Von Digitalisierung, Demografie und Disruption in der Branche
Die Messen 2020 werden, so der aktuelle Stand, soweit sie denn stattfinden können, voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt.
Da stellt sich die Frage, warum ein Messebesuch auch 2020 überhaupt notwendig und sinnvoll ist. Schließlich lebt man in einer digitalen Welt und hat, gut vernetzt, alle Möglichkeiten, an wichtige Informationen heranzukommen. Dass eine Fachmesse jedoch kein Auslaufmodell ist, hat zuletzt die Frankfurter Buchmesse, deutlich gezeigt – und das bei einem scheinbar antiquierten Medium – dem Buch. Welche Gründe neben dem direkten fachlichen Austausch im Gespräch und dem realen Begreifen von Produkten für einen Messebesuch sprechen, hat die GHM als Veranstalter der Fachmesse IFH/Intherm mit einer Gesprächsrunde auf informative Weise diskutiert. Dazu gingen Erich Schulz, Geschäftsführer Erich Schulz Haustechnik, sowie Landesinnungsmeister Fachverband SHK Bayern, Martin Witthöft, Bauexperte Munich Strategy, Jörg Mosler, Experte Mitarbeitergewinnung für das digitale Handwerk, und Klaus Plaschka, Geschäftsführer GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH, unter der charmanten Moderation von Ilka Groenewold folgenden Fragen nach:
Digitalisierung macht Sinn
„Man hat den Eindruck, die Branche ist bereits komplett digital“, erklärte Klaus Plaschka gleich zu Beginn der Diskussion. Er sieht die Aufgabe der Messegesellschaft GHM nicht nur darin, die Meister der Branche an die Digitalisierung heranzuführen, sondern auch gerade die Gesellen und Monteure. Dazu wird die IFH/Intherm in den drei Fachforen „Digital optimiert“, „Forum Handwerk“ und „Forum Energieeffizientes Bauen“ an allen Messetagen Informationen und Wissen in je 20-minütigen Vorträgen anbieten.
Demographie als Schrittmacher der Digitalisierung
Einen weiteren wichtigen Schritt sahen die Diskussionsteilnehmer in der Vernetzung der Gewerke. Dieses wichtige Anliegen bringt die Messe mit dem neuen Untertitel als Fachmesse für „Sanitär, Haus-und Gebäudetechnik“ zum Ausdruck. Denn im Gebäude der Zukunft sind die Bereiche Heizung, Klima und Erneuerbare Energien durch ein digitales Netzwerk miteinander verbunden. Über ein Home Energy Management System (HEMS) hat der Hausbewohner alle wichtigen Energiedaten zur Verfügung und kann bei Bedarf ohne große körperliche Anstrengung, ein Wohlfühlklima oder den Energiesparmodus herbeiführen. Damit kann der demographischen Entwicklung in einer zunehmend alternden Gesellschaft Rechnung getragen werden, bei der sich viele Menschen wünschen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Altersgerechte Assistenzsysteme für ein umgebungsunterstütztes, unabhängiges Leben unterstützen die Anforderungen an ein Ambient Assisted Living (AAL). Hier bietet das Bad eine zentrale Funktion, das sich durch eine möglichst unauffällige und dennoch hochwertige barrierearme bis barrierefreie Gestaltung auszeichnen sollte. Martin Witthöft sprach sich diesbezüglich für die Verwendung von Mineralguss als Werkstoff im Bad aus, das leicht einzubauen sei. Zudem seien Änderungen vor Ort immer noch einfach auszuführen.
Disruption und neue Erfolgsfaktoren
Branchen verändern sich derzeit sehr stark. Die Digitalisierung führt zur Disruption – zum Wegbrechen – bisheriger Geschäftsmodelle. Für die Gebäudetechnikbranche bedeutet dies, dass wohl auch, dass Neuerungen schneller gelernt und umgesetzt werden müssen. Doch kann die TGA auch ein Gewinner der Veränderung sein. Klaus Plaschka sieht die Gebäudetechnikbranche als wichtigen Umsetzer der Klimaschutzziele, stellt dazu aber auch Forderungen an die Politik: „Ziel muss es sein, das Klimapaket zu konkretisieren. Dazu bedarf es Tipps für die Kundenberatung.“
Dennoch und gerade deshalb kann das Thema Klimaschutz zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden. Von der Gebäudetechnikbranche kann der Kunde die umweltfreundliche Technik der Zukunft erhalten, die sein Gebäude langfristig fit für die Anforderungen an den Klimaschutz macht.
Fazit
Eine Messe ist stets mehr als ein Treffen der Branche. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten, Produkte genau in Augenschein zu nehmen, sie anzufassen und sich ausführlich erklären zu lassen. Diese Chancen sollte man nutzen. Denn ganz nebenbei lernt man bei solchen Gesprächen dazu und steigert die eigene Kompetenz. Hierzu bietet die IFH/Intherm, wie auch die anderen von einer Verschiebung betroffenen Fachmessen im Frühjahr 2020, viele Möglichkeiten, die dann genutzt werden sollten.
Info
Die vom 21. bis 24. April 2020 geplante IFH/Intherm, die Fachmesse für Sanitär, Haus- und Gebäudetechnik in Nürnberg, wurd aufgrund der nicht vorhersehbaren Entwicklung der Corona-Pandemie für 2020 abgesagt. Die nächste IFH/Intherm findet von 26. bis 29. April 2022 auf dem Messegelände Nürnberg statt. Besuchertickets, die für die nun abgesagte Messe 2020 bereits gekauft wurden, werden ebenfalls rückerstattet.