Industrie 4.0 und Gebäudetechnik
Mit Themen, die über eine reine Industrieschau hinausgehen, präsentierte sich die Hannover Messe auch 2014. War das Thema „Industrie 4.0“ gegenüber dem Vorjahr noch stärker präsent, gewinnen auch Themen rund um den energieeffizienten Betrieb der Produktionsstätten an Bedeutung.
Die Hannover Messe hat mit „Industrie 4.0“ das Gesamtbild von der Einzelkomponente bis zur voll funktionsfähigen Fertigung, die über „smarte“ Wege gesteuert wird, im Blick. Dies verlangt in der produzierenden Industrie neue Wege der Fertigung, bei der Energieeinsparpotentiale eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen. Zugleich spielen alle Energieströme im Industriebetrieb eine zunehmend wichtigere Rolle. Unter dem Leitthema „Integrated Industry – Next Steps“ waren die sich selbst organisierende Fabrik und die Transformation der Energiesysteme Schwerpunkte der Messe. In Hannover informierten sich dazu mehr als 180 000 Besucher über dieses Zukunftsthema der Industrie. Rund 5000 Aussteller präsentierten ihr Know-how.
Als ein wichtiger Themenschwerpunkt bot die Transformation der bestehenden Energiesysteme Anreiz für vielfältige Diskussionen. Es ging um den künftigen Ausbau der erneuerbaren Energien, um eine dezentrale Energieversorgung und die Energieverteilung.
Mit der „mini 20“ hat etwa Kirsch HomeEnergy pünktlich zur Hannover Messe ein kompaktes, stromerzeugendes BHKW mit 20 kWel auf den Markt gebracht. Das System wurde für größere Wohngebäude und Gewerbeobjekte entwickelt. Es schöpft nach den Richtlinien zur Förderung von KWK-Anlagen bis 20 kWel die Fördermittel des BAFA optimal aus. Der Antrieb erfolgt über einen elektronisch geregelten VW-Industriemotor. Die robuste Maschine kann mit Erd-, Flüssig-, Bio- oder Klärgas betrieben werden. Die Stromerzeugung erfolgt via wartungsfreiem, wassergekühltem Asynchrongenerator. Sokratherm stellte das BHKW-Kompaktmodul „GG 530“ aus. Dieser BHKW-Typ gilt mit seinen geringen Abmessungen als das kompakteste BHKW der 500-kW-Klasse.
Um die positiven energetischen Effekte der Wärmerückgewinnung in RLT-Anlagen maximal zu nutzen, müssen diese effizient arbeiten. Die Optimierungsmöglichkeiten an der Anlagentechnik gelten als weitgehend ausgeschöpft. Das Projekt „EFFORA“ konzentriert sich daher auf neuartige Oberflächenstrukturen zur Reduzierung der Rohrreibungswiderstände. Fraunhofer-Wissenschaftler arbeiten an mikrostrukturierten Ribletoberflächen für Teile von RLT-Anlagen. Die strömungsgünstige Beschichtung reduziert den Reibungswiderstand und führt zu Energie- und Kosteneinsparungen. Die funktionalen Oberflächen dienen dem Nachweis der zu erzielenden Effizienzsteigerung im Vergleich zu heutigen Lüftungssystemen. Hierzu werden am Fraunhofer IBP Merkmale wie Schalldruckpegel und Systemeffizienz in Versuchsreihen ermittelt, um für nachfolgende Projekte ein belastbares Datenportfolio sowie Demonstratoren zur Verfügung zu haben.
Unter dem Thema „tech transfer – Gateway2Innovation“ präsentierte sich die ModulDepot GmbH, ein Spin-off des Fraunhofer IBP. Mit einem modularen Gebäudekonzept werden Gebäude in Niedrigenergiebauweise zur Lagerung von Kunst und Kulturgütern für Museen, Archive und Privatsammler angeboten. Die gemeinsam mit dem Münchner Immobilienunternehmen Südhausbau und k3-artservices entwickelte Lösung umfasst verschiedene Raummodule, die je nach Bedarf miteinander kombiniert werden können. Die Planung und Umsetzung nach Grundsätzen des Passivhausstandards schaffen ein für Kunst- und Kulturgüter optimales Raumklima mit nur geringen Schwankungen der Luftfeuchte und der Raumtemperatur. Die im Lebenszyklus einer Immobilie maßgeblichen Kosten für den Unterhalt werden auf ein Minimum reduziert.
Wie fließend der Übergang von der Industrie ins Gebäude bei der Automation sein kann, zeigte die Priva Building Intelligence, die mit „Priva Blue ID“ auf den Nutzerkomfort setzt, wie der Priva-„Blue ID TouchPoint“ zeigt. Der 7“-Touchscreen fungiert als kompaktes Bedienelement für jeden Anwender. Der kapazitive Touchscreen ermöglicht eine komfortable Bedienung der Systeme. Für den Benutzer ist aufgrund intuitiver Symbole dabei stets klar, ob er gerade Licht, Heizung oder andere Funktionen steuert.
Erneut zeigte die Hannover Messe, dass die Schnittstellen zwischen Industrie und TGA fließend sind. Von der Sonderausstellung „Pumpenplatz“ über die Forschungshalle bis hin zu den Hallen der „Energy“ und den „Metropolitan Solutions“ bot die Hannover Messe erneut einen Überblick, der weit in die Gebäudetechnik hineinragt. Die nächste Hannover Messe wird vom 13. bis 17. April 2015 veranstaltet.