Wohnungsbau: Trotz Auftragsplus keine Trendwende

Baugenehmigungen weiter auf Tiefstand

Das Umsatzniveau der Bauwirtschaft hat sich stabilisieren können. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) sieht darin aber keinen Grund zur Entwarnung, sondern vielmehr ein aktuelles Durchschreiten der Talsohle.
Bild: Clipdealer

Das Umsatzniveau der Bauwirtschaft hat sich stabilisieren können. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) sieht darin aber keinen Grund zur Entwarnung, sondern vielmehr ein aktuelles Durchschreiten der Talsohle.
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Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau im April 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Es ist natürlich schön, nach 22 Monaten im Vorjahresvergleich mal wieder auf ein erkennbares Plus beim Ordereingang im Wohnungsbau zu schauen. Das Plus von 4,8 % im April 2024 gegenüber dem Vorjahreswert ist aber für sich noch keine Trendwende. Wir befinden uns damit vielmehr in der Talsohle. Zum einen stehen wir kumulativ immer noch mit nominal - 3 % „in der Kreide“, zum anderen gab es bei den April-Baugenehmigungen ein weiteres Minus von 17 % gegenüber dem schon niedrigen Niveau vom April 2023. In der Talsohle bleibt das Orderniveau niedrig und liegt real um gut 40 Indexpunkte unter dem Niveau der Jahre 2020/2021.“

Hohe Baukosten bremsen

Auch wenn die Baupreise im Wohnungsbau jetzt nicht mehr steigen, so Pakleppa weiter, blieben die Finanzierungskosten doch insgesamt sehr hoch und gerade für die privaten Hausbauer oft zu hoch: „Das zeigen auch die Baugenehmigungen, die bis April noch einmal um nahezu 30 % eingebrochen sind. Es fehlen hier einfach die passenden Instrumente. Für den Mietwohnungsbau gibt es die degressive AfA, die nicht an einen hoch ambitionierten energetischen Standard gekoppelt ist. Würde es eine eindeutige und langfristige Fördersystematik für den Wohnungsbau geben, die den EH 55-Standard einschließt, und nicht nur den überambitionierten EH 40-Standard, würde das einen merklichen Schub geben“, resümiert er.

Gebäudetyp E forcieren

Schubkraft für den Wohnungsbau gebe es noch an weitere Stelle: Das Bauen müsse einfacher und damit günstiger werden. „Mit dem Gebäudetyp E haben wir hierfür eine echte Chance. Voraussetzung ist aber, dass nicht immer der Stand der Technik, sondern dass auch das technisch Notwendige rechtssicher gebaut werden darf. Das zu regeln, hat die Politik in der Hand. Es fehlt uns nicht an Instrumenten für mehr Wohnungsbau. Sie müssen nur zum Einsatz kommen“, so Pakleppa.

Zahlen und Daten

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte im April ca. 9,3 Mrd. Euro, ein Plus um ca. 11 %, berichtet der Zentralverband. Die Umsätze liegen kumulativ mit ca. 29,5 Mrd. Euro leicht über dem Vorjahresniveau (+0,9 %). Dabei liegt der Umsatz im Wohnungsbau um 10,5 % unter dem Vorjahresniveau. Gestützt wird die Umsatzentwicklung weiter durch den Tiefbaubereich. Im gewerblichen Bereich liegt das Plus hier kumulativ bei 12,4 %. Dabei schlagen weiter die Investitionen in die Infrastruktur der Energiewende und die Mobilitätswende zu Buche. Aber auch der öffentliche Tiefbau setzt mit einem kumulativen Umsatzplus um 7 % Impulse.


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