Kühllager als Speicher für die Energiewende
24.01.2025
Industrielle Kühlhäuser sollen kostensparende Energiespeicher werden, die zudem zur Netzstabilität beitragen.
Bild: Clipdealer
Das Bremer Startup Flexality will mit ihrer Idee nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energien (EE) beschleunigen – sondern zugleich auch die politisch gewollte Energiewende vorantreiben. Ein von der Firma entwickeltes Software-Programm nutzt selbstlernende künstliche Intelligenz (KI), um industrielle Kühlhäuser effizienter zu gestalten: Diese Lagerstätten sollen zugleich kostensparende Energiespeicher werden, die zur Netzstabilität beitragen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit 125.000 €.
„Schätzungen gehen bundesweit von ungefähr 750 großen Kühlhäusern aus“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Das bietet imposante Möglichkeiten, allein in dieser Branche für die Energiewende zählbaren Erfolg herauszuholen.“ Genau das will das Startup erreichen, wie Flexality-Gründer Dyke Wilke erklärt: „Die von uns entwickelte KI-Energiemanagementsoftware ‚Fenoms‘ trimmt die industriellen Kühlhäuser darauf, grünen, durch erneuerbare Energien erzeugten Strom optimal zu nutzen. Bisher ungenutzte Betriebsdaten werden ausgewertet und mit Strompreisprognosen gekoppelt.“ Durch die Abstimmung von Energiebedarf und Preisen können nach seiner Aussage Energieverbrauch und Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) gesenkt werden. Flexality plant nach eigenen Angaben, künftig Energieversorger für eine stärkere EE-Nutzung einzubeziehen.
CO2-Verbrauch und Energiekosten senken
Grüne Energie smarter erhalten: Das Startup Flexality (auf dem Bild: Mitarbeiter Justus Hinken) will mithilfe künstlicher Intelligenz Energielasten schneller vorhersagen und Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien besser nutzen.
Bild: Flexality
Wilke zufolge spielt neben der effektiveren und somit kostengünstigeren Energienutzung durch die Kühlhäuser vor allem deren Funktion als Energiespeicher eine wichtige Rolle. „Das stabilisiert die Netze und sichert die Versorgung von Kühlketten“, erklärt der Flexality-Gründer. Wenn das System Überschuss-Stromspitzen aus regenerativen Energien zu günstigeren Preisen feststellt, wird die Temperatur in den Kühlanlagen stärker gesenkt als üblich. Wenn weniger grüne Energie verfügbar ist, wird die Temperatur wieder erhöht. So verbrauchen die Kühlhäuser bei reduzierten und teureren Strommengen im Netz weniger Energie und gleichen dies aus, sobald das Stromangebot die Nachfrage übersteigt und der Strompreis am Markt sinkt. „Dies ermöglicht den Betrieben eine kostengünstigere, zugleich sicherere Nutzung erneuerbarer Energie und trägt zur Stabilisierung des Stromnetzes bei“, sagt Wilke.
DBU-Generalsekretär Bonde sieht mit Wilke erhebliches Potenzial zur Energieeinsparung. Wilkes Startup geht davon aus, den CO2-Verbrauch pro Kühllager um „mindestens 10 %“ senken zu können. Zudem sollen die Stromkosten für Unternehmen jährlich um etwa 20 % reduziert werden, heißt es von Flexality. Wilke plant, mit seinem Startup langfristig auch anderen Industriebranchen eine optimierte Energienutzung anzubieten. Im Rahmen der notwendigen Dekarbonisierung der Industrie stellt die Nutzung von thermischen Speichern eine klimaschonende Option dar. „Wir sind alle Verfahrensingenieure mit Industrieerfahrung und sehen die Herausforderungen der Branche. Bereits jetzt erkennen wir, dass der Fachkräftemangel die Bedeutung automatisierter Energieoptimierung für die Wirtschaftlichkeit kontinuierlich erhöht“, sagt Wilke.
Neue DBU-Förderinitiative „Speicher und Netze“
Mit einer vor Kurzem ins Leben gerufenen Förderinitiative „Speicher und Netze“ will die DBU einen zusätzlichen, frischen Impuls für das Gelingen der Energiewende setzen. „Die Förderinitiative fußt auf zwei Säulen: zum einen auf dem Schwerpunkt dezentrale und saisonale Stromspeicher, zum anderen auf sogenannten netzdienlichen Innovationen“, sagt Generalsekretär Bonde. Neu sei dabei ein Ideenwettbewerb: „Kluge Köpfe mit aussichtsreichen Praxisvorschlägen haben so die Chance, ihre Ideen auszuarbeiten und dafür eine Förderung von bis zu 15.000 € pro Projekt zu erhalten.“ Zudem können im Rahmen von „Speicher und Netze“ klassisch die Projektförderung, die Green-Startup-Förderung sowie ein Promotionsstipendium beantragt werden. Weitere Informationen sind auf der Webseite des DBU zu finden.