Im Gespräch mit Volker Wiersbitzki
tab: Bitte stellen Sie den Lesern, die Ihr Unternehmen noch nicht kennen, die Zielgruppen und Produkte von Bomat einmal kurz vor.
Volker Wiersbitzki: Die Bomat Heiztechnik GmbH aus Überlingen wurde 1987 gegründet. Wir gehören der puren-Gruppe an und sind ein traditionelles Familienunternehmen. Unsere beiden Hauptproduktgruppen sind Abgaswärmetauscher und Kondensat-Neutralisationsanlagen. Neben unseren Eigenprodukten, die vorwiegend projektspezifisch gefertigt werden, produzieren wir auch Brennwertabgaswärmetauscher und Neutralisationsanlagen für OEM-Kunden. Da die Materialien für unsere Wärmetauscher-Rohre gegen sehr viele Säuren korrosionsbeständig sind, werden wir gerne bei besonders aggressiven Abgasen wie etwa bei Biogas- oder Klärgasanlagen eingesetzt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Abgaswärmerückgewinnung für Industrieanlagen. Egal ob Schmelz- oder Härteofen, wo heißes oder warmes Abgas ungenutzt in die Atmosphäre gelangt, setzen wir unser Konzept an und optimieren die Rückgewinnung ungenutzter Energie.
tab: Welches (ungenutzte) Potential hat die Nutzung von Abgasenergie, um die energiepolitischen Ziele in Deutschland und der EU zu erreichen?
Volker Wiersbitzki: Zum Thema Potentiale bei Abwärmenutzung gibt es einige Studien. Leider ist uns keine Studie bekannt, die zwischen den einzelnen Abwärmequellen differenziert, so dass man speziell über die Potentiale der Abwärmenutzung aus Abgasenergie nur wenig sagen kann. Unsere langjährige Erfahrung zum Thema industrielle Abgas-Wärmenutzung zeigt allerdings, dass noch immer sehr große Mengen an Abgaswärme ungenutzt an die Umgebung abgegeben werden. Also ist auch ein entsprechendes Potential vorhanden. Eine qualifizierte und mit Zahlen belegte Aussage über ungenutzte Potentiale ist mir leider nicht möglich.
tab: Wird die Technik aus Ihrer Sicht in ausreichender Weise gefördert und vom Gesetzgeber berücksichtigt?
Volker Wiersbitzki: Es gibt seit geraumer Zeit für Unternehmen die Förderung durch die BAFA bzw. die KfW nach dem Programm „Energieeffizienz in der Wirtschaft“ (BAFA = EEW; KfW = 295). Hier ist vor allem das Modul 4 zu nennen, welches Maßnahmen zur Abwärmenutzung fördert. Grundlage für die Förderung ist ein von einem Energieberater erstelltes Energie-Einsparkonzept. Der Energieberater muss im Programm „Energieberatung im Mittelstand“ zugelassen sein. Verfügt ein Unternehmen über ein zertifiziertes Energie-oder Umweltmanagementsystem, kann das Energie-Einsparkonzept auch unternehmensintern erstellt werden. Erfahrungsgemäß zeigt sich jedoch, dass das Thema Abgaswärmerückgewinnung bei vielen Energieberatern noch nicht präsent ist und daher auch die Fördermöglichkeiten nicht ausgenutzt werden. Wir können hier gerne unterstützend mitarbeiten, in dem wir zum Beispiel Kontakte zu Energieberatern herstellen, die sich auf das Thema Abwärmenutzung spezialisiert haben.
tab: Ab welcher Anlagengröße, bzw. Abgasenergiemenge lohnt sich der Einsatz eines Abgaswärmetauschers?
Volker Wiersbitzki: Dies ist nicht rein von der Anlagengröße oder der Abgasmenge abhängig, man muss hier mehrere Komponenten betrachten. Hat man beispielsweise hohe Abgastemperaturen und eine verhältnismäßig kurze Nutzungsdauer pro Jahr, kann das den gleichen Effekt haben, wie geringere Abgastemperaturen und eine längere Laufzeit. Man kann jedoch über drei, vier Parameter sehr schnell erkennen, ob sich eine Anlage rechnet oder nicht. Hierzu sollte man die vorhandenen Wärmesenken mit der möglichen Wärmerückgewinnung vergleichen. Neben den Temperaturen ist natürlich die Nutzungsdauer der Wärmesenke und der Wärmeerzeugung ein wichtiger Parameter, um eine verlässliche Aussage über die Wirtschaftlichkeit zu treffen.
tab: Auf welche technischen Besonderheiten sollten Planer bei der Auswahl eines Abgaswärmetauschers achten?
Volker Wiersbitzki: Die Auslegung eines Abgaswärmetauschers hängt u.a. von dem Abgasmassenstrom, den Abgastemperaturen und den Wassertemperaturen der Wärmesenke ab. Aus diesen Parametern berechnet sich die Größe des Abgaswärmetauschers. Gerade bei Brennwert-Abgaswärmetauschern ist es enorm wichtig, möglichst kalte Wassertemperaturen zur Wärmeübertragung zur Verfügung zu stellen. Um den Brennwert im Abgas nutzen zu können, müssen wir die Abgase bis unterhalb des Taupunktes abkühlen. Gelingt das, haben wir zusätzlich noch den Nutzen, dass sich der Wärmetauscher aufgrund der daraus entstehenden Kondensatentwicklung selbst reinigt.
Weiterhin empfehlen wir, den Brennwert-Abgaswärmetauscher, vor allem bei Industrieanlagen, abgasseitig im Bypass einzubauen. Somit wird der Wärmeerzeuger bzw. der Produktionsprozess vom Abgaswärmetauscher nicht beeinflusst.
tab: Wie unterstützen Sie TGA-Ingenieurbüros und Anlagenbauer bei der Planung, Auslegung und Installation eines Abgaswärmetauschers?
Volker Wiersbitzki: Als Hersteller der Brennwert-Abgaswärmetauscher sehen wir uns als Partner der Ingenieurbüros und Anlagenbauer. Neben der Auslegung der Abgaswärmetauscher bieten wir daher den Ingenieurbüros und Anlagenbauer immer an, die Vor-Ort-Situation gemeinsam anzuschauen und hinsichtlich der hydraulischen Einbindung zu beraten. Weiterhin bieten wir auch an, die Inbetriebnahme zu unterstützen.
Möchte ein Ingenieurbüro oder ein Anlagenbauer eine Schulung zum Thema Brennwertnutzung / Brennwert-Abgaswärmetauscher, so sind wir sehr gerne bereit, diese „live“ oder vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auch online umzusetzen.
tab: Welche Auswirkungen hat bzw. hatte die Corona-Pandemie auf Ihr Unternehmen, und wie informieren Sie Ihre Kunden in Zeiten, in denen persönliche Termine und Messeauftritte nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich sind?
Volker Wiersbitzki: Vor allem auf der vertrieblichen Seite sind die Einschränkungen der Corona-Pandemie deutlich spürbar. Seit nunmehr über einem Jahr sind Besuche bei Unternehmen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Diese fehlenden persönlichen Kontakte können meiner Meinung nach nur sehr schwer aufgefangen werden. Natürlich gibt es vermehrt Online-Meetings, die ganz gut und vernünftig funktionieren. Jedoch können diese die zwischenmenschliche Komponente nur zum Teil ersetzen.
Neben den Online-Terminen setzen wir momentan u.a. verstärkt auf Praxisberichte und Werbung in Fachzeitschriften und deren Online-Portalen. Über unseren Newsletter erreichen wir ebenfalls einige Interessenten. Zudem haben wir auch unsere Informationsunterlagen erweitert und stellen für einige Branchen spezifische Dokumente zur Verfügung.
Abschließend kann ich jedoch aus meiner ganz persönlichen Sicht sagen, dass durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie eine vernünftige bzw. sinnvolle vertriebliche Arbeit derzeit nur sehr schwer möglich ist. Gerade für mittelständische Unternehmen wie unseres ist die vorherrschende Situation äußerst schwierig. Trotzdem bin ich zuversichtlich und hoffe, dass diese außergewöhnlichen Zeiten bald vorbei sind und wir wieder ein „normales“ Leben führen können.
tab: Herr Wiersbitzki, vielen Dank für das Interview.