Übernahme der Vorparametrierung

Start-up entlastet Systemintegratoren

Da Gebäude- und Automationssysteme aufgrund der Digitalisierung und der steigenden Nutzeransprüche immer komplexer werden, stehen Entwickler, Hersteller und Distributoren von Gebäudeautomationslösungen vor einer großen Herausforderung: In ihrer Funktion als Systemintegratoren müssen sie eine optimale Vernetzung aller Komponenten miteinander sowie deren präzise Abstimmung gewährleisten. Gerade an den Schnittstellen zwischen den Bereichen IT und Automationstechnik ist dafür spezifisches Know-how erforderlich. Aufgrund des Mangels an Fachpersonal, beispielsweise an speziell geschulten Systemtechnikern für die notwendige Parametrierung von Feldgeräten vor Ort auf der Baustelle, sind diese Ansprüche zunehmend schwerer zu erfüllen.

Die im Oktober 2020 von Branchenkennern gegründete IT-AT GmbH will Systemintegratoren gezielt entlasten. Das Portfolio des jungen Unternehmens umfasst wichtige Services für Systemintegratoren wie die Unterstützung bei der (auch gewerkeübergreifenden) Produktauswahl, die Vorparametrierung sowie die Fertigung von kundenspezifischen Lösungen, beispielsweise für Schaltschränke und Systemverteiler.

„Die IT-AT GmbH wurde gegründet, um Systemintegratoren aus der Gebäudeautomation dabei zu helfen, ihre Projekte schneller und günstiger zum Erfolg zu bringen, indem wir sie mit Komponenten und Systemen unterstützen, die genau auf ihr Projekt zugeschnittenen und zügig verarbeitbar sind“, erklärt Andre Schwanke, Gründer der IT-AT GmbH und seit 14 Jahren in der Gebäudeautomation tätig. „Wir sehen uns dabei als Partner der Systemintegratoren und deren Bindeglied zu anderen Herstellern und Distributoren.“ Der Bedarf für diesen Service entsteht, da es sich bei den Systemintegratoren zwar in der Regel um Unternehmen handelt, die Gebäudeautomationssysteme aus einer Hand anbieten, jedoch nicht notwendigerweise die komplette Lösung bis auf das letzte Feldgerät selbst herstellen. Dies führt dazu, dass der Integrator die fehlenden Produkte entweder direkt von anderen Herstellern bezieht, die für ein spezielles Projekt nicht immer kundenspezifisch genug produzieren sowie nicht vorparametrieren, oder von Händlern, welche die notwendige technische Beratung und den Support nur begrenzt leisten können. „Verfügt der betroffene Systemintegrator bereits über umfassende Erfahrung in den für die Produktauswahl relevanten Bereichen, ist das natürlich kein Problem und Unterstützung überflüssig“, erläutert Alexander Eder, MSR-Experte und Mitgründer von IT-AT. „Besteht dagegen nicht ausreichend internes Know-how für diese aufgrund der Komplexität der Systeme durchaus sehr anspruchsvolle Aufgabe, stellt sich leider häufig erst auf der Baustelle heraus, dass die ausgewählten Produkte nicht oder nur unter erhöhtem Inbetriebnahme-Aufwand zusammen funktionieren.“

Um diese Probleme sowie die dadurch entstehenden Zusatzkosten zu vermeiden, kann IT-AT Systemintegratoren von Anfang an bei der Produktauswahl unterstützen und auch gewerkeübergreifende Produkte empfehlen. „Unser Name verweist bewusst auf unser Know-how in den Bereichen Informations- und Automatisierungstechnik; wir kennen die Technologien und können sie intelligent verbinden“, so Andre Schwanke. „In der Gebäudeautomation ist es dagegen traditionell eher so, dass sich MSR-Firmen zwar mit Sensoren, Aktuatoren und Reglern auskennen, gerade bei der Auswahl der Netzwerktechnik jedoch das Wissen für die richtige Produktwahl fehlt. Wir können dies ausgleichen und gewerkeübergreifend agieren, damit der Kunde die übergeordnete Struktur im Gebäude problemlos aufbauen kann.“

 

Alternative zur personalintensiven Parametrierung auf der Baustelle

Ein weiteres wesentliches Problem liegt für viele Systemintegratoren darin, dass in der Regel keine Vorparametrierung der Produkte stattfindet und die dann notwendige Parametrierung direkt auf der Baustelle häufig nicht mehr im optimalen Umfang geleistet werden kann. „Gerade bei Großhändlern besteht die Situation, dass alle Produkte mit einer Standardsoftware ausgestattet und fertig verpackt werden“, erklärt Alexander Eder. „Es ist schlicht prozessual nicht vorgesehen, dass zu einem späteren Zeitpunkt – wenn bekannt ist, für welches Projekt ein spezifisches Gerät zum Einsatz kommt – noch Anpassungen gemacht und zum Beispiel Geräte aufeinander eingelernt werden können.“ Die Konsequenz: Die Geräte müssen auf der Baustelle parametriert werden.

Doch derzeit besteht in der Gebäudeautomationsbranche ein großer Fachkräftemangel. „Bei den Systemintegratoren führt der personelle Engpass dazu, dass Installation und Inbetriebnahme unter Umständen nicht von eigenen geschulten Servicetechnikern übernommen werden können, sondern beispielsweise von Monteuren, die von einem Elektroinstallationsbetrieb geliehen sind“, erläutert Andre Schwanke. „Das Wissen für die präzise, richtige Programmierung fehlt dann häufig.“ Hier kann IT-AT erneut die Situation entlasten: Das Unternehmen führt die Vorparametrierung und genaue Abstimmung der Systemkomponenten aufeinander durch, bevor die Geräte auf die Baustelle gelangen. Für die so vorbereiteten Lösungen wird vor Ort dann deutlich weniger Know-how benötigt – sie müssen nicht mehr von einem Fachmann in Betrieb genommen werden.

 

Kundenspezifische Fertigung

Das Leistungs- und Produktspektrum von IT-AT reicht von der Vernetzung und Anpassung von Gebäudeleittechnik und Cloudlösungen der Kunden über Netzwerkkomponenten (Switche, Gateways, Hubs sowie Router) und Kleinschaltschränke, Verteiler sowie Klemmboxen bis hin zur Parametrierung und Anpassung von Feldgeräten nach Kundenwunsch. Auf der Feldgeräteebene umfasst das Portfolio beispielsweise hochwertige Klappenantriebe, Ventile und Kugelhähne der Gruner AG, Netzwerkkomponenten, Gateways und Router der Contemporary Controls GmbH, IO-Module der Romutec GmbH sowie Sensorik und Raumbediengeräte der Thermokon Sensortechnik GmbH.

Darüber hinaus fertigt IT-AT auch kundenspezifische Lösungen, darunter Schlüsselschalter, Schaltschränke und -kästen, Systemverteiler und Klemmkisten. „Das hat den Vorteil, dass wir dem Systemintegrator beispielsweise nicht nur die vorparametrierten Einzelkomponenten auf die Baustelle liefern, sondern diese bereits im Schaltschrank zusammengebaut sind, der vor Ort nur noch an die Wand geschraubt werden muss“, so Alexander Eder. Dadurch kann die Beauftragung eines Schaltschrankplaners entfallen. Auch in der Entwicklung ist das Unternehmen tätig; es setzt Produktideen von Kunden um und berät oder begleitet im Prozess.

Info

Beteiligung durch Gruner AG

Das Leistungsportfolio der IT-AT GmbH sowie die vorhandenen Branchenkenntnisse und -kontakte überzeugten die Gruner AG aus Wehingen davon, sich im Mai 2021 durch einen neuen Gesellschaftervertrag an dem Start-up in Dillenburg zu beteiligen. „Wir sind in erster Linie OEM-Partner für klassische Gerätehersteller aus dem Bereich Industrie- und Investitionsgüter. In der Vergangenheit wurde zwar des Öfteren der Wunsch an uns herangetragen, uns mehr in Richtung Systemintegration zu entwickeln, doch dafür hätten wir unser langjähriges Know-how in der Antriebstechnik deutlich auf andere Bereiche der Gebäudeautomation ausweiten müssen“, so Dr. Wolfgang Spreitzer, Geschäftsführer der Gruner AG. „Wir haben uns gegen diesen Weg entschieden und sind sehr zuversichtlich, dass wir uns das Marktsegment Systemintegration nun durch die Partnerschaft mit IT-AT erfolgreich erschließen können.“ Die Betreuung bestehender MSR-Kunden hat die Gruner AG bereits auf das Start-up übertragen. Anfragen an Gruner aus diesem Bereich werden zukünftig ebenfalls an IT-AT weitergeleitet.

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