Die Qual der (Azubi-)Wahl

Die Betriebe der Haus- und Versorgungstechnik möchten wieder verstärkt ausbilden, da der fachliche Nachwuchs knapp wird. Besonders gewünscht sind neben dem klassischen Anlagenmechaniker SHK hochqualifizierte Berufsbilder wie der Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme oder der Mechatroniker für Kältetechnik. Gefragt ist hier der Multispezialist, der in der Lage sein muss, fachübergreifend mit mechanischem, elektrotechnischem, elektronischem und/oder kältespezifischem Wissen und Können schwierige Situationen zu meistern. Solch hohe Anforderungsprofile erfordern gute Qualifikationen der Lehrstellenbewerber. Und daran scheitert immer häufiger die Besetzung offener Lehrstellen.

Die erste Schwierigkeit ist eine Quantitative, nämlich sinkende Schülerzahlen. Mit dem Altern der Gesellschaft schrumpft die Zahl der Schulabgänger, weil der Nachwuchs ausbleibt. Ein Dilemma, das auch das deutsche Bildungswesen betrifft. Nach statistischen Untersuchungen sinkt bis 2020 die Schülerzahl in Deutschland von 12,3 Mio. (in 2005) um voraussichtlich 2,2 Mio. Schüler. Stärker als in den alten Ländern wird der Rückgang in den neuen Bundesländern sein. Während die Zahl der Schüler in den alten Ländern von 2005 bis 2020 von 10,2 Mio. auf 8,4 Mio. (- 17,5 %) sinken soll, werden in den neuen Ländern 2020 voraussichtlich 1,7 Mio. Schüler leben – ein Rückgang um etwa 19 % von ursprünglich 2,1 Mio.

Vor diesem Hintergrund liegt für Ausbildungsbetriebe die Herausforderung darin, geeignete Bewerber zu finden. Hier stellt sich die zweite Schwierigkeit; nämlich diesmal qualitativer Art.

Viele Betriebe beklagen bei der Besetzung von Lehrstellen die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger. Besondere Defizite werden im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen, bei der Disziplin, bei den elementaren Rechenfertigkeiten und der Leistungsbereitschaft festgestellt. Als geeignete Maßnahme zur Verbesserung der mangelhaften Ausbildungsreife wird an erster Stelle eine verbesserte schulische Vorbildung der Bewerber genannt.

Allerdings kann diese – wenn überhaupt – nur mittel- bis langfristig zu erwarten sein. An Reformen zur Verbesserung der Schulstrukturen und auch der damit verbundenen Steigerung der Ausbildungsqualität wird zwar permanent gearbeitet, doch werden sich Ergebnisse erst in einigen Jahren zeigen.

Daher müssen Betriebe jetzt offensiv und intensiv in die Lehrlingswerbung gehen und dabei die Stärken ihres Betriebes und die Spezifik des Ausbildungsberufes herausstellen. Das kann durch Direktwerbung für freie Lehrstellen, z. B. durch Anzeigen in der Tagespresse, Werbung auf der eigenen Homepage, Auftritte in Schulen oder die Schaltung von Azubi-Kampagnen in Schülerzeitungen erreicht werden.

Von der Meldung freier Lehrstellen an die Arbeitsagentur abgesehen, empfiehlt sich die Inanspruchnahme der Lehrstellenbörsen von Kammern und Verbänden, die bei der Suche geeigneter Azubis helfen können. Bewährt hat sich auch das Kennenlernen von Schülern und Ausbilderfirmen im Rahmen von Betriebspraktika.

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