Herausforderungen für die TGA-Branche
Auf einer im Vorfeld der Light+Building veranstalteten Fachpressekonferenz in München erläutete der CEO der Building Technologies Division von Siemens, Dr. Johannes Milde, die zukünftigen Herausforderungen im Bauwesen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Überwindung der Gewerkegrenzen eine wesentliche Aufgabe sein: „Das ideale Gebäude kann nur erreicht werden, wenn die Abtrennung der Gewerke verringert wird.“ Zudem müsse der technische Standard eines Gebäudes nicht nur für den Bau ermöglicht werden, sondern auch über die Betriebsphase gehalten werden. Bauherr und Nutzer sind die beiden Zielgruppen, die bei einem Bauprojekt gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Anhand eines konkreten Projekts, dem Neubau der Konzernzentrale für den Süddeutschen Verlag, der unlängst mit dem LEED-Zertifikat in Gold ausgezeichnet wurde, wurden wesentliche Abstimmungsprozesse am Bau erläutert. „Wir haben hier ein vorbildliches Beispiel, der Abstimmung von Errichter, Mieter und Planer“, erklärte Dr. Johannes Milde.
Dabei sei der Süddeutsche Verlag ein Vorzeigebeispiel. Allerdings sei bei 80 % der gebauten Bürogebäude während des Baus der spätere Nutzer noch nicht bekannt. Daher ist es immer noch schwierig, eine hochwertige technische Ausstattung beim Bauherrn durchzusetzen, die sich in der Betriebsphase erst richtig auszeichnen kann und für einen entsprechend wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes sorgt.
In den letzten Jahren wurden bei Building Technologies Veränderung bei der Gewichtung der technischen Gewerke festgestellt. So sei war im Objektbau nach wie vor ein hohes Maß an Sicherheit in einem Gebäude verlangt, doch das Thema Energie und effizienter Umgang mit der im Gebäude eingesetzten Energie habe einen sehr hohen Stellenwert erhalten. Diesen Trend habe auch Siemens im eigenen Haus und wolle intern den CO2-Ausstoß um 20 % senken. Dementsprechend würden auch eigene Gebäude ertüchtigt. Wichtigste Energie sei dabei zukünftig der Strom.
Dr. Johannes Milde rechnet damit, dass Strom zukünftig die wichtigste Energieform im Gebäude sein wird. Dies umso mehr, da das Strom erzeugende Gebäude keine Utopie mehr sei, sondern gebaute Wirklichkeit. So werde mittelfristig aus einem Gebäude ein Stromspeicher, bei dem der ständige Ein- und Verkaufsprozess gemanagt werden müsse. „Es gibt keinen Widerspruch mehr zwischen Natur und Wirtschaftlichkeit“, erklärte Dr. Johannes Milde hierzu.
Bezüglich der Gebäudezertifizierung fand der CEO von Building Technologies kritische Töne: „Es fehlt ein europäischer Gebäudestandard, wir werden durch das marketingtechnische Konzept, das die Amerikaner mit LEED geschaffen haben, überholt. Technisch liegen jedoch wir in Europa voraus.“