Umweltverträgliche Wasserkonditionierung auf Helgoland

Im Heizkeller der Hochseeinsel

Helgoland ist eine logistische Herausforderung. Über 40 km vom Festland entfernt, mit einer Hauptinsel, die sich in Ober-, Mittel- und Unterland gliedert, dazu eine kleine Nebeninsel, „Düne“ genannt. Auf dem 1 km2 kleinen „roten Felsen“ leben rund 1.300 Einwohner. Dazu kommen im Jahr rund 70.000 Übernachtungsgäste und 240.000 Tagestouristen. Sie alle wollen versorgt werden: mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Strom und nicht zuletzt mit Wärme. Verantwortlich für die Energieversorgung auf der Insel sind die Versorgungsbetriebe Helgoland (VBH). Erst vor sechs Jahren wurde Helgoland per Unterseekabel an das Festland-Stromnetz angeschlossen und kann dadurch auch regenerative Energien nutzen. Zwei der damals außer Dienst gestellten Generatoren ergänzen mittlerweile die Wärmeversorgung. Das Helgoländer Heizkraftwerk besteht aus drei ölbetriebenen Kesselanlagen mit zentraler Brauchwassererwärmung und einer Wärmeleistung von je 4,5 MW. Der notwendige jährliche Ölbedarf beträgt ca. 3 Mio. l; der mittlere Gesamtwärmebedarf der Gemeinde Helgoland liegt bei ca. 24.000 MWh/a. 


12 km Fernwärmenetz

„Als Versorgungsbetriebe sind wir quasi der Heizkeller Helgolands“, sagt Jan Hinnerk Bomm, Kraftwerksmeister und stellvertretender Betriebsleiter der VBH. Dass dieser Heizkeller ausgerechnet an der Kurpromenade liegt, ist auch so eine Besonderheit der Insel und dem begrenzten Platzangebot geschuldet. „Dem Schutz unseres 12 km langen Fernwärmenetzes kommt daher ein besonderer Stellenwert zu“, erklärt der gebürtige Helgoländer. Bei einem Blick in seine Kommandozentrale wird deutlich, dass dabei genauso viel Hightech wie in jedem anderen Kraftwerk zum Einsatz kommt. Jan Hinnerk Bomm herrscht über neun Monitore und ein 10 m langes Kontrollpanel. „Charakteristikum des Insel-Kreislaufs ist, dass es keine Wärmetauscher in den Haushalten gibt. Das Brauchwasser wird somit direkt in die Heizkörper geleitet“, erklärt der Kraftwerksmeister. Um Leitungen und Heizkörper vor Korrosion sowie Ablagerungen in Form von Härte zu schützen, werden dem Wasser Additive zugesetzt. Die VBH setzen dabei auf Produkte der Firma Korn, die Hochleistungsadditive zur Wasserkonditionierung, u. a. für die Kesselwasser-, Kühlwasser-, Prozesswasser- und Betriebswasseraufbereitung, produziert und vertreibt.

Schutz vor Korrosion und verringerte Härte

„Da auf Helgoland das Wasser direkt in die Heizkörper der Haushalte fließt, ist es natürlich von besonderer Bedeutung, dass wir dafür eine ungiftige und ökologische Lösung anbieten“, betont Moritz Haltermann, Geschäftsführer der Korn GmbH. Die Lösung heißt in diesem Falle „Demkor“, ein natürliches Produkt auf der Basis von Tannin und Lignin. Es bindet den Restsauerstoff in den Leitungen und besitzt hohe härtestabilisierende Eigenschaften. „Das Innere des Rohrsystems wird dabei mit einem Eisen-Tannat-Film überzogen, der als äußerst wirksamer Korrosionsschutz dient und sich neutral auf den Wärmeübergang auswirkt“, erklärt Jan Hinnerk Bomm. Gleichzeitig verhindert die Stabilisierung der Resthärte die gefürchtete Kesselsteinbildung. „EIS-Messungen zeigen, dass die ,Demkor‘-Schutzschicht, ergänzend zur Sauerstoffbindung der Tannine, ebenfalls für einen starken Korrosionsschutz verantwortlich ist. Aus den Daten der EIS-Messungen durchgeführte Berechnungen ergeben, dass die Effizienz dieses zusätzlichen Korrosionsschutzes bei über 80 % liegt“, verrät Dr. Christian Fowelin, Leiter Forschung & Entwicklung bei Korn. Auch Treibhausgase werden im Produktionsprozess bis zu 5 % verringert. Das Additiv ermöglicht zudem eine Erweiterung des pH-Wertebereichs von 8,0 bis 9,0 zum sicheren Korrosionsschutz einer kompletten Heißwasseranlage mit Aluminium-Wärmetauschern und Rohrleitungssystemen aus Stahl und Buntmetallen. „In vielen Kraftwerken wurde der Schutz des Rohrleitungssystems in der Vergangenheit eher vernachlässigt, obwohl die Instandsetzung eines defekten Systems mit hohen Kosten und langen Stillstandzeiten verbunden ist“, erzählt Dr. Chris­tian Fowelin. Seine Mitarbeiter sind regelmäßig auf Helgoland und ziehen Wasserproben aus den entsprechenden Apparaturen. Im Hamburger Labor werden die Messwerte auf ihre Gültigkeit überprüft. 

Nachhaltigkeit ist die Zukunft Helgolands

2020 möchte Helgoland komplett CO2-frei sein. Ein integriertes Klimaschutzkonzept ist Baustein der Energiewende. Mit dem Projekt „WindWärme“ setzen die Insulaner zum einen auf die Windkraft der Nordsee, zum anderen soll der vollständige Ausbau der Solarthermie seinen Beitrag zur treibhausgasneutralen Wärmeerzeugung leisten. 455 t CO2 ließen sich schätzungsweise jährlich einsparen. Auch wenn das Öl eines Tages verschwindet, die Additive von Korn werden auch in Zukunft ihren Beitrag für die nachhaltige Energieerzeugung auf der Insel leisten.

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