Die Weichen auf Nachhaltigkeit gestellt
Technologiekomplex für die Jenaer AntriebstechnikBeim Bau eines neuen Technologiekomplexes für die Jenaer Antriebstechnik wurde besonderer Wert auf ein nachhaltiges Energiekonzept gelegt. Der Neubau soll CO2-neutral betrieben werden.
Wirtschaftlich und effizient
Der neue Technologiekomplex stellt sich als kompakter, klar strukturierter Baukörper dar, dessen Hüll- und Grundfläche minimiert ist, so dass eine optimale Umsetzung der quantitativen und qualitativen Nutzungsanforderungen, damit eine wirtschaftliche Errichtung des Gebäudes und nicht zuletzt ein effizienter Betrieb gewährleistet werden konnten. In seiner städtebaulichen Ausprägung orientiert sich der Neubau an den Gebäudekanten des Bestandskomplexes. Gestalterisch setzt sich das Produktions- und Verwaltungsgebäude aus den Sockelgeschossen mit den Ebenen -1 und 0 sowie den darüber liegenden Atriumgeschossen Ebene 1 und 2 zusammen. Weil sich die Ebene 0 in halber Höhe in die Ebene -1 hineinschiebt, wirkt der Baukörper in Richtung Buchaer Straße dreigeschossig, Richtung Süden viergeschossig. Der Neubau wurde als massive Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Die Außenwand der beiden Obergeschosse wurde als Vorhangfassadensystem konzipiert und als Holzrahmen-Elementkonstruktion ausgeführt.
Funktionales Raumprogramm
Das Produktions- und Verwaltungsgebäude gliedert sich horizontal in zwei Nutzungsbereiche. Während sich auf den Ebenen -1 und 0 überwiegend die produktionsbezogenen und technischen Bereiche wiederfinden, befinden sich in den Ebenen 1 und 2 vorrangig die öffentlich zugänglichen, kommunikativen Zonen. An die Produktionshalle mit einer lichten Höhe von 7 m und einem Krahnbahnbetrieb grenzen Fertigungs-, Werkstatt- und Technikbereiche an. In unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich mit Empfang wurde ein großer Besprechungs- und Schulungsraum angeordnet, aber auch in Ebene 2 befinden sich Konferenzräume, die sowohl internen Meetings als auch Besprechungen mit Kunden dienen. Die Entwicklungs- und Verwaltungszonen sowie die Konferenz- und kommunikativen Aufenthaltsräume wurden in einer büroartigen, dabei sehr flexiblen Struktur in den Ebenen 1 und 2 angeordnet. Ein Aufzug gewährleistet die barrierefreie Erschließung des gesamten Gebäudes, in allen Ebenen befinden sich Sanitärbereiche, in der Zugangsebene (0) wurde ein barrierefreies WC angeordnet, während sich in der Hallenebene (-1) Duschen befinden.
Konzept zur Lastabtragung und Klimatisierung
Die Gründung erfolgte als Tiefgründung mit Spezialtiefbau durch Bohrpfahlgründung. Diese leitet die aus dem Neubau resultierenden Lasten durch einen flächigen Fundamentbalkenrost in den schwierigen Baugrund ab. Dabei tragen die 90 Gründungspfähle mit einer durchschnittlichen Länge von ca. 27 m nicht nur das Gebäude, sondern liefern auch die Energie zur Beheizung und Kühlung des Baukörpers. An die Bewehrungskörbe der Pfähle sind Geothermie-Rohrspiralen geknüpft, die an die Vorlauf- und Rücklauf-Heizverteiler im Gebäude angeschlossen wurden. Durch die Geothermie wird der Neubau in den Wintermonaten beheizt und in den Sommermonaten gekühlt. Die Kühlung wird bei Spitzenlasten durch einen in einem naturbelassenen, künstlich angelegten Teich enthaltenen Wärmetauscher ergänzt. In den Wintermonaten wird die Heizung durch die Abwärme der Server entsprechend unterstützt. Die Massivdecken des Neubaus werden mittels Betonkerntemperierung aktiviert und die Räume so flächendeckend geheizt und gekühlt. Zusätzlich wurden Heiz-/Kühldecken in den Büro- und Arbeitsräumen unterhalb der Massivdecke im Bereich der Fenster angebracht.
Begrüntes Flachdach verbessert Stadtklima
Das Flachdach des neuen JAT-Komplexes wird zum Teil zur Aufstellung von Photovoltaikelementen genutzt, der erzeugte Solarstrom kann mit Hilfe von Akku-Batterien gespeichert werden. Ein weiterer Bereich auf dem Dach wurde extensiv begrünt, die Bewässerung erfolgt mittels Regenwasser aus auf dem Grundstück aufgebauten Zisternen. Das trägt nicht nur zur positiven Ökobilanz der JAT bei, sondern kommt auch der Stadt Jena zugute. Denn die Bewässerung hat maßgeblich Einfluss auf das in den Sommermonaten überhitzte Stadtklima. Die Überfliegung des Dachs mit einer Wärmebildkamera ergab an einem durchschnittlichen Hochsommertag eine Oberflächentemperatur von 25 °C, die übliche Oberflächentemperatur eines Ziegeldachs an einem solchen Tag liegt bei über 50 °C.