Kommentar
RLT-Anlagen sind LebensretterWenn im vergangenen Jahr in der Öffentlichkeit über Klima- und Lüftungstechnik bzw. RLT-Anlagen gesprochen wurde, dann geschah das oft im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Verständlich, denn ohne Zweifel können RLT-Anlagen in erheblichem Maße dazu beitragen, das Infektionsrisiko in Gebäuden zu senken. In diesem Zusammenhang sei noch einmal an den BTGA-Praxisleitfaden „Planung und Betrieb von RLT-Anlagen bei erhöhten Infektionsschutzanforderungen“ erinnert, der auf der BTGA-Homepage als kostenloses PDF-Dokument erhältlich ist: www.btga.de > Publikationen.
Dipl.-Chem. Christoph Brauneis,
Hauptgeschäftsführer des BTGA
Foto: BTGA e.V.
Auch wenn die meist positive Berichterstattung über Lüftungstechnik in den Medien erfreulich ist – schließlich gelangte sie endlich ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit –, so konnte doch der Eindruck gewonnen werden, dass der Infektionsschutz die Hauptaufgabe einer RLT-Anlage sei. Und wenn sich die Politik – losgelöst vom Pandemiegeschehen – mit der RLT-Anlagentechnik befasst, wird häufig nur über Energieeffizienz und Umwelteinflüsse debattiert. Und die Akteure innerhalb unserer TGA-Branche? Sie neigen dazu, zu viel über die Technik zu reden; das liegt den meisten mit ihrer technisch-wissenschaftlichen Ausbildung einfach. Aber lassen wir Aspekte wie Energieeffizienz, Wärmerückgewinnung, Schallpegel, Filterklassen etc. einmal einen Moment bewusst außer Acht. Das sind letztlich nur zweitrangige Entscheidungskriterien für den Einsatz einer RLT-Anlage. Dem eigentlichen Sinn und Zweck einer solchen Anlage – der Steigerung von Komfort, Gesundheit und Leistungsfähigkeit – wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. Daran, das zu ändern, müssen wir alle gemeinsam arbeiten.
Klimaanlagen sind kein Luxusprodukt
Wir beschäftigen uns permanent damit, mit welchen Mitteln wir den Klimawandel bekämpfen können. Was kaum diskutiert wird, ist die Frage, wie wir mit dem (nicht mehr aufzuhaltenden) Klimawandel zukünftig leben können. Und hier kommen Klima- und Lüftungsanlagen ins Spiel. Sie sind nämlich kein Luxusprodukt, dessen Einsatz aus Umweltschutzgründen, mit etwas Verschattung und der Bereitschaft zu schwitzen, vermieden werden kann, sondern sie schützen Leib und Leben.
In der kürzlich veröffentlichten internationalen Studie „Lancet Countdown“ wird eindringlich vor einer weiteren Zunahme von hitzebedingten Gesundheitsschäden und Todesfällen gewarnt – und zwar nicht nur in südlichen Gefilden, sondern hier bei uns vor der Haustür. Und das ist keine Zukunftsmusik; allein an den Auswirkungen der Hitzewellen in Deutschland im Jahr 2018 starben geschätzt 20.000 Menschen. Durch den Klimawandel und die damit verbundenen längeren und heißeren Hitzeperioden wird es immer wichtiger werden, gerade die vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu schützen. „Die gesundheitlichen Risiken werden […] durch das Fehlen von ausreichenden Kühlmechanismen weiter erhöht“, heißt es in der Lancet-Studie.
Es ist ein nicht aufzulösendes Dilemma, dass der Betrieb einer Klimaanlage Energie benötigt und dadurch den Klimawandel verschärft. Es liegt nun an unserer Branche, dieses Dilemma so weit wie möglich aufzulösen, und Anlagen so zu bauen, zu planen und zu betreiben, dass sie möglichst großen Nutzen bringen und gleichzeitig die Umwelt so wenig wie möglich belasten.
Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.