Exklusiver Online-Beitrag: Optimierte Akustik in der FH Bielefeld

Akustikplatten ermöglichen offene Studienlandschaften

Gleichzeitig lernen, konzentriert und ungestört, und das trotz offener Studienlandschaften. Im 180 Mio. € teuren Neubau der Fachhochschule Bielefeld wird dies durch 36.000 m2 Holzwolle-Akustikplatten des Deckenspezialisten Knauf AMF unterstützt, in dem Hallzeiten verkürzt werden. So wird eine ruhige Lernatmosphäre möglich.

Die Fachhochschule Bielefeld ist mit knapp 9.700 Studenten die größte staatliche Fachhochschule in Ostwestfalen-Lippe. Bislang waren ihre Fachbereiche über mehrere Standorte verteilt. Das hat sich im Wintersemester 2015/16 mit der Eröffnung des Neubaus auf dem Campus Nord geändert.

Auf einer Nutzfläche von 31.500 m2 sind 16 Hörsäle, 220 Seminarräume, eine Bibliothek, Labore, ein Rechenzentrum, zwei Café-Bars und eine Cafeteria mit Außengastronomie untergebracht. „Auf dem Campus Bielefeld bekommt die Fachhochschule Bielefeld eine eindeutige Adresse und ein neues Gesicht“, sagt Beate Rennen-Allhoff, Präsidentin der FH Bielefeld. „Erstmals lernen, lehren und forschen hier die verschiedenen Disziplinen der FH unter einem Dach – in einer hervorragenden Infrastruktur und mit modernster Ausstattung.“ Die Studenten gehören den Fachbereichen Ingenieurswissenschaften, Mathematik, Sozialwesen und Wirtschaft an.

Offene Lernlandschaften als akustische Herausforderung

Hinter dem Neubau stecken Kreativköpfe des Münchener Architekturbüros Auer Weber. Sie haben das Gebäude nach Kriterien der Offenheit gestaltet, um Kommunikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Es gibt große Begegnungslandschaften für den gemeinsamen Gedankenaustausch, lichtdurchflutete Innenhöfe und breite Flure, die zum inspirierenden Spazierengehen einladen.

Diese Offenheit stellte die Baukünstler allerdings vor die akustische Herausforderung, die Hallzeiten zu begrenzen. „Wir entschlossen uns frühzeitig, im gesamten Gebäude ein Abhangdeckensystem zu installieren, das auch dazu dienen sollte, den Studenten ein ruhiges und angenehmes akustisches Umfeld zu schaffen“, erinnert sich Architekt Thomas Schonder von Auer Weber. So begann die Suche nach der passenden Deckenlösung.

Holzwolle-Akustikplatten für eine optimierte Akustik

Fündig wurde das Planungsteam von Auer Weber bei Knauf AMF. Der Deckenspezialist aus Grafenau produziert „Heradesign superfine“ – 35 mm dicke Holzwolle-Akustikplatten, die aus Holz, dem Bindemittel Magnesit und Wasser bestehen. Insgesamt 36.000 m2 der 15 kg/m2 schweren Platten im Sonderformat: 550 mm x 2.200 mm) haben die Architekten über eine CD-Unterkonstruktion aus Metall von der Decke abhängen lassen. Um dabei für jeden Raumtyp die optimale Dämpfung zu realisieren, wurde die Abhanghöhe variiert und zusätzlich unterschiedlich dicke Mineralwolleauflagen verwendet, die zwischen Rohdecke und Akustikplatten liegen.

Die vollflächige Akustikbekleidung verwandelt im gesamten Gebäude bis zu 90 % der Schallenergie über das gesamte Frequenzspektrum durch Reibung in Wärme und reflektiert den Rest. Besonders effektiv arbeitet sie dabei im sprachrelevanten Frequenzbereich von 250 bis 4000 Hz. Dadurch wird es in den Hörsälen, Fluren, Verbindungsgängen, Seminarräumen und offenen Lern- und Begegnungslandschaften es spürbar ruhiger, und Studenten können sich entspannt in Zimmerlautstärke unterhalten. Architekt Thomas Schonder sieht die Vorteile: „Mit diesem angenehmen akustischen Raumklima beugen wir unnötigen Ermüdungserscheinungen vor und erfüllen außerdem die DIN 18041 ‚Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen‘.“

Eine Alternative zu klassischen Lochplatten

Die Holzwolle-Akustikplatten erwiesen sich als wirtschaftliche Alternative zu klassischen Lochplatten. „Lochplatten absorbieren Schallenergie in einem engeren Frequenzbereich, sodass Architekten für eine effektive Akustikoptimierung zusätzlich teure Tiefen- und Bandabsorber einplanen müssen“, sagt Thomas Wölfer, Objektmanager Süd bei Knauf AMF. „Die ,Heradesign‘-Holzwolle-Akustikplatten hingegen vereinen diese Funktionen und sind damit die viel wirtschaftlichere Lösung, die zudem über mehrere Jahrzehnte Bestand hat.“

Die Deckenplatten haben die Architekten allerdings nicht nur durch ihren guten Absorptionswerten überzeugt, sondern auch durch die aus der Holzwolle-Struktur mit einer Faserbreite von 1 mm entstehenden charakteristischen Optik. „Wir haben die produktspezifische Oberflächenstruktur von ,Heradesign‘ bewusst eingesetzt. Durch individuelle Farbgebung konnte eine optimale Abstimmung auf andere Materialien erfolgen“, sagt Schonder. So harmonieren beispielsweise in den breiten Fluren die grau eingefärbten Deckenplatten mit dem ebenfalls grauen Linoleumboden. „Dieser gestalterische Aspekt war ein wesentliches Kriterium zur Wahl des Deckensystems.“

Für die Trockenbauer erwies es sich zudem als leichtes, die Deckenplatten vor der Montage teilweise zurechtzuschneiden, um Elemente der Haustechnik zu integrieren. „Das Abhangdeckensystem sollte technische Installationen wie beispielsweise Leuchten, Lüftungselemente, Sprinkler, Brandmelder und Lautsprecher aufnehmen können“, sagt Schonder. So ließen sich in einigen Räumen Lichtgräben mit Anbauleuchten realisieren, in großflächigen Bereichen hingegen Läuferverbände mit Einbauleuchten. „Als weiterer Produktvorteil hat sich während der Bauphase herausgestellt, dass man für nachträgliche Installationsarbeiten einzelne Deckenfelder mit geringem Aufwand temporär öffnen kann.“ Dank dieser Revisionierbarkeit können Haustechniker im Alltag schneller arbeiten.

Nachhaltige Aspekte beim Neubau

Der Neubau der Fachhochschule Bielefeld ist ein Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen. Die Planer haben eine der größten Geothermieanlagen Deutschlands realisiert, die Wärme aus dem Erdreich nutzt und eine Leistung von 700 kW hat. Die Akustikplatten fügen sich in dieses Konzept der Nachhaltigkeit ein. So bestätigt beispielsweise das Siegel der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation Forest Stewardship Council (FSC), dass die verwendeten Rohstoffe nichts mit illegalem Holzschlag und zerstörerischer Waldnutzung zu tun haben. Die Akustikplatten sind zudem Träger der Umweltkennzeichnung Blauer Engel.

x