Positionspapier

Energieeffiziente Gebäude und Technische Gebäudeausrüstung

Unter dem Dach der TGA-Repräsentanz in Berlin hat der BTGA zusammen mit dem BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V.), dem FGK (Fachverband Gebäude-Klima e.V.) und dem RLT-Verband (Herstellerverband RLT-Geräte e.V.) gemeinsame Kernforderungen an die Politik vorgestellt. Die Kurzfassung des im September 2014 erschienenen Positionspapieres wird hier wiedergegeben.

Die europäischen und nationa­len energieeinspar- und klimaschutz­politischen Ziele können nur dann erreicht werden, wenn die Energiewende nicht allein auf den Be­reich Stromerzeugung, sondern zugleich auch auf die Be­reiche Wärme bzw. Kälte be­zogen wird. Vor allem das Thema Gebäudeenergieeffi­zienz muss von der Politik stär­ker in den Fokus genommen werden. Dabei müssen Ener­gie­einsparmöglichkei­ten im Wohn- und im Nichtwohnbereich gleich­rangig genutzt werden. Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) ist dazu der Schlüssel.

Technische Gebäudeausrüstung ist der Schlüssel zur Energieeffizienz

Etwa 40 % des Gesamtenergie­verbrauchs in Deutschland entfallen zurzeit auf die Beheizung, Klimatisierung und Warmwasserbereitung in Wohn- und Nicht­wohn­gebäuden – also auf die TGA. Obwohl vor allem im Be­reich der Nichtwohngebäude beträchtliche Effizienzpotentiale schlummern, wird das Thema En­er­gie­effi­zienz für diesen Bereich von der Politik selten diskutiert und häufig auch unterschätzt – allein der Energieverbrauch für Raumwärme in Nichtwohngebäuden entspricht mit ca. 850 Petajoule dem Wärmeverbrauch von 10 Mio. durchschnittlichen Einfamilien­häusern.

Von den ca. 21 Mio. Heizungsanlagen im Gebäudebestand in Deutschland sind 71 % unzureichend effizient und damit modernisierungsbedürftig. Ein großer Teil der Heizungen ist weit über zwanzig Jahre alt und verbraucht deutlich mehr Energie als nötig. Dabei bietet die deutsche Heizungsindustrie hocheffiziente gebäu­despezifische Lösungen auf der Basis von Öl, Gas, Strom und Erneuerbaren Ener­gien an. So lassen sich etwa durch einen modernen Brennwertkessel in Kombination mit einer solarthermischen Anlage Energieeinsparpotentiale von bis zu 40 % erschließen. Gerechnet auf den veralteten deutschen Anlagenbestand könnten rund 13 % des deutschen Endenergieverbrauchs eingespart werden, würden die veralteten Anlagen auf den Stand der Technik gebracht. Sollen die politischen Ziel­setzungen erreicht werden, muss das Modernisierungstempo verdoppelt werden.

Wie beim Wärmebereich gibt es auch bei der in Deutschland installierten Klima- und Lüftungstechnik beträchtliche Energieeinsparpotentiale: Die Klimaanlagen in Nicht­wohngebäuden sind durchschnittlich 28 Jahre alt. Viele von ihnen arbeiten energe­tisch ineffizient. Auch hier muss das Modernisierungstempo deutlich erhöht werden. Wärmerückgewinnungssysteme, effiziente, bedarfsgeregelte Ventilatoren und inno­vative Gebäude­auto­mation sparen schon heute eine Menge Energie.

Ein Erfolg versprechender Ansatz für Effizienzverbesserung in bestehenden größe­ren Gebäuden und Liegenschaften ist das Energiespar-Contracting. Es eröffnet insbesondere der öffentlichen Hand Perspektiven für Sanierungen größerer Gebäu­depools. Dazu können auch Gebäude gehören, die einzeln nicht zu wirtschaftlichen Bedingungen sanierbar wären. So bietet Energiespar-Con­trac­ting eine Möglichkeit, den Sanierungsstau in Gebäuden der öffentlichen Hand zu bewältigen.

Der Schlüssel für die Gebäudeenergieeffizienz im Wohn- und Nichtwohnbereich ist die moderne Technische Gebäudeausrüstung: Mit moderner Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sowie innovativer Gebäudeautomation können kurz- bis mittelfristig erhebliche Energieeffizienzpotentiale gehoben werden. Der Technischen Gebäude­ausrüstung kommt damit für das Gelingen der Energiewende und das Erreichen der europäischen und nationalen Energieeinsparziele eine entscheidende Rolle zu.

Potentiale der Technischen Gebäudeausrüstung heben

Mit der Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen muss die Politik dazu beitra­gen, dass die enormen Einsparmöglichkeiten im Gebäudebereich mittels moderner Technischer Gebäudeausrüstung kurz- bis mittelfristig genutzt werden können. Dadurch werden nicht nur die europäischen und nationalen energieeinspar- und kli­mapolitischen Ziele verfolgt, sondern gleichzeitig werden Wachstum, Beschäftigung und Innovation in Deutschland gefördert. Die Technische Gebäudeausrüstung ist ein bedeutender Wirtschaftsbereich: Mehr als 38 % des gesamten Bauvolumens in Deutschland gehen auf den Bereich der Bauinstallation zurück, in dem die Planung und Ausführung von Gebäudetechnik dominieren. Zum Vergleich: Das Bauhaupt­gewerbe, inklusive Hoch- und Tiefbau, liegt bei rund 30 % des gesamten Bau­volumens.

Die Kernforderungen der TGA-Repräsentanz
an die Politik sind:

1. EnEV und EEWärmeG zügig angleichen

Angesichts der noch nicht gehobenen Potentiale der Energieeffizienz im Gebäu­debereich muss die Bundesregierung eine engagiertere Energieeinspar- und Klima­schutzpolitik betreiben und die Zeitpläne ihrer Vorhaben straffen. Beispielsweise sollte – im Sinne des Koalitionsvertrages – die Angleichung der Energieeinsparver­ordnung (EnEV) und des Erneuerbaren-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) nicht erst im Jahr 2016 angegangen werden, wie es in der „10-Punkte-Energie-Agenda“ des Bundeswirtschaftsminis­te­riums angekündigt wurde.

2. Energetische Sanierungen fördern

Nötig ist eine langfristige, verlässliche und einfache Förderung von energetischen Sanierungen nach bundeseinheitlichen Standards. Diese Förderung muss technolo­gieoffene und energieträgerneutrale Anreize für Investoren schaffen und sollte auch steuerliche Elemente umfassen. Die Politik sollte dabei vor allem auf Anreize und so wenig Ordnungsrecht wie möglich setzen.

3. Energiespar-Contracting erleichtern

Standardisierte Musterverträge und Umsetzungsverordnungen sind sowohl für den öffentlichen als auch für den privaten Sektor nötig, um vertragliche Vereinbarungen zu erleichtern. Außerdem sollte Energiespar-Contracting als standardisierte Vergabe­form im öffentlichen Vergaberecht verankert werden.

4. Kommunikation und Ressortabstimmung verbessern

Industrie und Politik müssen stärker als bisher die ökonomischen Vorteile von ener­getischen Sanierungen und Energieeffizienzmaßnahmen im Wohn- und Nichtwohn­bereich darstellen. Eine bessere Ressortabstimmung und gemeinsame, Ressort übergreifende Aktivitäten der zuständigen Bundesministerien wären wünschenswert.

5. Verbindliches EU-Energieeffizienzziel von 30 % festlegen

Zur Stärkung der Energieeffizienz als dritte wesentliche Säule der europäischen Energie- und Klimapolitik ist es wichtig, ein verbindliches Energieeffizienzziel von 30 % aufzunehmen. Die Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung for­dern, die Mitgliedstaaten der EU durch verbindliche Maßnahmen an dieses Energie­effizienzziel zu binden.

Berlin, September 2014

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