Energiekonzept fürs „QE7“
In Erlangen-Bruck soll ein Quartier für integriertes Wohnen und Arbeiten entstehen, für das ein ganzheitliches Energiekonzept Anwendung finden soll. Geplant ist ein eigenes Netz sowie eine kombinierte Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung. Das in der Nähe von Universität und Siemens-Campus gelegene und bisher als „QE7“ titulierte Quartier hat den Namen „Brucklyn“ erhalten. Bis zum Jahr 2020 werden auf dem rund 21.000 m² großen Areal gemischte Wohn-, Freizeit-, Coworking-, Büro-, Gastronomie- und Einzelhandelsflächen entstehen. Entwickelt wird das Konzept von der Jost-Unternehmensgruppe, die rund 10 Mio. € investiert.
Die Energieversorgung des Quartiers erfolgt nach Fertigstellung nahezu vollständig aus regenerativen Systemen mit möglichst geringen CO2-Emissionen. Hierfür soll eine Kombination aus Photovoltaik (650 kW auf 4.500 m²), Geothermie über ein Erdsondenfeld und Wärmepumpe (100 kW) zur Betonkerntemperierung und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) (3 x BHKW à 75 kW und 70 kW Absorptionskälteanlage) genutzt werden. Für die Energiespeicherung wird neben Wärme- und Batteriespeichern ein LOHC-Wasserstoffspeicher (liquid organic hydrogen carrier – flüssige organische Wasserstoffträger) eingeplant, der als Langzeitspeicher zum Einsatz kommen soll. Hierbei wird Wasserstoff als Energieträger reversibel an eine aromatische Verbindung gebunden. Im Gegensatz zur Methanisierung, bei der Wasserstoff und CO bzw. CO2 zu „synthetischem Erdgas“ reagiert, wird der Wasserstoff vor der Nutzung nach seiner Zwischenspeicherung als LOHC-Wasserstoff zu H2 zurücktransformiert, um so genutzt zu werden. Die aromatische Verbindung, an die der Wasserstoff gebunden war, kann wieder genutzt werden. Der Speicher ist dabei Teil eines lokalen Verbundforschungsprojektes aus der Jost Energy AG, einer Tochterfirma der Jost-Gruppe, dem Erlanger Start-up Hydrogenious, dem Fraunhofer Institut und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das Konzept zur Energieversorgung wurde von Professor Dr. Mike de Saldanha von der Hochschule Darmstadt entworfen.
Sechs Gebäude im Quartier
Das Quartier Brucklyn wird nach Fertigstellung aus sechs Gebäuden im KfW-40-Standard bestehen.
Herzstück wird das Wohnhaus „The Brucklyn“ sein, das hauptsächlich für Studenten und Berufseinsteiger zur Verfügung stehen soll. Hier werden auf rund 7.200 m² insgesamt 303 Apartments mit je 25 m² sowie eine Coffee Lounge mit 400 m² zu finden sein. Die Ausstattung wird mit Markenbädern und -küchen erfolgen. Ein „Smart Home“-System wird die Systeme im Wohnraum vernetzen. Die Steuerung erfolgt dann über ein Tablet. Auf der Dachterrasse werden den Bewohnern ein Außenpool, ein Basketball- und Fußballfeld sowie eine Außenlounge mit Grillfläche zur Verfügung stehen. Zum Gebäude gehören künftig zudem ein Fitnessstudio, eine Sauna mit Ruheraum, eine Lounge, eine Bibliothek sowie eine Gemeinschaftsküche.
Die denkmalgeschützte Halle „Brucklyn Hall“ wird auf 2.200 m² ein Coworking-Center für temporäres Arbeiten und auf 1.800 m² einen Nahversorger beinhalten. Direkt daneben wird eine Station für E-Bike-Sharing mit Ladestation errichtet.
In der Mitte des Quartiers wird das Gebäude „Living“ auf 1.600 m² Wohn- und Arbeitsflächen sowie auf 600 m² ein Gastronomiezentrum umfassen.
Mit dem Gebäude „Factory“ werden auf 2.050 m² Labor- und Büroflächen für Startups hauptsächlich der nahegelegenen Universität angeboten.
Im Boardinghaus „Lifestyle“ stehen künftig 120 Apartments für mittel- bis längerfristige Aufenthalte zur Verfügung. Das Gebäude umfasst rund 4.600 m².
Im Parkhaus „Brucklyn Park“ entstehen 310 Stellplätze sowie die Angebote der Elektromobilität für die Quartiersbewohner. Das Konzept des E-Car-Sharings in Kooperation mit BMW wird in das Energiekonzept für das gesamte Quartier einbezogen.
Projektentwickler ist die Jost-Unternehmensgruppe aus München. Das Quartier, in dem einmal 1.000 Menschen Leben, wohnen und arbeiten sollen, wird in mehreren Bauabschnitten bis zum Sommer 2020 fertiggestellt.