Lebenszykluskosten in den Fokus stellen
tab: Herr Rummel, wie lässt sich die Krankenhaushygiene im Bereich der auch als Staub-, Keim- und Bakterienschleudern bekannten Heizkörper optimieren?
Adrian Rummel: Dies ist sehr effizient durch spezielle Hygiene-Heizkörper möglich, die allerdings ihren Namen auch verdient haben müssen, denn nicht bei allem, wo Hygiene draufsteht, ist auch wirkliche Hygiene drin. Ich sage das deshalb, weil leider keine Norm oder brauchbare Richtlinie existiert, die vorgibt, welchen Anforderungen ein echter Hygiene-Heizkörper genügen muss. Selbst das hier maßgebliche Robert-Koch-Institut führt in seinen Standards dazu nur aus: Heizkörper müssen leicht zu reinigen und nass zu desinfizieren sein.
tab: Worauf ist dann also, mit Blick auf eine vorausschauende Vermeidung von Keimausbreitungen, zu achten?
Adrian Rummel: Nun, es sollten keine verdeckten Hohlräume vorhanden sein, plane Flächen an Front und Rückseite der Heizkörper vermeiden die Bildung von Schmutznestern. Konvektorenbleche scheiden damit aus. Die Oberfläche muss plan, porenfrei und glatt, frei von Fugen und Spalten sowie beständig gegen Reinigungs- und Desinfektionsmittel sein. Darüber hinaus müssen mehrlagige Heizplatten einen ausreichend großen Reihenabstand voneinander und zur Wand haben, so dass man jede Stelle gut und ggf. ohne Hilfsmittel mit dem Lappen erreichen, feucht reinigen und so die Kontamination durch Mikroorganismen verhindern kann.
Wer hygienisch ganz auf Nummer sicher gehen will, achtet auf ein Hygienegutachten für den Heizkörper und wählt eventuell eine Lackierung mit einer antimikrobakteriellen Pulverbeschichtung. Die Vermeidung von scharfen Kanten und Rollnähten ist ebenso wichtig, um Verletzungsgefahren zu vermeiden, die bei der Reinigung oder bei einem Sturz von in der Bewegung eingeschränkten Patienten auf den Heizkörper entstehen können. Dies entspricht auch den Richtlinien der gesetzlichen Unfallversicherer. Bei unserem Modell „Triaclean“ beispielsweise sind daher zur Sicherheit alle Kanten mit einem Mindestradius von 3 mm abgerundet.
Auf Basis langjähriger Erfahrungen in diesem Bereich ist unserer Ansicht nach zudem eine größere Materialstärke als der üblichen 1,25 mm vonnöten, denn gerade im Krankenhaus kommen die Heizkörper oft schon mal mit den Krankenbetten unsanft in Berührung. Wir haben uns deshalb bei allen wasserführenden Flächen für 2,5-mm-DD11-Stahlblech entschieden. Bevor da eine Leckage entsteht, ist eher der Heizkörper selbst von der Wand gerissen.
tab: Wie werden denn die für die Hygiene kritischen Luftturbulenzen vermieden, die die Verteilung von Keimen im Raum begünstigen?
Adrian Rummel: Im Gegensatz zu konventionellen Produkten geben Plattenheizkörper ihre Wärme nicht vorrangig über Konvektion, sondern zu etwa 70 % als Strahlungswärme ab. Die Raumluft wird dabei kaum durchmischt.
Da der Wärmetransport hier über elektromagnetische Wellen erfolgt, wird er ähnlich wie bei Sonnenstrahlen als sehr behaglich empfunden. Zudem verhindert er die Austrocknung der Luft und reduziert die Staubbildung.
tab: Wo kommen Hygiene-Heizkörper noch zum Einsatz?
Adrian Rummel: Außer in Kliniken vor allem in Laboren und Reinräumen sowie in der Nahrungsmittel- und pharmazeutischen Industrie. Wir haben jetzt z. B. ein Unternehmen in Berlin mit solchen Heizkörpern ausgestattet. Dort werden Tabletten gefertigt, wobei sich staubförmige Rückstände aus der Produktion überall absetzen, die täglich, ggf. auch durch Nassdesinfektion, entfernt werden müssen.
Aufgrund der damit verbundenen, hohen Feuchtigkeit, der die Hygiene-Heizkörper immer wieder ausgesetzt sind, haben wir die Oberflächen auf Wunsch des Betreibers zusätzlich verzinkt. Das wird auch oft für Duschräume und Schwimmbäder gefordert oder für Stationsbäder in Krankenhäusern, die laufend von Patienten frequentiert werden.
tab: Was sollte nach Ihrer Erfahrung noch bei der Planung von Heizkörpern in hygienisch sensiblen Bereichen bedacht werden?
Adrian Rummel: Ein wichtiger, häufig unterschätzter Faktor ist die Lebensdauer und absolute Betriebssicherheit der Heizkörper. Hier müssen stärker die Lebenszykluskosten und nicht so sehr die reinen Anschaffungskosten im Fokus des Planungsprozesses stehen. Ein Krankenhaus wird ja auch nicht nur für 15, sondern für 60 Jahre und mehr geplant, und das sollten auch die Heizkörper schaffen. Denken Sie allein an die Kosten, wenn Billig-Heizkörper nach zehn oder 15 Jahren ausgewechselt werden müssen. Komplette Etagen müssen geräumt, Abteilungen provisorisch untergebracht werden, um die Sanierungsarbeiten durchführen zu können. Diese Folgekosten auch im Hinblick auf steigende Löhne – sind ein Zigfaches von dem, was man meint, bei der Anschaffung zu sparen.
tab: Herr Rummel, vielen Dank für das Gespräch.