Kosten senken durch energetische Sanierung und erneuerbare Energien

Wie teuer heizen mit Öl und Gas durch die CO₂-Bepreisung künftig wird

Wer mit Öl oder Erdgas heizt, muss künftig tiefer in die Tasche greifen. Der Grund ist die steigende CO₂-Bepreisung. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Seit dem 1. Januar zahlen Nutzer 55 € für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid. Das ist ein Anstieg um 10 €/t gegenüber 2024. Die CO₂-Abgabe steigt 2026 auf bis zu 65 €/t. 2027 greift dann der EU-weite Emissionshandel ETS 2. Im Jahr 2040 könnten die Zusatzkosten dann bei 275 €/t liegen, erklärt das Umweltbundesamt in einer Modellrechnung. Wer jetzt noch fossile Brennstoffe nutzt, sollte sich daher frühzeitig um eine energetische Modernisierung kümmern, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Für solche Maßnahmen ist eine staatliche Förderung möglich.

Die CO₂-Bepreisung in Deutschland macht Kraft- und Brennstoffe im Verkehrs- und Gebäudebereich teurer. Gestartet war sie 2021 mit 25 €/t. Durch den diesjährigen Anstieg verteuern sich die Zusatzkosten beim Heizöl um gut drei Cent auf jetzt 17,5 ct/l. Bei Erdgas fallen dieses Jahr zusätzlich 0,2 ct/kWh an – insgesamt liegen die CO₂-Zusatzkosten hier inzwischen bei 1,2 ct/kWh.

Ein Beispiel zeigt die Dimension der CO₂-Bepreisung für Hauseigentümer: In einem kaum gedämmten 150 m² Altbau und einem Verbrauch von 3.000 l Heizöl können nach aktuellen Prognosen von 2025 bis 2040 Zusatzkosten von insgesamt knapp 25.000 € anfallen.
Bild: Zukunft Altbau

Ein Beispiel zeigt die Dimension der CO₂-Bepreisung für Hauseigentümer: In einem kaum gedämmten 150 m² Altbau und einem Verbrauch von 3.000 l Heizöl können nach aktuellen Prognosen von 2025 bis 2040 Zusatzkosten von insgesamt knapp 25.000 € anfallen.
Bild: Zukunft Altbau
Die nun wieder gestiegene Abgabe wird seit vergangenem Jahr zwischen Mieter und Vermieter aufgeteilt – je nach energetischem Standard des Gebäudes. Das Stufenmodell zur Kostenaufteilung sieht so aus: Bei Wohnungen mit einer schlechten Energiebilanz und über 52 Kilogramm CO₂-Ausstoß pro Quadratmeter und Jahr sollen Vermieter 95 % und Mieter 5 % der CO₂-Kosten tragen. Das Verhältnis wird für die Vermieter umso günstiger, je besser ihr Gebäude gedämmt ist. Liegt der CO₂-Ausstoß sogar unter 12 kg, was in sehr gut gedämmten Wohngebäuden (KfW-Effizienzhaus 55) der Fall ist, müssen die Mieter die CO₂-Abgabe allein zahlen. Sie wird aufgrund des geringen Energieverbrauchs jedoch sehr niedrig sein.

ETS 2 und die Auswirkungen

Ab 2027 wird die CO₂-Bepreisung auf die europäische Ebene gehoben. Der ETS 2 (Emission Trading System) sieht vor, dass die Unternehmen, die Heizöl und Erdgas verkaufen, Zertifikate erwerben. Deren Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Es wird erwartet, dass deutlich mehr Zertifikate gebraucht werden, als zur Verfügung stehen. Das treibt den Preis in die Höhe. Die Kosten dafür werden an die Verbraucher weitergegeben. Wer in seinem Haus dann noch eine Öl- oder Gasheizung betreibt oder fossile Brennstoffe für seinen Pkw nutzt, muss dann voraussichtlich deutlich mehr zahlen.

Der bisherige Emissionshandel ETS 1 betraf nur den Stromsektor und große Industrieunternehmen. Mit dem ETS 2 tritt nun ein neues EU-Emissionshandelssystem für Gebäude, Verkehr und weitere Sektoren in Kraft. Ziel ist es, klimaschädliches Heizen und fossile Kraftstoffe zu verteuern, um so schneller klimaneutral zu werden. In den Sektoren Gebäude und Straßenverkehr sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 % gegenüber 2005 reduziert werden.

Auslaufmodell Gasheizung? Wasserstoff knapp, höhere Netzabgaben

Für Nutzerinnen und Nutzer von Gasheizungen werden die Kosten auch aus einem anderen Grund steigen. Bis Ende 2044 will Deutschland die Erdgasnutzung vollständig aufgeben. Die Alternativen Biogas, synthetisches Erdgas oder Wasserstoff werden knapp und teuer sein, sofern sie überhaupt verfügbar sein sollten, heißt es von Zukunft Altbau. Vom Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizung raten Fachleute daher ab.

Auch die Nutzung der Gasnetzinfrastruktur wird zukünftig mehr kosten: Je weniger Menschen einen Gasanschluss benötigen, desto höher werden die Belastungen der einzelnen Haushalte. Durch den Ausbau von Wärmepumpen und Fernwärme wird die Zahl der Haushalte abnehmen, die Gas benötigen.

Beispiel: Unsaniertes 150 m² Haus

Nimmt man das Szenario des Umweltbundesamtes als Maßstab, das weitere Klimaschutzmaßnahmen als die bereits beschlossenen berücksichtigt, sehen die CO₂-Zusatzkosten so aus: Die Abgabe steigt im Jahr 2027 auf 80 € und kann im Jahr 2040 bei 275 € pro Tonne CO₂ liegen – pro Jahr kommen also 15 €/t hinzu. Sollte dieser Preispfad so kommen, bedeutete dies für Hauseigentümer Folgendes: Die Mehrkosten für ein unsaniertes Beispielhaus mit Ölheizung lägen bei knapp 25.000 € in den nächsten 16 Jahren. Das haben die Fachleute von Zukunft Altbau berechnet. Bei einer Gasheizung im Haus wären es noch etwa 20.000 € Zusatzkosten für die Abgabe.

Tipps zum Geld sparen

Wärmepumpen, der Anschluss an ein Wärmenetz und Holzheizungen sind von der CO₂-Abgabe nicht betroffen. Die Expertinnen und Experten von Zukunft Altbau raten dazu, frühzeitig mit Hilfe einer Energieberatung zu prüfen, wie sie ihr Gebäude auf erneuerbare Energien umstellen und – falls dies notwendig ist – teilweise oder komplett energetisch sanieren können. Wer jetzt seine Heizung tauschen oder die Gebäudehülle besser dämmen will, erhält dafür attraktive Zuschüsse. Beim Heizungstausch sind es bis zu 70 % der Kosten. Somit werden verbrauchsarme Gebäude, die erneuerbaren Energien nutzen, immer attraktiver, denn sie sind nicht von steigenden Gas- und Ölpreisen betroffen.

Projektionsbericht 2023

Die Mitgliedstaaten der EU müssen alle zwei Jahre eine Abschätzung vornehmen, wie sich ihre Treibhausgasemissionen in den nächsten 20 Jahren entwickeln werden. Im Projektionsbericht 2023 des Umweltbundesamtes stehen die Prognosen für Deutschland. Auf Seite 85 wird auch auf die Entwicklung der CO₂-Bepreisung eingegangen. Den Bericht finden Sie hier.

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