Der 37. Uponor-Kongress

„TGA – alles geregelt?!“

Durchaus mehrdeutig war das Motto „TGA – alles geregelt?!“ auf dem 37. Uponor-Kongress gedacht, der vom 20. bis 27. März 2015 in St. Christoph am Arlberg veranstaltet wurde. Fünf Tage beleuchteten rund 180 Führungskräfte von Ingenieur- und Architektenbüros, Handwerksunternehmer sowie Entscheider aus Wohnungs-, Industrie- und Gewerbebau mit hochkarätigen Referenten und Experten die spannungsreichen Facetten von Regeln und Regelungen.

Georg Goldbach, Kongressleiter und Leiter Vertrieb & Marketing Zentraleuropa bei Uponor, eröffnete das Gipfeltreffen auf 1800 m Höhe mit eindrucksvollen Referenzen aus der ganzen Welt und einem Rückblick auf nahezu vier Jahrzehnte Uponor Kongress. Auch bei der 37. Veranstaltung würden der Dreiklang aus Vorträgen von Trendsettern und Experten zu aktuellen Themen aus der TGA-Branche, das Netzwerkknüpfen sowie die Freude als Motor für den persönlichen Erfolg den besonderen Flair des Uponor-Kongresses ausmachen.

Kommunikationstrainer René Borbonus zeigte mit seinem Programm „Respekt! Ansehen gewinnen bei Freund und Feind“, dass Kommunikation und Respekt die Basis für erfolgreiche Bauprojekte und die Konfliktbewältigung in jeder Planungs- und Ausführungsphase sind.

Besondere Wertschätzung von einem der politischen Schwergewichte bekam der Kongress von Guenther H. Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Als ehemaliger Kommissar für Energiewirtschaft und Ministerpräsident aus dem Land der „Häuslebauer“ weiß er um das Spannungsfeld, in dem die Politik bei der energetischen Sanierung steht. Wegen einer Terminkollision konnte er leider nicht persönlich an der Veranstaltung teilnehmen, sendete aber eine Videobotschaft an das Auditorium und betonte darin, dass die kommunikationstechnische Vernetzung aller Akteure im Energiesystem die Grundlage für eine erfolgreiche Energiewende sei.

 

Zukunftsweisende Energiekonzepte

Matthias Goebel von Stiebel Eltron erläuterte das komplexe Zusammenwirken verschiedener Energiequellen bei den als „Green Office“ bekannt gewordenen Elbarkaden in Hamburg. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Peter Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, erklärte die Schnittstellenfunktion der Gebäudeautomation am Beispiel des NuOffice in München. Dieses gilt mit einer LEED-Zertifizierung in Platin als derzeit nachhaltigstes Bürogebäude in Deutschland.

Die positive Wirkung von selbstlernenden Steueralgorithmen, unter Berücksichtigung der Wettervorhersagen, auf die Energieeffizienz thermisch aktivierter Bauteilsysteme, zeigten M. Eng. Martin Schmelas und Prof. Elmar Bollin von der Hochschule Offenburg auf.

 

Schadensprävention von Rohrsystemen im Fokus

Neben der Regelungstechnik stand der Kongress im Zeichen der Schadenspräventionen in Rohrsystemen. Prof. Dr.-Ing. Michael Günther von der Uponor Academy warb für eine höhere Sensibilität zur Vermeidung von bereits in Planung und Ausführung angelegten Schäden. Warum diese Forderung berechtigt ist, verdeutlichte der Fachvortrag von Dr.-Ing. Thorsten Pfullmann vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Der Versicherungssachverständige präsentierte Schadensfälle und -statistiken und formulierte Anforderungen zur Schadensprävention.

Wie diese aus Sicht eines Anlagenbauers systematisch in der Praxis umgesetzt werden können, beschrieb Christian Frädrich von Cofely Deutschland. Mit welchen Haftungsrisiken eine fehlerhafte Planung und Installation für Planer und Anlagenbauer verbunden ist, verdeutlichte Rechtsanwalt Sebastian Thomas von der Kanzlei Leinemann & Leinemann sehr eindrücklich.

Welche Möglichkeiten eine „intelligente“ Regelungstechnik für zukunftsorientierte Energiekonzepte von Industriegebäuden und von Einfamilienhäusern bietet, dokumentierten den Kongressteilnehmern eindrucksvoll drei weitere Referenzen.

Nach den DGNB-Kriterien mit Gold zertifiziert wurde das Spiegel-Haus an der Ericusspitze in Hamburg. Dessen Energiekonzept mit einer Betonkernaktivierung von Uponor (siehe tab 3/2011) stellte Dr. Markus Treiber von Drees & Sommer und Olaf Schmidt vom Bauherren Robert Vogel GmbH vor. Dr. Markus Treiber erklärte dazu: „Um das Zusammenwirken der TGA-Systeme im Raum und deren Einfluss auf die thermische Behaglichkeit zu testen, stellen wir solche Gebäude mithilfe der CFD-Simulation immer auf den virtuellen Prüfstand.“

 

Praxiserprobtes Energiekonzept für Einfamilienhaus

Welches Potential zur Energieeinsparung der Stand der Technik bei der energetischen Sanierung von Einfamilienhäusern im Bestand bietet, beschrieb Andreas Klapdor von RWE am Beispiel des RWE-Zukunftshauses. Das Gebäude aus dem Jahr 1965 verbraucht nach der energetischen Sanierung nur noch 1 % des ursprünglichen Energiebedarfs.

RWE testet mit dem Projekt, an dem neben Uponor und Stiebel Eltron insgesamt etwa 30 Partner beteiligt sind, mit welchen Techniken zukünftige Effizienzhäuser ausgestattet und wie diese auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden praxistauglich verarbeitet und miteinander vernetzt werden können. Andreas Klapdor betonte dabei, wie wichtige eine exakte Planung ist: „Anders als in Gewerbegebäuden, die nach der Sanierung für Betriebsoptimierungen weiter zugänglich sind, können Energiesparmaßnahmen bei Sanierungen von Einfamilienhäusern nicht ständig nachjustiert werden.“

Wie innovative Energiekonzepte in großem industriellen Maßstab umgesetzt werden können, präsentierte Markus Faigl von der Audi AG am Beispiel des neuen Werkes in Münchsmünster.

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