Kommentar

Energiewende nur mit TGA-Fachkräften möglich

Dipl.-Ing. M.Eng. Andreas Neyen, Vorsitzender des Zentralen Berufsbildungsausschusses des BTGA
Bild: BTGA

Dipl.-Ing. M.Eng. Andreas Neyen, Vorsitzender des Zentralen Berufsbildungsausschusses des BTGA
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Im Bereich der Sanierung technischer Anlagen gab es schon immer genug zu tun, auch kleinere Energieeinsparmaßnahmen waren schnell umzusetzen. Hier und da fehlte allein der Wille des Betreibers bzw. Investors, das Thema „CO2-Vermeidung“ zu beschleunigen – oft erschien die Amortisation nicht attraktiv genug. Aktuell ist unsere TGA-Branche gefragter denn je, um im Bereich der Nichtwohn- und Wohngebäude unabhängig von Gas und Öl zu werden. In industriellen Prozessen ist die Substitution nicht so einfach umzusetzen, aber im Gebäudebereich gibt es viele bewährte Konzepte.

Wir, die Unternehmen der TGA-Branche, sind bereit, die Kapazitäten zu erhöhen. Aber mit wem sollen wir die Ziele umsetzen? Woher sollen wir die Fachkräfte nehmen? Unter den 3,5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland sind keine Fachkräfte aus der TGA-Branche zu finden, der Markt ist schon lange leergefegt. In den vergangenen Jahren wurden bereits Leiharbeiter und Arbeitnehmer aus branchenverwandten Berufsgruppen eingestellt.

Selbstverständlich ist es möglich, weitere branchenfremde Arbeitnehmer umzuschulen. Wir würden das auch gern übernehmen, aber viele Menschen sind nicht technikaffin und hatten in der Schule mit Mathematik und Physik ihre Nöte. Sie kommen als TGA-Fachkraft nicht in Frage. Bei Berufen aus verwandten Branchen bestünden sicherlich bessere Chancen. Aber welche Branche wird sich perspektivisch auflösen und Arbeitskräfte an den Markt zurückgegeben?

Aktive Werbung für TGA-Berufe

Ein erfolgversprechendes Mittel ist es, Werbung für unsere Berufe zu machen. Das kann aber nur gelingen, wenn die Werbung „aktiv“ ist: Plakate oder Inserate in Zeitungen erreichen die Zielgruppe nicht. „Aktiv“ bedeutet, Kontakt mit Schulen aufzunehmen bzw. zu pflegen und die Schülerinnen und Schüler in die Betriebe zu holen. Dort können sie live sehen, warum es möglich ist und wie es erfolgreich gelingt, regenerative Energien anzuwenden. Dafür müssen wir in der Berufsorientierung an den Schulen aktiv sein. Wir müssen den Schülerinnen und Schülern Praktika und Ferienjobs anbieten und ihnen erklären, wie sie die Ideen von Fridays for Future selbst aktiv in die Praxis umsetzen können. So können wir die Jugendlichen nachhaltig informieren und Nachwuchs gewinnen.

Tag der Gebäudetechnik

Eine Möglichkeit, für unsere Berufe zu werben, ist der Tag der offenen Tür der TGA-Branche – der „Tag der Gebäudetechnik“. Er findet seit 2015 einmal im Jahr deutschlandweit statt. Für jedes Unternehmen ist es ohne viel Aufwand möglich, an so einem Tag einfach die Türen zu öffnen, die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern und ihren Lehrerinnen und Lehrern einzuladen und ihnen vor Ort die zahlreichen Möglichkeiten unserer Branche zu zeigen. Selbstverständlich müssen aber vorher Kontakte geknüpft werden, um die Zielgruppe gezielt einladen zu können. Die schönste und bunteste Internetseite nützt nichts, wenn sie keiner findet und keiner nach ihr sucht.

In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern führten TGA-Unternehmen am 25. März 2022 ihren Tag der Gebäudetechnik durch. Viele Schulen und auch zahlreiche Firmen beteiligten sich in diesem Jahr zum ersten Mal. Alle Aktivitäten rund um diesen Tag waren auch in der Social-Media-Welt zu verfolgen.

Azubis auszubilden ist zwar eine wichtige mittelfristige Perspektive, um dem Fachkräftemangel in der TGA-Branche zu begegnen und damit die Energiewende voranzubringen. Der Krieg in der Ukraine zeigt aber einmal mehr auf, dass es schwer möglich ist, kurzfristig zu handeln. Politische Vorgaben können das Erreichen der Klimaziele und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern unterstützen: Fachkräfte, die frei werden, und Schulabgänger könnten gezielt in Klimaschutzberufe gelenkt werden, beispielsweise durch Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung oder durch eine staatlich initiierte Werbekampagne. In Zeiten des Mangels gilt es, Prioritäten zu setzen.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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