Therapiezentrum in Augsburg
Sehr ländlich mutet es am Ziegelhof an, der nur fünf Minuten vom Stadtrand Augsburgs entfernt liegt. Umgeben von Bäumen liegt das neue Therapiezentrum der Stiftung „Bunter Kreis“ auf einer Lichtung. Früher stand hier eine Ziegelei, ab Mai 2015 wird auf dem 6 ha großen Gelände kranken und behinderten Kindern das ganze Jahr über eine tiergestützte Therapie ermöglicht.
Grün ist aber nicht nur die Lage des Therapiezentrums, grün ist auch dessen Energiekonzept. Horst Erhardt, Geschäftsführer des „Bunten Kreises“, lässt keinen Zweifel daran, dass beides untrennbar zusammengehört: „Der Ziegelhof liegt inmitten einer Naturidylle, deshalb war uns Naturschutz und Ökologie bei der Realisierung des Projekts auch so wichtig.“ Der Ziegelhof versorgt sich CO2-frei mit Energie und das weitgehend aus eigenen Quellen. Realisiert wurde das Konzept gemeinsam mit dem regionalen Energieversorger Lechwerke (LEW). Arno Pöhlmann, Energieexperte von LEW, hat gemeinsam mit Horst Erhardt lange getüftelt und gerechnet, bis die Lösung feststand: „Wir verwenden bewährte Technologien, deutschlandweit einmalig wird der Ziegelhof durch die Kombination und Verknüpfung der verschiedenen Bausteine.“
80 000 kWh Sonnenstrom im Jahr
Herzstück der Heizanlage im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes sind zwei Grundwasserwärmepumpen, die aus einem 18 m tiefen Förderbrunnen mit Wasser versorgt werden, haben eine Förderleistung von mindestens 3,5 l/s. Gleich daneben stehen drei große Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von je 950 l. Mit ihnen lässt sich der Ziegelhof mit Wärme und Warmwasser versorgen. Eine Solarthermieanlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes steuert zusätzlich Wärme für die Warmwasserbereitung bei. 100 m südlich vom Verwaltungsgebäude steht das Kraftwerk der Anlage. Auf dem Dach des Stallgebäudes ist eine PV-Anlage mit einer Leistung von 96,4 kWp installiert. „Läuft alles nach Plan, dann kann die Anlage rund 80 000 kWh im Jahr erzeugen“, sagt Arno Pöhlmann mit Blick nach oben. „Rein rechnerisch reicht das, um das komplette Therapiezentrum mit Strom zu versorgen.“
Wasserkraftstrom für die Ökobilanz
„Praktisch gibt es natürlich etliche Tage im Jahr, an denen diese Rechnung nicht aufgeht“, räumt Horst Erhardt ein. Damit die Ökobilanz auch dann stimmt, bezieht das Therapiezentrum in solchen Fällen Strom von den heimischen Wasserkraftwerken der Lechwerke. „Ohne Netzanschluss und Reservestrom geht es auch bei uns nicht“, so Horst Erhardt. Allerdings planen die beiden Energiepioniere mit durchaus ambitionierten Zielen: Rund 33 % des selbst erzeugten Stroms soll vor Ort verbraucht (Eigenversorgungsquote) und rund 50 % des Strombedarfs über die eigene Anlage gedeckt werden (Autarkiequote).
Ein Batteriespeicher wird dem Therapiezentrum dabei helfen, die angepeilten Werte zu erreichen. Mit einem Speichervolumen von 40 kWh fällt der Lithium-Ionen-Akku recht großzügig aus. Die Abwärme der für die PV-Anlage notwendigen Wechselrichter speist eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe, die zusätzlich Wärme für das Gebäude erzeugt und bei Bedarf einen weiteren Pufferspeicher mit 400 l befüllen kann. „Durch die Kühlung verbessert sich der Wirkungsgrad der Wechselrichter nochmals deutlich“, weiß Energiefachmann Arno Pöhlmann.