BIM – eine Herausforderung für den technischen Anlagenbau

BIM – Building Information Modeling dürfte für viele TGA-Vertreter noch den Charme eines böh­mischen Dorfes haben. Doch Vorsicht – BIM wird in absehbarer Zeit die Planung und Entstehung von Gebäuden, die Ausführung und den Betrieb grundlegend ändern. Werfen wir einen Blick auf andere Branchen, die ebenfalls nach Planung und Konstruktion, Ausführung und Betrieb segmentiert und strukturiert sind. Es entsteht heute keine Maschine, kein Auto, keine Fabrikanlage, kein Kreuzfahrt- oder Containerschiff, ohne dass das zu realisierende Produkt in einem kompletten Datenmodell und auf der Grundlage modellbasierter Arbeitsmethoden entwickelt wurde. In diesen Branchen ist die gesamte Wertschöpfungskette digitalisiert, automatisiert und dadurch rationalisiert; und genau hier scheint die Bauwirtschaft offensichtlich schwer hinterherzuhinken. Dort wird in aller Regel noch sehr traditionell und segmentiert abgearbeitet, ohne dass durchgängige organisationsübergreifende Prozesse integriert werden. Dabei geht es nicht um gängige 3D-Modelle oder um Ansätze der in­tegralen Planung. Nein, es geht darum, virtuelle Modelle zu generieren, die es ermöglichen, dass alle relevanten Informationen im gesamten Bauprozess allen Baubeteiligten zugänglich gemacht werden. Es geht darum, wie es der BIM-Leitfaden des Bundesinstitutes für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) beschreibt, eine strategisch einheitliche Projektvorbereitung, eine ausführliche Planung der Planung und einen offenen und transparenten Umgang mit den Schwierigkeiten und Herausforderungen aller Projektbeteiligten zu realisieren. Dies mag dem einen oder anderen als Traumtänzerei, vielleicht sogar als kulturell-philosophisches Hirngespinst vorkommen. Doch die Realität sieht anders aus: Deutsche Planungsbüros und ausführende Betriebe, die auch im Ausland tätig sind, müssen sich dort bereits im Wettbewerb mit etablierten BIM-Fachleuten behaupten. Und auch in Deutschland wird auf verschiedenen Ebenen und in maßgeblichen Gremien mit Hochdruck an der BIM-Entwicklung gearbeitet. Auffällig ist hierbei, dass in Deutschland nahezu ausschließlich private Auftraggeber eigene BIM-Standards einsetzen, im Ausland aber sehr häufig die öffentlichen Auftraggeber das Thema vorantreiben. Doch unabhängig davon, wo die treibenden Kräfte liegen – gerade der tech­nische Anlagenbau ist gefordert, sich aktiv in diese Thematik einzubringen. Denn sonst laufen wir Gefahr, bei der Etablierung von BIM-Standards und BIM-Methoden – vorgegeben von der Hochbauindustrie – nur die zweite Geige zu spielen.

Der BTGA bot Anfang Februar für seine Mitglieder eine BIM-Informationsveranstaltung an, die den anwesenden Anlagenbauern und Komponentenherstellern die Augen öffnete. Ein Vertreter eines gro­ßen, international tätigen Planungsbüros stellte unmissverständlich fest, dass in maximal zehn Jahren alle Bauprojekte – nicht nur die großen, auch die mittleren – auf der Basis von BIM entwickelt, geplant, ausgeführt und betrieben werden. Der BTGA wird im Interesse des industriell ausgerichteten Anla­genbaus aktiv an der BIM-Entwicklung mitwirken. Er wird so seinen Teil dazu beitragen, dass BIM insgesamt zu einer wirtschaftlicheren Projektabwicklung führt, Kostenverlagerungen hin zu den frühen Leistungsphasen erfolgen und sich für alle Projektbeteiligten konkrete Vorteile ergeben. Überlassen wir das Feld nicht (nur) den anderen!

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