Historischer Schlossgarten mit HVAC-Kellergeschoss

Flüssigkeitskühler für die Burg Bratislava

Denkmalschutz, Klima- und Nutzungsanforderungen auf his­to­ri­schem Pflaster unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Auf der Burg Bratislava wurden eine eigene Techniketage für die Klima- und Betriebstechnik zusammen mit einer Tiefgarage unter eine historische Gartenanlage platziert. Beides sorgt im und um die Gebäude herum in jeder Beziehung für ein gutes Klima.

Die heute strahlend weiße Burg ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Sie war jedoch 1811 bis auf die Grundmauern abgebrannt und wurde erst zwischen 1953 und 1968 wieder aufgebaut. Als sich bei archäologischen Erkundungen herausstellte, dass nicht nur die Bratislaver Burgbauherren Gefallen an der exponierten Lage 85 m hoch über der Donau gefunden hatten, sondern erste Siedler bereits um 2.500 v.Chr. ihre Spuren auf dem heutigen Burgberg hinterlassen haben, war schnell klar, dass das Thema Denkmalschutz eine weitaus größere Rolle spielen würde, als zunächst angenommen.

Für die jetzt abgeschlossene, grundlegende und nachhaltige Sanierung standen 126 Mio. € bereit. Bevor mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte, mussten sowohl die archäologischen Fragmente der Besiedlung aus früheren Zeiten kulturgeschichtlich gesichert als auch die früheren Bauphasen der Burg erfasst werden.


Wiederaufbau im Stil mehrerer Epochen

Der Wiederaufbau der zerstörten Burg erfolgte fast 150 Jahre nach dem Brand, ihre aktuelle Sanierung zwischen 2008 und 2016. Ziel der staatlich geförderten Burgsanierung war es, den Mitte des 20. Jh. originalgetreu wieder aufgebauten, historischen Gebäudekomplex samt Nebengebäuden und Außenanlagen optisch in den Zustand wie vor dem Brand zurückzuversetzen. 

Um das Gebäude und seine unterschiedlichen Räumlichkeiten ganzjährig als Museums- und Veranstaltungsgebäude nutzen zu können, war eine den Ausstellungsstücken in den Museen und den teilweise freigelegten historischen Fundamenten angepasste Klimatechnik gefragt, die zudem die unterschiedlich großen Veranstaltungsräume bedarfsgerecht klimatisieren kann.

 

Keltenspuren in der Tiefgaragenzufahrt 

Die Verantwortlichen entschieden sich wegen der strengen Vorgaben des Denkmalschutzes, eine Tiefgarage unter den ehemaligen bzw. künftigen Barockgarten und die gesamte Versorgungstechnik – ebenfalls unterirdisch – unter noch zu pflanzenden Baumalleen zu bauen.

Erst nach Abschluss der mehrjährigen kulturhistorischen Erkundungsarbeiten im Bereich des ehemaligen Barockgartens, des Grabens und der Burgmauer, wo Spuren der Kelten gefunden und gesichert wurden, konnte der neue Bauabschnitt „L“ für die technische Infrastruktur und die Tiefgarage in Angriff genommen werden. Letztere bietet Besuchern mit eingeschränkter Mobilität Platz für 220 PKW, die per Fahrstuhl erreichbar sind.

 

Tiefergelegte Trockenkühler

Unter dem westlichen, inzwischen mit Baumalleen bepflanzten Teil der nach dem Vorbild von 1778 bis 1780 angelegten Gartenanlage befinden sich zwei über 60 m lange, unterirdische Räume, die parallel zueinander angeordnet sind und über Gitterroste natürlich belüftet werden.

In dem ersten sind insgesamt sieben „Vertical Vario“-Geräte, Typ GFV, von Güntner mit einer Gesamtkühlleistung von 1.400 kW direkt an der Wand angeordnet. 

Die Ventilatoren der Flüssigkeitskühler sind nahezu bündig in die Wand montiert bzw. ragen in den benachbarten Raum. Dort wird die erwärmte Luft über die Deckenroste wieder an die Umgebung abgeführt. Die Flüssigkeitskühler kühlen eine 34-prozentige Ethylen-/Glykol-Lösung von 46 auf 41 °C, die vier Kaltwassersätze versorgt (drei davon von Carrier und einer von Trane), die im Maschinenraum des Orangerie-Gebäudes installiert sind.


Eine maßgeschneiderte Auslegung

Die Trockenkühler von Güntner zeichnen sich durch einen energieeffizienten Teillastbetreib aus, der ökonomisch besonders dann sinnvoll ist, wenn sich weder Museumsbesucher noch Veranstaltungsgäste im Schloss aufhalten. Drehzahlgeregelte Ventilatoren sorgen für die bedarfsgerechte Energiebereitstellung und einen sehr leisen Betrieb (50 dB in 10 m Entfernung). Die Betriebsgeräusche sind oberirdisch kaum wahrnehmbar. Die Flüssigkeitskühler wurden gemäß den Anforderungen (50 dB in 10 m, freie Kühlung im Winter, räumliche Beschränkung) des Auftraggebers konstruiert. Alle Ventilatoren werden über Frequenzumrichter des übergeordneten Systems gesteuert.

In der Burg sind heute das Historische Museum sowie das Slowakische Nationalmuseum mit wechselnden Ausstellungen untergebracht. Die ehemalige Burgkapelle dient als Konzertsaal und die frühere Hofreitschule gleichermaßen als kultureller und gesellschaftlicher Veranstaltungssaal „Orangerie“. Außerdem gibt es in der Burg repräsentative Räumlichkeiten des Slowakischen Nationalrates.

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