Kommentar

Wie wird ein Unternehmen im Geschäftsfeld Versorgungstechnik 175 Jahre alt?

Ein Familienunternehmen feiert 175-jähriges Bestehen – und das im Bereich der Versorgungstechnik. Wie konnte das gelingen? Schauen wir uns das Beispiel der Theod. MAHR Söhne GmbH, Aachen an. Es wurde 1841 gegründet.

Die Antwort lautet selbstverständlich, dass der Lösungsansatz nach einem so langen Zeitraum nicht mehr vollständig nachvollziehbar ist. Warum das so ist? Von den sechs Generationen Geschäftsführer sind inzwischen vier verstorben. Es bleiben die folgenden Fragen:

- Was hat das Überleben des Unternehmens in der Kaiserzeit ermöglicht?
- Welche Handlungen waren in den beiden Weltkriegen nötig, um zu überleben?
- Wie konnte das Unternehmen überleben, als leitende Prokuristen, Kaufleute und Montagemitarbeiter an die Front mussten?

Alles Geheimnisse, die wir heute nicht mehr lüften können. Versuchen wir es dennoch, müssen wir eine ganze Reihe Unwägbarkeiten akzeptieren. 

Ein Versuch, das Geheimnis zu lüften

Von der Gründergeneration gibt es noch Aufzeichnungen; die zweite Generation hinterließ noch heute erkennbare Meilensteine. Die heutigen Nachfolger kannten die dritte und vierte Generation noch persönlich und können ein wenig deren Gedanken, Ideen und Pläne einschätzen. Die beiden lebenden Generationen haben sehr konkrete Vorstellungen, warum das Alter von 175 Jahren erreicht wurde. Fassen wir all diese Einschätzungen zusammen, lassen sich zumindest Tendenzen erkennen, auf die hingewiesen werden soll:

Spezialisierung

Mit hohem Sachverstand und den dazugehörigen Innovationen erfolgte eine Spezialisierung des Unternehmens in einem ausgefallenen Geschäftsgebiet.

Familienunternehmen

Eine konstante, weit vorausschauende Marktprofilierung und langfristige Investitionen in Menschen kennzeichnen das Familienunternehmen und machen es wertvoll. Kein Großkonzern sein, keine ständigen Inhaberwechsel und keine ständigen strategischen Schwerpunktveränderungen wirken sich positiv auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter aus.

Klassischer Anlagenbau

Die alleinige Ausrichtung auf den klassischen Anlagenbau führt in die Insolvenz – erst recht bei großen Los-Summen.

Gewinne beschränkt ausschütten

Gewinne sollten nie komplett aus dem Unternehmen entnommen werden. In guten Jahren sollten regelmäßig erhebliche Teile im Unternehmen belassen werden – nicht alles, was entnommen werden kann, muss auch herausgenommen werden. Es hat sich bewährt, nicht ausschließlich an die Haftungsrisiken zu denken.

Gute Kundenbeziehung

Langfristige und gute Kundenbeziehungen sind besonders wichtig. Schon im Vorfeld sollte mit den Schwerpunkten eine sorgfältige Auswahl erfolgen: Seriöse Kunden führen zu einem überproportionalen Vertrauensaufbau mit nahezu freundschaftlichem Geschäftsgebaren. Dies hilft auch, Gerichtsprozesse zu vermeiden.

Erfahrene Mitarbeiter

Ein klassisches Merkmal des Familienunternehmens ist die langjährige Bindung erfahrener Mitarbeiter. Diese verfügen über hohe soziale Kompetenz und genießen einen erheblichen Vertrauensvorschuss. Für die Kunden existiert immer der gleiche Ansprechpartner.

Eigentümer immer vorne mit dabei

Vor mir sehe ich ein Foto mit sinnbildlichem Charakter: Nach der Bombardierung Aachens im Jahr 1943 räumte der damalige Geschäftsführer mit einer großen Schaufel den Schutt selbst aus den Büros – als Eigentümer immer vorne mit dabei.

Gewerkschaften

Die Forderungen von Gewerkschaften an das Unternehmen sind gelegentlich nicht identisch mit dem, was die Geschäftsführung und die Mitarbeiter wollen. Eine sorgfältige Differenzierung und das Abwehren falscher Forderungen sichern das Überleben des Unternehmens.

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