60 Jahre pbr AG
Markenzeichen Gesamtplanung
„Gesamtplanung mit Verantwortung“ ist das zentrale Versprechen, welches das Architektur- und Ingenieurbüro pbr Planungsbüro Rohling AG prägt. Damit beschreibt das Unternehmen die Art und Weise, wie es seit nunmehr 60 Jahren, heute an zwölf Standorten bundesweit mit nahezu 600 hochqualifizierten Architekten und Ingenieuren agiert.
Im April 2020 beging die pbr AG ihr 60-jähriges Bestehen. Die Gründung erfolgte 1960 in Osnabrück als Büro für Statik und Baukonstruktion. Die Suche nach dem besten Ergebnis für die Bauherren war für den Bauingenieur und Unternehmensvater Dipl.-Ing. Konrad Rohling seinerzeit Triebfeder allen Handelns, zunächst ausschließlich auf dem Gebiet der Tragwerksplanung. In den 1970er Jahren erweiterte sich das Führungsteam um die Bauingenieure Dr. Ralf Hesse und Reinhard Fiedler.
Dieses Führungsteam lenkte über weitere zwei Jahrzehnte die Geschicke des Unternehmens und intensivierte die in dieser Zeit noch neuartige fachübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gewerken Architektur, Tragwerksplanung sowie Gebäudetechnik und machte dies zu seinem Markenzeichen. Mit einem interdisziplinären Leistungsangebot setzte pbr die Erweiterung der Produktions- und Lagerflächen für die Firma Kraft in Fallingbostel als erstes Gesamtplanungsprojekt in den Jahren 1970 bis 1972 um. „Das respektvolle und integrierende Miteinander von Architekten und Ingenieuren prägt unsere DNA, zugleich sichert es den größten Nutzen für unsere Auftraggeber. Unser breites Planungsangebot ermöglicht es uns, komplexe multifakultative Planungsdienstleistungen auf einem hohen Gesamtniveau durchführen zu können. Damit wollen wir uns von reinen Architektur- oder Ingenieurbüros unterscheiden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Heinrich Eustrup die Vorteile der Gesamtplanung. Auf der Grundlage dieser Ausrichtung konnten in den folgenden Jahren weitere kompetente Führungspersönlichkeiten für das erfolgreiche Fortführen des Unternehmens gewonnen werden.
Auf Innovations- und Wachstumskurs
1989 eröffnet pbr als erste Niederlassung neben dem Hauptsitz in Osnabrück den Bürostandort Berlin, es folgen Niederlassungen in Magdeburg, Jena und Frankfurt. Früh erkennt das Unternehmen wichtige Entwicklungen am Markt und reagiert darauf mit der Gründung von Beteiligungsgesellschaften, u.a. im Bereich des Nachhaltigen Bauens, und setzt in diesem Kontext in den Jahren 2006 bis 2010 mit dem „Bambados“ in Bamberg das erste Schwimmbad in Passivhausbauweise in Europa um.
Überdies weitet die pbr AG ihr Leistungsangebot ab 2010 auf das gesamte Bundesgebiet aus und bietet die alles verantwortende Gesamtplanung ebenfalls in Braunschweig, Hannover, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart sowie in München und Karlsruhe an. Zudem gründet die Aktiengesellschaft Auslandsstandorte in St. Petersburg und Almaty. 2014 verlagert das Unternehmen seinen Hauptsitz von der Rheiner Landstraße in Osnabrück in den WissenschaftsPark der Stadt. Der dort entstandene Neubau wurde seinerzeit durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) als erstes Gebäude der Region mit dem Platinstatus ausgezeichnet. pbr löst damit auch beim Bauen für sich selbst höchste Anforderungen an dem verantwortlichen Umgang mit Ressourcen ein.
Um den Einsatz aller technischer Entwicklungen an den durch pbr geplanten Objekten zu gewährleisten, setzt das Unternehmen auf einen ständigen Wissenstransfer, getreu dem Motto „wenn alles so bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern“. Der Austausch findet nicht nur fach-, sondern auch standortübergreifend statt. So kommen im Rahmen von Seminaren in der unternehmenseigenen „pbr-Akademie“ die Architekten und Ingenieure in unterschiedlicher Besetzung regelmäßig zusammen, um sich fortzubilden und weiterzuentwickeln. Die „pbr-Akademie“ ist ein Ort, mit dem das Unternehmen das büroeigene Wissensmanagement forcieren möchte. Sie ist am Unternehmenshauptsitz Osnabrück im just bezogenen Erweiterungsgebäude verortet.
Herausforderung Digitalisierung
„Ziel der kommenden Jahre wird es sein, die erreichte Marktposition zu erhalten und auszubauen“, sagt Heinrich Eustrup. Hierbei stellt die Digitalisierung, die auch das Bauwesen derzeit z.B. in Form von Building Information Modeling (BIM) immer intensiver durchdringt, eine wesentliche Herausforderung der nächsten Jahre dar. Die Entwicklung früh erkannt, stellte pbr die Weichen bereits vor fünf Jahren auf digitale Planung. „Die disruptive Kraft einer flächendeckenden und gesellschaftlich akzeptierten Digitalisierung hat bereits andere Branchen verändert und wird auch die Baubranche langfristig transformieren. Wir sind gut aufgestellt und fühlen uns gewappnet“, fasst der Vorstandsvorsitzende zusammen. Im Detail bedeutet BIM, dass alle am Projekt beteiligten Fakultäten gemeinsam an einem dreidimensionalen Gebäudemodell arbeiten, das alle relevanten Informationen enthält. Mithilfe dieser integralen Vorgehensweise sollen die Planungsqualitäten verbessert werden.
Dies ist Voraussetzung für Kosten- und Terminsicherheit sowie letztlich für einen wirtschaftlichen Gebäudebetrieb. pbr hat bereits vor einigen Jahren damit begonnen, die erforderliche Hard- und Software anzuwenden, Mitarbeiter zu schulen, neue Schnittstellen zu erkennen und sogar neue Jobprofile zu schaffen. Das Unternehmen nimmt damit erneut die Rolle des Pioniers ein, zählt zu den wenigen Architektur- und Ingenieurbüros, die als BIM-Anwender zertifiziert sind und als aktives Mitglied des Building Smart e.V. die Weiterentwicklung von BIM-Standards begleiten.
„Wir sind auf dem Weg, wollen bei den Ersten sein, und nehmen pioniergemäße Rückschläge dabei gern in Kauf“, so das Credo des Vorstands zu BIM.
Herausragende Projekte
Die pbr AG hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Bauvorhaben in den Bereichen Ausbildung, Lehre, Forschung, Industrie, Kultur- und Versammlungsstätten sowie im Bereich Bildung geplant und auch realisiert.
Zu den herausragenden Projekten der pbr AG zählen u.a. der Neubau der Hochschule Hamm-Lippstadt, Campus Hamm, der Neubau der Hochschule Rhein-Waal, Campus Kamp-Lintfort sowie der Neubau des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik in Braunschweig.
Ebenso gehören das Niedersächsische Landesarchiv in Stade, die Produktionshalle AL3 für Hydro Aluminium, aber auch die Stadthalle Bad Neustadt und die Sanierung des Hallenbades Stuttgart-Feuerbach zu bedeutenden Bauvorhaben.
sondern die Weitergabe des Feuers.
(Gustav Mahler)
Drei Fragen an Hartmut Lückemeyer
tab: Wie hat sich das Miteinander von Architekten und Ingenieuren in den letzten Jahren verändert?
Hartmut Lückemeyer: Bauvorhaben sind heute sehr oft hochtechnisiert, extrem komplex und vernetzt; die Anzahl der Schnittstellen hat sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Dies fordert einen deutlich intensiveren Austausch zwischen Architekten und Fachplanern als zuvor. Der Projekterfolg ist gefährdet, wenn jedes Gewerk oder auch die am Projekt beteiligten Mitarbeiter nur die Aufgaben erledigen, die Sie absolut beherrschen. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist zwingend notwendig, um Schnittstellenproblematiken zu vermeiden bzw. gemeinsam im Team fachübergreifend zu lösen. In den vergangenen Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Bereitschaft nicht mehr so hoch ist und sowohl Architekten als auch Fachplaner häufig nur in ihrem Gewerk denken. Wir beim pbr haben den Vorteil, dass Architekten und Fachplaner in einem Haus arbeiten, was die Kommunikation und den Austausch erleichtern. Zur Optimierung der Prozesse pflegen wir Schnittstellenlisten, die aus bereits geplanten und realisierten Bauvorhaben resultieren. Taucht eine neue Schnittstellenproblematik auf, werden diese sowie ihre Lösung dokumentiert. Die Fehlerquote kann auf diese Weise enorm verringert werden.
Weiterhin führen wir nach Fertigstellung der Bauvorhaben regelmäßige Projektreviews durch, um Verbesserungspotentiale zu erkennen und gemeinsam im Projektteam zu erörtern. Ein Reviewbericht dokumentiert die Ergebnisse und wird allen Mitarbeitern über unser Intranet zur Verfügung gestellt. All diese Maßnahmen helfen, die Zusammenarbeit zwischen den Gewerken kontinuierlich zu optimieren.
tab: Wohin muss sich die Zusammenarbeit entwickeln, damit das Bauen noch besser wird?
Hartmut Lückemeyer: Funktionale Gebäude, wie wir sie heute planen und bauen, bedeuten eine hohe Installationsdichte. Die Anforderungen an die technische Ausstattung eines Gebäudes sind enorm gestiegen, damit auch die Anforderungen an die Kenntnisse derer, die die Immobilie planen und realisieren. Früher war es häufig der Architekt, der die „Klammer um das große Ganze“ bildete und die Fachingenieure anwies und koordinierte. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an den technischen Ausbau, ist der Architekt heute allerdings nicht mehr in der Lage, die angesprochene Klammer zu bilden. Deshalb halten wir es für absolut unerlässlich, einen Projektleiter einzusetzen, der die Funktion des Projektleiters auch wirklich übernimmt, den Überblick über alle Gewerke und Fachdisziplinen behält, diese koordiniert und die Kommunikation fördert sowie fordert. Weiterhin haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich Architekten und Fachplaner gemeinsam über neue Produkte, Anwendungen oder Prozesse informieren sollten, so dass ein direkter Austausch darüber stattfinden kann. Nicht zuletzt ist es wichtiger denn je, bereits in einer frühen Projektphase gemeinsam Abläufe zu definieren, so dass möglicherweise bereits in der Ausschreibungsphase an die zuvor definierten Schnittstellen gedacht werden kann. Grundlegende Basis für eine bessere Zusammenarbeit ist und bleibt schließlich die Bereitschaft, sich zuzuhören, die Interessen und Bedürfnisse aller ernst zu nehmen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Ein Punkt, den ich für überdenkenswert halte, betrifft den Honoraranteil des Architekten für die Koordination der TA-Gewerke. Bei komplexen Gebäudetypen (Labore etc.) entfallen bis zu 50 % der Baukosten eines Gebäudes auf die Technische Ausrüstung. In der Kostengruppe 450 liegt nach unserer Erfahrung der größte Abstimmungsbedarf. Den Architekten fällt es gerade in dieser Kostengruppe zunehmend schwerer, das erforderliche technische Verständnis aufzubringen, um die Belange der Technik im Gesamtprojekt angemessen zu berücksichtigen und zu koordinieren.
tab: Welche Herausforderungen prägen die Planung aktuell besonders?
Hartmut Lückemeyer: Ziel der kommenden Jahre wird es sein, die erreichte Marktposition der pbr AG zu erhalten und auszubauen. Hierbei stellt die Digitalisierung in Form von Building Information Modeling (BIM) eine wesentliche Herausforderung dar. Wir haben die Entwicklung früh erkannt und bereits vor fünf Jahren die ersten Projekte mit dieser neuen und zukunftsweisenden Arbeitsmethode geplant. Ich möchte aber behaupten, dass uns die Implementierung von Building Information Modeling als Gesamtplaner mehr Kraft kostet als die eben angesprochenen reinen Architektur- oder Ingenieurbüros. Deshalb haben wir bereits frühzeitig damit begonnen, Mitarbeiter zu schulen und sogar neue Jobprofile, wie den BIM-Manager, zu schaffen. Anders als reine Architektur- oder Ingenieurbüros sind wir nicht nur gefordert, BIM-Software einzuführen und zu erlernen, sondern diese auch noch zu kombinieren, u.a. mit unterschiedlicher Aufsatzsoftware beispielsweise für die TGA. Ein wichtiger Mehrwert, den BIM bietet, ist neben den Möglichkeiten zur Kollisionsprüfung eine besser dokumentierte Trassenplanung in 3D. Deshalb sind wir bereit, diese Anstrengung auf uns zu nehmen. Auch vor dem Hintergrund des steigenden Anteils an hochtechnisierten Gebäuden kann BIM dabei helfen, den Projekterfolg zu sichern.
Weiterhin beschäftigt auch uns das Thema Fachkräftemangel. Es wird immer schwieriger, gut ausgebildete Kollegen zu finden, die nicht nur in ihrem Gewerk denken und arbeiten, sondern überdies Bereitschaft zeigen, im Projekt-Team interdisziplinär Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Wir haben hier in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um neue Mitarbeiter für uns zu gewinnen und bestehende Mitarbeiter zu halten.