Gemeinsame Aussage der Verbände

Sachliche Diskussion über Eigenschaften von Bauprodukten gefordert

Die tragischen Ereignisse bei dem Brand eines Wohnhochhauses in London verdeutlichen die Wichtigkeit des Vorbeugenden Brandschutzes sowie die Notwendigkeit brandschutztechnisch eindeutiger und vollständiger Produktanforderungen. Auch nachdem die Ursachen der Brandkatastrophe geklärt sind, ist die Brandweiterleitung zu einem wesentlichen Teil über die Außenwandfassade erfolgt.

Aus gutem Grunde gelten in Deutschland hohe brandschutztechnische Anforderungen an Bauprodukte. Wärmedämmungen im Bereich von Hochhausfassaden müssen nach hiesigen Landesbauordnungen aus nicht brennbaren Baustoffen bestehen. Dazu gehört, dass diese Brandtemperaturen von mindestens 1.000 °C aushalten müssen, bevor sie zu schmelzen beginnen. Des Weiteren dürfen die Dämmstoffe selbst nicht zu glimmen anfangen, um einer unbemerkten Brandausbreitung bzw. einem erneuten Entfachen des Brandes vorzubeugen.

Die EU-Kommission sieht in unseren deutschen Anforderungen an Dämmstoffe jedoch gemäß Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 16. Oktober 2014 in der Rs. C-100/13 einen Verstoß gegen die EU-Bauproduktenverordnung, da die europäischen Bauproduktnormen derartige Eigenschaften von Dämmstoffen nicht fordern.

Die Verbände der beratenden und planenden Ingenieure, der Prüfingenieure und der Bauwirtschaft fordern daher die für die Bauwerksicherheit zuständigen Landesregierungen auf, die brandschutztechnisch notwendigen Produktanforderungen nicht preiszugeben oder ins Ungefähre zu verschieben, wie dies die jüngst veröffentlichte Muster-Verwaltungsvorschrift „Technische Baubestimmungen“ versucht. Zudem sind bei derart sicherheitsrelevanten Produkten weiterhin unabhängige Produktprüfungen und Fremdüberwachungen durch dafür staatlich anerkannte Institutionen vorzusehen.

Ein gemeinsamer europäischer Markt für Bauprodukte – so sehr er auch grundsätzlich begrüßt wird – darf nicht zulasten der Sicherheit von Leben und Gesundheit der Bürger gehen.

Ansprechpartner
Zentralverband Deutsches Baugewerbe e.V.
Dr. Ilona Klein
Kronenstraße 55–58
10117 Berlin
Tel. 030 20314-0

www.zdb.de 


Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e.V.
Dipl.-Bw. Anja Muschelknautz
Kurfürstenstraße 129
10785 Berlin
Tel. 030 236096-0

www.betonverein.de 


Verband Beratender Ingenieure VBI
Ines Bronowski
Budapester Straße 31
10787 Berlin
Tel. 030 26062-0

www.vbi.de 


Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V.
Kati Saeland
Kurfürstenstraße 129
10785 Berlin
Tel. 030 3198914-0

www.bvpi.de

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