Die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen und die TGA-Branche

Vom 7. bis zum 18. Dezember 2009 drehte sich in Kopenhagen alles rund ums Thema Nachhaltigkeit. Von den dort verabschiedeten Absichtserklärungen und Beschlüssen wäre die Baubranche und damit auch die Gebäudetechnikbranche in besonderem Maß betroffen gewesen. Leider kam es zu nichts außer ein paar unverbindlichen Absichtserklärungen.

Die Klimakonferenz in Kopenhagen http://en.cop15.dk/ wurde bereits im Vorfeld als wohl eine der wichtigsten Konferenzen der Menschheit tituliert.

Wie Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Mitglied des Weltklimarats IPCC, im Rahmen des 5. Viessmann Energieforums vier Wochen vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz erklärte, „können wir in Europa das Klimaproblem nicht mehr allein lösen. Vor 20 Jahren wäre dies noch möglich gewesen. Heute ist es ein weltweites Problem.“ Alle Klimamodelle weisen darauf hin, dass nur mit gemeinsamen Anstrengungen ein Anstieg der Globaltemperatur auf 2 K begrenzt werden kann. Jeder Temperaturanstieg darüber hinaus könnte, so die physikalischen Berechnungen zahlreicher führender Wissenschaftler, zu einer nicht vorhersehbaren Veränderung des Weltklimas führen.

Ein solches Problem kann nur gemeinsam gelöst werden. Von der Problematik überzeugt zeigen sich auch viele Unternehmen der TGA-Branche und sind mit Engagement, Produkten und Dienstleistungen daran beteiligt, den CO2-Ausstoß von Gebäuden zu reduzieren.

Es handelt sich dabei um keine isolierte Betrachtung der Betriebsphase. Bereits bei der Erstellung eines Gebäudes muss darauf geachtet werden, dass entsprechende Produkte zum Einsatz kommen. Während der Betriebsphase eines Gebäudes muss zudem Wert auf eine ständige Optimierung der Anlagen geachtet werden.

Ergebnisse

Wie die allgemeine Berichterstattung zeigt, war es nicht einfach zu einem Ziel zu kommen. Mit dem Eintreffen des US-Präsidenten erhofften sich so manche Delegierten eine schnelle Einigung. Doch die Skepsis blieb (leider zu Recht). Selbst wenn es in den kommenden Jahren er noch zu so etwas wie einem Abkommen reichen wird, wird es schwierig diese Einigungen zu überprüfen.

Die EPEE (The European Partnership for Energy and the Environment) bedauert, dass in Kopenhagen kein verbindliches Abkommen erzielt wurde und ruft Regierungen weltweit dazu auf, höhere Energieeffizienzstandards zu setzen.  Die Erhöhung der Energieeffizienz von Kälte- Klima- und Wärmepumpenanlagen sowie der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien zählen zu den wichtigsten Prioritäten der EPEE-Mitglieder. Andrea Voigt, EPEE-Geschäftsführerin erklärt: „Wir haben zwei entscheidende Ansatzpunkte: EPEE als Verband setzt sich auf EU-Niveau dafür ein, dass sinnvolle und effektive politische Maßnahmen entwickelt werden, um die CO2-Emissionen zu senken. Gleichzeitig engagieren sich unsere Mitglieder als Unternehmen für den Fortschritt in unserer Branche durch die Entwicklung energieeffizienter Komponenten und Systeme.“
 
Nach Kopenhagen steht Energieeffizienz mehr denn je ganz oben auf der Liste der EU-Prioritäten, um das Ziel, den Temperaturanstieg auf 2 K zu begrenzen, zu erreichen. Die Schaffung eines neuen Energieressorts im Rahmen der EU-Kommission, dessen Vorsitz der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger übernehmen wird, zeigt, wie ernst dieses Thema auf EU-Ebene genommen wird.
 
Andrea Voigt fasst zusammen: “Wir bei EPEE unterstützen die Einführung ehrgeiziger Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen und hoffen, dass die nächste Konferenz in Mexico zu klaren Verpflichtungen in diesem Sinnen bei gleichzeitig fairem internationalen Wettbewerb führen wird. Bis dahin engagieren sich unsere Mitglieder dafür, die Energieeffizienz von Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen weiter zu erhöhen und damit die EU bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen.“
 


Deutsche Bestrebungen

Bereits vor Beginn der Klimakonferenz in Kopenhagen hatte Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen den „Klimaschutzdialog Wirtschaft und Politik“ ins Leben gerufen. „Klimaschutz ist der Impulsgeber für die ökonomische Modernisierung unseres Landes. Deshalb ist Kopenhagen zugleich die bedeutendste Wirtschaftskonferenz unserer Zeit“, sagte Röttgen auf einer Pressekonferenz, an der neben dem Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, Peter Löscher, und dem Vorstandsmitglied der Allianz SE, Dr. Joachim Faber, auch Dr. Martin Viessmann teilnahm.

Dr. Martin Viessmann sagte: „Unser Nachhaltigkeitsprojekt ‚Effizienz Plus‘ zeigt, dass es möglich ist, wirtschaftlichen Erfolg mit dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu vereinbaren. Durch die Steigerung von Energieeffizienz, Arbeitseffizienz und Materialeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien dient das Projekt dem Klimaschutz, generiert Wachstum und sichert Arbeitsplätze.“
 
„Die deutsche Industrie kann Dank ihrer Innovationskraft wesentlich zu einem effektiven weltweiten Klimaschutz beitragen“, sagte Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG und Vorsitzender der BDI-Initiative „Wirtschaft für Klimaschutz“. „Wenn wir unsere technologischen Lösungen stärker nutzen, wird Klimaschutz zum Wachstumstreiber für die deutsche Industrie!“
 
„Wir erleben gerade, rechtzeitig vor der Klimakonferenz in Kopenhagen, einen Paradigmenwechsel. Der Klimaschutz wird in Deutschland erstmals von Wirtschaft und Politik nicht mehr als regulatorische Bürde, sondern mehrheitlich als machbar und ökonomisch sinnvoll anerkennt“, so Dr. Joachim Faber, Vorstandsmitglied der Allianz SE.
 
Um die Folgen des Klimawandels ökonomisch und ökologisch beherrschbar zu halten, darf die globale Erderwämung nach heutigem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis 2 K im Vergleich zum vorindustriellen Niveau nicht überschreiten. Dazu müssen die Industrieländer bis Mitte dieses Jahrhunderts nahezu CO2-frei wirtschaften. Notwendig dafür sind grundsätzliche Umstrukturierungs- und Modernisierungsprozesse. Diese müssten vorurteilsfrei und am Klimaziel orientiert diskutiert werden, so der Bundesumweltminister. Es gehe für Deutschland nun und in den kommenden Jahren darum, einen globalen Strukturwandel aktiv mit zu gestalten und den Anschluss nicht zu verlieren. In einem ersten Schritt wird das Dialogforum Klimapolitik und Wirtschaft sich auf die Bereiche Industrie, Finanz- und Bauwirtschaft konzentrieren.

Diskussionen auf dem Klimagipfel


Im Rahmen des Klimagipfels in Kopenhagen diskutierten am 9. Dezember 2009 Vertreter der IEA (Internationale Energie Agentur), der internationalen Global Climate Initiative des WWF und der Vorstandsvorsitzende von Rockwool International, Eelco van Heel, mit dem Kongresspublikum über die Auswirkungen einer verbesserten Gebäudedämmung auf Klima und Weltwirtschaft. Gebäude müssen nicht länger die größten „Energiefresser“ der industrialisierten Welt sein, auch wenn sie heute noch für nahezu 40 % des Energieverbrauchs und einen Großteil ihrer CO2-Emissionen verantwortlich sind, so ihr Fazit. Nach Berechnungen der Internationalen Energie Agentur (IEA) kann die Energie, die in Gebäuden für Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwassererzeugung benutzt wird, in kurzer Zeit und durch den Einsatz erprobter, risikofreier Technologien um weltweit 75 % reduziert werden.
 
Zur Diskussion geladen hatte das Climate Consortium Denmark, das unter Leitung des Kronprinzen Frederik von Dänemark zur Vorbereitung von Fachkonferenzen rund um den Klimagipfel gegründet und durch renommierte  Unternehmen wie Danfoss, Grundfos und die Rockwool Group unterstützt wird. Jens Laustsen, Spezialist der IEA, eröffnete die Diskussion: „Energieeffizienz ist der Schlüssel zur Zukunft, zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft. Durch sofortiges Nachrüsten unserer Gebäude mit moderner Technik und Dämmung können auch ohne Komfortverlust 54 % der vom UN-Klimarat geforderten CO2-Reduzierungen erreicht werden.“  
Auch die Forschung des WWF gibt energieeffizienten Gebäuden die höchste Priorität. So ergänzte der Direktor der WWF Global Climate Initiative, Kim Carstensen: „Energieeffiziente Gebäude sind die schnellste, billigste und wichtigste Lösung für unsere Klimaprobleme. Eine Lösung, die obendrein mit zahlreichen Vorteilen und keinen Nachteilen für die Hausbesitzer und
-bewohner verbunden ist. Moderne Gebäude sind die gegenwärtig wirksamste Klimaschutzmaßnahme. Eine Maßnahme, die wir sofort umsetzen können, denn wir haben bereits die benötigten Technologien, um die Energieverschwendung zu beenden und die CO2-Emissionen aus Gebäuden zu reduzieren.“  
Auf ein Einsehen in dieser Hinsicht nur zu hoffen, greift jedoch nach Einschätzung vieler Branchenkenner zu kurz. Ohne feste Verpflichtung zum Handeln werden die CO2-Emissionen von Gebäuden weiter ansteigen. Eelco van Heel, Vorstandsvorsitzender der Rockwool Group, erklärte: „Wir brauchen visionäre Politiker, die die ernsthafte und unmittelbare Nutzung dieser umweltfreundlichen Technologien ermöglichen. Es ist entscheidend, jetzt den Altbaubestand zu sanieren. Und natürlich müssen alle Neubauten ab sofort so gut isoliert und ihre Gebäudehülle so luftdicht ausgeführt sein, dass schon ein kleines Solarmodul auf dem Dach oder andere Mittel der nachhaltigen Energieerzeugung ausreichen, um das Gebäude in ein „Null Energie“-Haus umzuwandeln. Oder noch besser: in ein „Plus Energie“-Haus, das mehr Energie ins Netz speist als es selbst benötigt. Und das ist schon heute tatsächlich möglich. Alles, was wir brauchen, ist der politische Wille zur Umsetzung.“
 
Jens Laustsen vom IEA schlussfolgerte abschließend: „Durch die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden gewinnen Verbraucher, weil sie ihre Energiekosten reduzieren und erhöhten Wohnkomfort erhalten. Die Wirtschaft gewinnt, weil Millionen von Arbeitsplätzen entstehen, wenn wir jetzt beginnen. Regierungen gewinnen, weil eine verbesserte Energieeffizienz es ermöglicht, klimapolitische Ziele leichter zu erreichen. Gleichzeitig verbessert ein gesenkter Verbrauch die Sicherheit der Energieversorgung, regt die Wirtschaft an, erhöht die Erwerbstätigenquote und verbessert die Volksgesundheit. Viele Regierungen müssen in naher Zukunft enorme Investitionen verantworten, um für ihre Bürger nachhaltig genügend Energie zur Verfügung stellen zu können. Einige dieser Investitionen würden durch weniger Energieverschwendung überflüssig. Genau genommen kann es sich die Welt schon heute nicht mehr leisten, CO2und teure Energie zu verschwenden.”

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