf der Baustelle dann konsequent umzusetzen.

Gerade in der Auswahl der Brandschutz-Ausbausysteme, wie Türen, Verglasungen, Unterdecken und Systemböden kommt es darauf an, dass sämtliche Randbedingungen, z. B. Anschlussdetails oder Schnittstellen zu anderen Gewerken, gemäß den Regelungen in den einschlägigen Brandschutznachweisen im Detail ausgeführt werden.

tab: Mehr Funktionen aus der TGA, im Kern Heizen, Kühlen und Lüften, werden in Decken und Fassaden untergebracht. Wie sinnvoll ist dieser Trend?

Prof. Klaus Lang: Die Integration und Steuerung der raumklimatischen Verhältnisse, wie Temperatur und Luftqualität in den abgehängten Decken, leichten Trennwänden oder Systemböden, ist vor allem in Betracht auf ressourcenschonende und energieeffiziente Klimatisierung von Gebäuden eine sehr zukunftsweisende Methode. Es leistet einen großen Beitrag, den Energiebedarf – derzeit entfallen über 40 % des Gesamtenergiebedarfs in Deutschland auf das Beheizen und Kühlen von Immobilien – nachhaltig zu reduzieren. Vor allem das relativ niedrige Temperaturniveau im Heiz- bzw. Kühlfall dieser Flächenheiz- und -kühlsysteme erlaubt eine hocheffiziente Energiebereitstellung auch aus regenerativen Quellen. Die Möglichkeiten, die Gebäudehülle, insbesondere die Fassade, als Energiekraftwerk zu nutzen und die solaren Einträge in den Sommermonaten zu begrenzen, sind zudem bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Hier bietet sich ein hohes Optimierungspotential für nachhaltige und ressourcenschonende Gebäude, gerade für die Büro- und Verwaltungsbauten.

tab: Häufig noch vernachlässigt wird das Thema der Raumakustik. Dabei wirkt sich eine gekonnt regulierte Geräuschkulisse positiv auf die Arbeitsleistung aus. Wie kann hierfür bereits in der Planungsphase mehr sensibilisiert werden?

Prof. Klaus Lang: Durch eine gute raumakustische Gestaltung mit absorbierenden und abschirmenden Maßnahmen an der richtigen Stelle kann die Arbeitseffektivität deutlich gesteigert werden. Mittlerweile belegen mehrere Untersuchungen aus der Psychologie, dass bei ungünstigen akustischen Bedingungen die Fehlerrate der Mitarbeiter um rund 10 % ansteigt und die Arbeitsgedächtnisleistung deutlich absinkt. Pauschal lässt sich festhalten: akustisch schlechte Arbeitswelten stellen ineffizientere Arbeitsumgebungen dar.

In den Planungen nach aktuellem Stand der Technik zoniert man die Bürolandschaften in Kommunikationsbereiche. Ziel ist es, die Kommunikation innerhalb eines Arbeitsbereichs zu fördern und zwischen fremden Arbeitsbereichen zu mindern. Dies löst man, indem die Sprach- und Silbenverständlichkeit sowie die Pegelausbreitung beurteilt werden.

In Deutschland ist die maßgebende Regel der Technik die neue VDI 2569, die sich derzeit im Entwurfsstadium befindet. Hier wird die Pegelausbreitung der menschlichen Sprache auf definierte Abstände untersucht. Sie stellt zurzeit die effektivste Planungsgrundlage für eine optimale raumakustische Auslegung von Büroarbeitswelten dar.

tab: Wir haben einige Gewerke betrachtet, die erst in ihrem Zusammenspiel ein funktionierendes Ganzes ergeben. Was muss bei der Planung beachtet werden, um den Aufwand zu minimieren und dennoch ein gutes, wenn nicht gar besseres Ergebnis zu erzielen?

Prof. Klaus Lang: Gerade in der gewerkeübergreifenden Planung von Gebäuden ist eine integrale Planung unumgänglich, d.h. am besten in einem dreidimensionalen CAD-Modell sämtliche Gewerke darzustellen, insbesondere Kollisionspunkte und Schnittstellen zwischen den Gewerken in der notwendigen Tiefe durchzuplanen. Hierfür ist es zwingend erforderlich, das angestammte Know-how der einzelnen beteiligten Unternehmen bzw. Produkthersteller frühzeitig miteinzubinden, um die richtigen Systemlösungen auszuwählen und festzulegen. Nur dadurch ist einem späteren, hohen Zeitaufwand für nicht erkannte Kollisionspunkte oder nicht funktionierende Gewerkeschnittstellen effektiv vorgebeugt.

Natürlich ist der vorgeschaltete integrale Planungsaufwand höher als bei herkömmlicher Einzelbetrachtung. Allerdings sind die nachgeschalteten Prozesse dadurch kosten- und terminsicherer umzusetzen und auch die Qualität am Bau erhöht sich deutlich. Der integrale Ansatz verspricht ein besseres Ergebnis für alle Beteiligten, für den Planer, die ausführenden Unternehmen und vor allem für den Bauherrn selbst.

tab: Vielen Dank für das Interview, unsere Gratulation zum Jubiläum und weiterhin viel Erfolg!

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