Revitalisierung eines Stadions

Dachkonstruktion für Kiew

Anlässlich der zweiten gesamtukrainischen Olympischen Spiele entstand 1923 auf dem Gelände des Alkseevsky Parks in Kiew das Rote Stadion. Im Laufe der Jahrzehnte sollte es mehrmals umgebaut und umbenannt werden. Für die Fußball-Europameisterschaft 2012 wurde die Sportstätte – die inzwischen National Sport Komplex Olimpijskyj heißt – generalsaniert. Die Arbeiten dauerten von Dezember 2008 bis Oktober 2011 an. gmp-Architekten würdigten mit ihrem Revitalisierungs-Entwurf des Stadions, das rund 68 000 Sitzplätze fasst, die historische Bausubstanz: Mit Abstand setzten sie die Stützen der neuen Dachkonstruktion vor die bestehende, prägende Oberrangtribüne aus Spannbeton.

Das 45 000 m² große, filigrane und transluzente Membrandach hat 640 Hochpunkte mit Lichtkuppeln. Das Dachtragwerk ist eine membranbespannte Speichenradkonstruktion mit zwei äußeren Druckringen und einem spielfeldseitigen Zugring aus VVS-Seilbündeln. Zwischen diesen spannen 80 radiale Seilbinder. Die unteren Seile der Seilbinder liegen mit leichtem Gefälle nach außen und tragen 80 Membranfelder aus PTFE-Glasgewebe. Jedes Membranfeld wird durch acht seilunterspannte Hochpunkte onduliert.

Der Auftrag für die anspruchs­volle Montageplanung von Seil­tragwerk und Membran sowie die Zuschnittplanung des Membrandachs ging an die die Spezialisten von formTL (www.form-TL.de). Auch das Nahtlayout und die Schnittgrößen für die Membranstruktur wurde von formTL entwickelt. Darüber hinaus führten die Ingenieure die statischen Nachweise der Membranverankerung. Da die Membran beim Olimpijskyj Stadion ein tragender und für die Luftstützen stabili­sierender Bauteil ist, war die genaue Bestimmung der Membransteifigkeit wesentlich für eine korrekte Ermittlung der Schnittgrößen. Bei der Ausbildung der Hochpunkte musste vor allem auf den Spannungsverlauf unter Schneelast und ein harmonisches Gesamt­bild geachtet werden. Da für die Dachfläche mindestens die Brand­schutzklasse B1 nach DIN 4102 gefordert war, und die Tribünen taghell sein sollten, kamen für die Eindeckung der Hochpunkte nur Lichtkuppeln aus Polycarbonat oder ETFE-Folie, die letztlich zum Einsatz kam, in Frage. Für eine optimale numerische Generierung und industrielle Fertigung der Membranfelder ergänzte formTL die eigenentwickelte und programmierte Verebnungssoftware „WinNetz!“.

Im Olimpijskyj Stadion Kiew werden drei Vorrundenspiele, ein Viertelfinale und das Endspiel der EM 2012 ausgetragen.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2010

Sicherheit im Stadion

Bosch Sicherheitssysteme liefert die Brandmeldetechnik zur Überwachung des „Loftus Versfeld Stadions“ in Pretoria, einem der Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft 2010. Die modulare...

mehr

Pumpentechnik im Stadion Croke Park in Dublin

Grüner durch Nachhaltigkeit

Das Stadion kann 82.300 Zuschauern Raum geben und ist nach dem Camp Nou sowie dem Wembley Stadion das drittgrößte in Europa. Über die eigentliche Sanierung hinaus hat das Management des Croke Park...

mehr

Sanitärbereiche im Paul-Janes-Stadion

Fangerecht gestaltet

Bereits 1930 wurde das Paul-Janes-Stadion im Düsseldorfer Stadtteil Flingern errichtet. Zunächst war die Spielstätte vereinseigen, mittlerweile ist sie in städtischer Hand. Seit 1990 trägt das...

mehr
Ausgabe 06/2010

Duschen wie die Weltmeister 2010

Weltmeister und Vizeweltmeister 2010 duschen mit Hansgrohe Die Veranstalter der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 setzen ebenfalls auf das Gütesiegel „Made in Germany“: Hansgrohe rüstet drei der...

mehr
Ausgabe 06/2012

VRF-Technologie für die EM-Stadien

VIP-Bereiche in den Stadien der Euro 2012

Die Fußballeuropameisterschaft steht vor der Tür und wieder einmal wird dieses sport­liche Großereignis Millionen Menschen in seinen Bann ziehen. Polen und die Ukraine sind als gemeinsamer Sieger...

mehr