Energiewende im Gewerbebau

35. Uponor-Kongress zeigt Lösungen auf

Der 35. Uponor-Kongress im März 2013 stand ganz im Zeichen der Energiewende im Gewerbebau. Rund 200 Teilnehmer aus Ingenieur- und Architekturbüros, Anlagenbaubetrieben und Entscheider aus Industrie- und Gewerbebau diskutierten im österreichischen St. Christoph am Arlberg mit führenden Experten und maßgeblichen Branchenvertretern über nachhaltige Energiekonzepte, energieautarke Gebäude und die rechtlichen Aspekte der Gebäudezertifizierung. Entsprechend dem Leitgedanken „Netzwerke leben“ bildete der Uponor-Kongress über das Fachprogramm hinaus wieder eine Plattform für den interdisziplinären Wissensaustausch und die Netzwerkbildung.

Spätestens mit der Ankündigung der EnEV 2014 wurde die Energiewende im Gewerbebau eingeläutet. Die Referenten erläuterten praxisnah, welche Auswirkungen die Energiewende auf die TGA-Branche hat, welche Herausforderungen zu meistern sind und mit welchen innovativen Ansätzen diese zu lösen sind. Dabei wurden nicht nur politische und technische Aspekte erörtert, es wurde auch offen über den Fachkräftemangel in der Branche diskutiert sowie rechtliche Aspekte zur Haftungssituation bei der Gebäudezertifizierung zur Sprache gebracht.

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, ab 2020 klimaneutrale Gebäude einzuführen, den Primärenergiebedarf im Bestand um 80 % zu senken und einen Sanierungsfahrplan für den Baubestand zu entwickeln. Der Referentenentwurf zur EnEV 2014 ist einer der wesentlichen nächsten Schritte zu diesem Ziel.

Dipl.-Ing. Peter Rathert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erläu­ter­te die gegenwärtigen Ände­run­gen im Referentenentwurf zur EnEV 2014. Zudem gab er dem Auditorium Einblicke, warum nicht nur technische As­pek­te in die Neufassung ein­ge­flossen sind und welche politi­schen Vorgaben auf deutscher sowie europäischer Ebene berück­sichtigt werden mussten. Dreh- und Angelpunkt, so Peter Rathert, bleibe dabei immer das Wirtschaftlichkeitsgebot in § 5 des EnEG. Maßnahmen, die sich nicht innerhalb der üblichen Nutzungsdauer amortisieren würden, könne der Gesetzgeber nicht einfordern.

Über rechtliche Verflechtungen und Verantwortungen, die sich bei Gebäudezertifizierungen nach LEED, BREEAM oder dem deutschen Zertifizierungssystem des DGNB für Architekten, Planer und Bauunter­nehmer ergeben, referierte Ministerialdirektor a. D. und Rechtsanwalt Michael Halsterberg. Er empfahl vor allem im Hinblick auf die zahlreichen Schnittstellen eine sorgfältige Prüfung vor einem entsprechen­den Vertragsabschluss. In diesem müsse zudem für alle Beteiligten klar geregelt werden, wer die für die Zertifizierung erforderlichen Komponenten festlegt und deren Einhaltung verantwortet.

Neue Konzepte im Gewerbebau

Welche Einsparpotentiale thermisch aktive Bauteilsysteme mit einer intelligenten Steuerung, die auf prognosegestützten Wetterdaten basiert, bieten, verdeutlichte der Vortrag von Prof. Elmar Bollin. Am Beispiel des Bürogebäudes „Elektror“ in Stuttgart erklärte er, wie dadurch 70 % Energie im Bereich der Umwälzpumpen und 7 % im Bereich der Heiz- und Kühlenergie gespart werden konnten. „Die prädiktive Steuerung einer thermischen Bauteilaktivierung sollte idealerweise über die Taktung der Pumpenlaufzeiten und die Variation der Vorlauftemperatur erfolgen“, so seine Empfehlung. „Das Ergebnis ist ein minimierter Energieaufwand bei verbesser­tem thermischen Komfort.“

Neben einem Blick in die Zu­kunft wurden beim Kongress bereits erfolgreich umgesetzte Lösungen präsentiert: eine komplett energieautarke Produktions- und Lagerhalle in Bayern, eine Energiespeichertechnologie mit Kälte-Wärme-Verbund in einem norddeutschen Edeka-Supermarkt sowie ein Konzept zur Energieeffizienz in Transport- und Logistikunternehmen.

Impulse für die persönliche Entwicklung

Der Anspruch der Veranstalter des Uponor-Kongresses war es, nicht nur fachliche Diskussionen auf höchstem Niveau anzustoßen, sondern den Teilnehmern auch Impulse für ihre persönliche Entwicklung mitzugeben.

Der Mo­tivationstrainer Jörg Löhr zeigte Wege zur persönlichen Höchst­leistung auf. Entscheidend, so Jörg Löhr, sei dabei die Fähigkeit, seine Ziele durch eine positive und ermutigende Ein­stellung zu erreichen. „Visua­lisieren Sie Ihre Ideen und Ziele in Bildern“, so sein Tipp. „Ohne eine klare Vorstellung des Zielfotos sind Höchstleistungen weder im Sport noch in der Wirtschaft möglich.“

Eine Herausforderung ist aber nicht nur die persönliche Motivation und die Motivation der Mitarbeiter, sondern auch der zunehmende Fachkräftemangel, wie Prof. Dr. Jörg Knoblauch ausführte: „Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass aus dem ,war of talents‘ der Bewerber um Anstellungsverträge bei den Top-Unternehmen inzwischen ein ,war for talents‘ seitens der Unternehmer geworden ist.“ Er gab praktische Tipps, um die richtigen Mitarbeiter zu finden und diese auch zu halten.

Workshops zu Produkt­innovationen

Als Ergänzung zu den Fachre­fe­ra­ten und Best-Practice-Beispie­len wurden in Workshops verschiedene Einzelaspekte vertieft, um die Energiewende auch im Gewerbebau umzusetzen.

Das zur Uponor-Gruppe gehörende Unternehmen Zent-Frenger Ener­gy Solutions bietet dazu eine integrierte Gesamtlösung mit einer geothermischen Ener­gie­gewinnung kombiniert mit der individuell geplanten und schlüsselfertig gelieferten Großwärmepumpe „Geozent“ als Heiz- und Kühlzentrale und Systemen zur Energieverteilung in Ge­bäuden.

Zudem wurde die Entwicklung bei thermisch aktiven Bau­teil­­sys­temen und deren Kos­ten­vorteile gegenüber her­kömm­lichen HLK-Systemen dargestellt.

Stiebel Eltron, strategischer Partner von Uponor, beantwortete die Frage nach der Speichertechnolo­gie der Zukunft: „Warum ist die Wärmepumpe das bessere Elek­tro­auto?“ Großes Interesse fand zudem die Vorstellung der Uponor-Innovationen für Nah­wärmenetze sowie für die ener­getische Renovierung.

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