Orientierungswissen Energiekrise: Experte beurteilt Lage überaus kritisch
Vorfeld-Veranstaltung der Energietage 2022„Sollte sich die Energiekrise infolge von Lieferausfällen materialisieren, haben wir für die nächsten drei Winter ein richtiges Problem“, erläuterte Dr. Felix Matthes, der als einer der führenden Energieexperten in Deutschland gilt, zur aktuellen Lage. Matthes sprach im Rahmen der Reihe „ Orientierungswissen Energiekrise" bei einer mit 650 Teilnehmern gut besuchten Vorfeld-Veranstaltung der Energietage 2022. Für die nächsten drei Winter komme man aus dieser Situation auch nicht heraus. Ein Ausfall russischer Energielieferungen zöge aller Wahrscheinlichkeit einen großflächigen industriellen Abbau in Deutschland und drastische Energiebeschränkungen in der Wärmeversorgung nach sich. Von daher seien aktuell von verschiedenen Seiten geäußerte Forderungen nach einem freiwilligen Verzicht auf russische Energielieferungen unverantwortlich.
Dr. Felix Matthes, u.a. Forschungskoordinator am Öko-Institut, im Gespräch mit Jürgen Pöschk, dem Hauptveranstalter der Energietage.
Bild: Berliner Energietage
Mittelfristig seien Strategien notwendig, die sich auf der Importebene am „N-1-Prinzip“ orientieren, bei der der Ausfall des größten Importeurs beherrschbar bleibt. Auch im Nachfragebereich seien erhebliche Anstrengungen der Verbrauchsreduzierung notwendig. Insgesamt seien die im Koalitionsvertrag fixierten energie- und klimapolitischen Maßnahmen beizubehalten und nun aus sicherheitspolitischen Gründen eher zu boostern, so Matthes zum Abschluss des Gesprächs mit Jürgen Pöschk, dem Hauptveranstalter der Energietage. Matthes ist Forschungskoordinator am Öko-Institut, Mitglied der Kohlekommission, des nationalen Wasserstoffrats und verschiedener weiterer Gremien und wird auch bei der Veranstaltung vom 2. bis 6. Mai als Referent sprechen. Das vollständige Gespräch ist als Video auf der Website der Energietage abrufbar.