Komplett unter Strom: der Burj Chalifa

Am 4. Januar 2010 Jahres wurde der Burj Chalifa (bis dahin Burj Dubai = Turm von Dubai), das derzeit höchste Gebäude der Welt, nach sechs Jahren Bauzeit eingeweiht und in Betrieb genommen. Das Gebäude ist nicht nur eine architektonische Meisterleistung, sondern fordert auch hinsichtlich der elektrotechnischen Ausrüstung die Ingenieure heraus. Hier hat ABB mit dazu beigetragen, diese Herausforderungen anzunehmen und die großen Aufgaben zu lösen.

Der einmalige Gebäudeaufbau

Die Bauarbeiten fanden im Dreischichtbetrieb mit ständig rd. 2400 Personen statt. Daher war auch die Baustelle nachts hell beleuchtet und weithin sichtbar. Alle vier Tage kam ein weiteres Stockwerk hinzu, in den oberen Bereichen sogar alle drei Tage. Über 30 deutsche Unternehmen waren am Bau und der Ausrüstung beteiligt.

Die Gebäudetechnik von ABB sorgt dafür, dass der 828 m hohe Megatower mit seinen 189 Stockwerken zuverlässig und sicher mit Strom versorgt wird.

ABB lieferte die Nieder- und Mittelspannungs-Schaltanlagen sowie die Lüftungs-, Klima- und Antriebs-Technik.

Die erforderlichen 71 Transformatoren wurden vom ABB Geschäftsbereich Transformatoren aus Brilon [5] angeliefert und in den einzelnen Etagen installiert. Zu den stromversorgten Einheiten gehören zum Beispiel 54 Aufzüge (Fahrzeit von 0 auf 454 m in nur 60 s), 779 Apartments, sehr viele Büroräume, eine Aussichtsplattform auf der Höhe von 442 m, ein Restaurant, ein Hotel mit 175 Zimmern, vier Schwimmbecken und 1044 private Wohnungen. Zum Umfeld des Gebäudes zählt auch die 275 m lange Außenanlage mit Wasserfontänen für den schönen Anblick.

Die elektrotechnische Versorgung aus Schwerpunktstationen …

Wie man sich denken kann, erfolgt die Einspeisung der einzelnen Versorgungsschwerpunkte durch Stationen der Stromversorgung, die die Abnehmergruppen möglichst zentral einspeisen. Folglich gibt es solche Stationen in den unterschiedlichen Etagen bis zu einer Höhe des 135. (= 480 m) und 155. (= 550 m) Stockwerkes.

Die Einspeisung erfolgt 71mal mit 11 kV durch gasisolierte ABB Mittelspannungs-Schaltanlagen Typ „Safeplus“. „Resibloc“-Transformatoren versorgen die 400 V-Ebene, die mit einer Kapselung versehen in die Reihe der Niederspannungs-Schaltanlagen eingegliedert worden sind.

Letztendlich erwächst daraus die Schwerpunktstationen, die in den einzelnen Etagen errichtet wurden. Damit wird eine dezentrale und wirtschaftliche Stromversorgung erzielt.

… und Niederspannungs-Schaltanlagen

Da ABB in Dubai eine Fertigungsstätte zur Herstellung von Niederspannungs- und Mittelspannungs-Schaltanlagen hat, lag der Gedanke nahe, dort in Lizenz das Niederspannungs-Schaltanlagen-System „MNS“ zu fertigen [1] und erfolgreich anzubieten. Das Schaltanlagensystem hat sich seit mehr als 25 Jahren bewährt und ist für die reine Stromverteilung wie auch als „Motor Control Center“ einschließlich Leittechnik weltweit im Einsatz [3] [4].

So gibt es im Burj Chalifa insgesamt 37 Anlagen für die Stromversorgung, für die Beleuchtung und für Klimageräte wie auch die Außenanlagen.

Versorgung der Außenanlagen

Für die Besucher des Burj Chaliba wie auch für die Bewohner des Gebäudes stellen die Wasserfontänen eine Augenweide dar. Der See Dubai Lake vor dem Burj Chalifa bietet Wasserspiele von 275 m Länge und bis zu 1000 verschiedene Darstellungen mit einer Höhe von 21 m bis 150 m Höhe.

Über 6000 Strahler und 50 Farblichtprojektoren versetzen die Besucher immer wieder in Erstaunen, denn das Programm lässt die Wasserspiele bis zu 14mal täglich ablaufen.

Die Anlage, deren Pumpen und das Steuersystem werden von 16 „Resibloc“-Trafos mit einer Leistung von 1500 kVA bzw. 1000 kVA mit Strom versorgt. Dabei wird die Hochspannung von 11 kV auf die Niederspannung von 400 V bzw. 200 V transformiert, um die Pumpen, die Beleuchtung und das Steuersystem gezielt einzuspeisen.

Der tägliche Spitzenlastwert des Gebäudes liegt zwischen 36 und 50 MW. Der erfolgreiche Abschluss der Arbeiten insgesamt zeigt die hervorragende Ingenieurleistung für ein weltweit anerkanntes Objekt.

Literatur

[1] Voß, G.; Graß, H.; Niederspannungs-Schaltanlagen auf Erfolgskurs. Elektrizitätswirtschaft ew, Jg. 100 (2001), Heft 20/21, Seite 114 - 119.

[2] Voß, G.; Möllinger, H.; Die Zukunft gehört dem schmelzsicherungslosen Motorstarter. Der Elektromeister de, Jg. 20/2007, Seite 64-65.

[3] Voß, G.; Die Zukunft der Niederspannungs-Schaltanlagentechnik. VDE-Verlag. Jahrbuch 2005, Band 24, Seite 169-181.

[4] Voß, G.: Eigenbedarfs-Schaltanlagen für das Großkraftwerk Lippendorf. Netzpraxis np. Jg. 44 (2005), Heft 9, Seite 34-38.

[5] www.abb.de

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