Effizienzhaus-Plus-Siedlung in Friedberg
In Hügelshart, einem Ortsteil von Friedberg in Bayern, ist 2017 eine besondere Neubausiedlung entstanden: Deutschlands erste Effizienzhaus-Plus-Siedlung, erstellt nach den Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bau für Effizienzhaus-Plus-Häuser. Zentraler Bestandteil des energetischen Konzepts sind Stiebel Eltron-Wärmepumpen als Heizungsanlagen. Alle Gebäude, durchweg als KfW55-Häuser errichtet, sind darüber hinaus mit einer Photovoltaikanlage sowie einem Batteriespeicher ausgestattet.
Zukunftsweisendes Konzept
Geplant und realisiert wurde die Siedlung von der asset bauen wohnen gmbh aus Augsburg in Kooperation mit der BayWa r.e. renewable energy GmbH. Gebaut wurden neun Einfamilienhäuser sowie zwei Doppelhäuser, so dass insgesamt 13 Wohneinheiten entstanden sind. In jeder Einheit ist eine Luft-/Wärme-Zentrale „LWZ 504“ von Stiebel Eltron (www.stiebel-eltron.de) installiert. Das Integralgerät mit dazugehöriger Luft-/Wasser-Wärmepumpe übernimmt alle haustechnischen Funktionen: kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, Heizung und Warmwasserbereitung sowie auf Wunsch auch aktive Kühlung des Gebäudes über die Heizflächen. Die besondere Effizienz dieses Gerätes beruht auf dem hohen Wärmerückgewinnungsgrad dank Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher und der integrierten Wärmepumpe. Für die Gebäudekühlung verfügt die Luft-/Wasser-Wärmepumpe über einen umkehrbaren (reversierbaren) Kältekreislauf.
Wie in einem Labor werden seit dem Bezug der Gebäude die Erfahrungen der Bewohner gesammelt und haustechnische Daten regelmäßig ausgewertet. Bernhard Jakob von asset beschreibt das Projekt in Hügelshart so: „Es handelt sich hier nicht um eine Musterhaussiedlung oder ein Förderprojekt. Vielmehr haben wir den Fokus auf mehr Klimaschutz und Zukunftsfähigkeit gelegt und die damit einhergehenden Anforderungen mit einer massiven und architektonisch anspruchsvollen Bauweise kombiniert. Trotz der hohen Ansprüche sollten die Häuser bezahlbar sein.“
Aus seiner Sicht ist die Siedlung Hügelshart außerordentlich effektiv. Auch Elke Dehlinger von der BayWa r.e., die für das energetische Konzept zuständig war, zieht ein positives Fazit: „Mit dem Einsatz von bewährten Standardkomponenten in der Haustechnik, passend dimensioniert und klug kombiniert, können hervorragende energetische Kennwerte erreicht werden.“
Kombination von PV-Anlage und Wärmepumpe
Weil die Wärmepumpenanlagen den Strom von der PV-Anlage nutzen, kann die Eigenverbrauchsquote des selbst erzeugten Stroms im Vergleich zu Gebäuden ohne Wärmepumpe erhöht werden: „Der Eigenverbrauch liegt bei rund 40 %“, so Oliver Bast, Produktmanager von Stiebel Eltron. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Bewohner erreichen über das Jahr gesehen eine durchschnittliche Autarkiequote von knapp 50 %. Somit lässt sich fast die Hälfte ihres Gesamtstrombedarfs mit eigenem Strom decken. „Rechnet man in den Gesamtbedarf noch die kostenlose Umweltenergie ein, die die Wärmepumpe gewinnt, liegt die Autarkiequote sogar bei 77 %“, resümiert Oliver Bast.
Im Durchschnitt entsprechen die Ergebnisse in etwa den in der Planungsphase über Simulationen ermittelten Zahlen. „Es zeigt sich aber auch, dass es durchaus Ausreißer in beide Richtungen gibt“, sagt Steffen Mechter, Geschäftsführer der BayWa-Sparte Haustechnik. „Das Verhalten der Bewohner hat demzufolge deutlich höhere Auswirkungen auf die energetische Bilanz des Gebäudes als angenommen. Dabei muss die bessere Effizienz des Gesamtsystems aufgrund eines energiebewussten Verhaltens keinesfalls mit Komforteinbußen einhergehen – das bestätigen uns auch die Bewohner.“
Die Daten der Siedlung werden noch bis zum Jahresende 2020 ausgewertet.