Studie zur Digitalisierung des Mittelstands: Potenziale werden nicht genutzt

Große Unterschiede im Digitalisierungsgrad der befragten Unternehmen

Von der eigenen Website über Social Media bis hin zur Nennung auf relevanten Suchportalen können sich Unternehmern im Mittelstand für ihre Kundschaft positionieren – vorausgesetzt, sie wissen über jegliche digitale Maßnahmen Bescheid. Zufolge einer neuen Studie von Sellwerk, einem Netzwerk des deutschen Mittelstands, liegen jedoch zwischen den Potenzialen der Digitalisierung und der tatsächlichen Umsetzung noch große Lücken.
 
Im Zuge der Befragung wurde zunächst gefiltert, welche Möglichkeiten die Digitalisierung für Unternehmen bereithalten kann. Anschließend folgte die Frage, ob und wie die jeweilige Maßnahme bereits umgesetzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits 81 % aller befragten Mittelständler eine eigene Homepage besitzen, die von 23 % der Studienteilnehmer selbst erstellt wurde. Dabei gaben 5 % an, Unterstützung durch Bekannte im privaten Umfeld gehabt zu haben. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings, dass sich 72 % Hilfe bei der Webseitenerstellung bei einem Dienstleister gesucht haben.


Bild: Sellwerk in Zusammenarbeit mit Produkt + Markt GmbH & Co. KG

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An zweiter Stelle der digitalen Maßnahmen steht mit 62 % die Platzierung in digitalen Verzeichnissen, gefolgt von der Nutzung der eigenen Social-Media-Profile mit 43 %. Bei Letzteren nehmen 68 % die Zügel selbst in die Hand, lediglich 32 % suchen sich hier Unterstützung von außen. Die nachfolgenden Maßnahmen weisen eine noch niedrigere Umsetzungsrate auf – Videomarketing, ein eigener Online-Shop auf der Homepage, Werbebanner im Internet, ein Online-Kalender oder auch Bewertungsmarketing werden vergleichsweise selten genutzt.

Der Vergleich zu den vorangestellten Studien zeigt, dass in den Jahren 2020 bis 2022 noch ein deutlicher Positivtrend beim Einsatz digitaler Maßnahmen zu beobachten war. Seitdem sind jedoch die Zahlen zur Umsetzung einiger Marketingmaßnahmen, wie Social-Media-Kampagnen und -Profile und eine eigene Website, wieder zurückgegangen.  

„Die Vielschichtigkeit des digitalen Präsenz-Managements hält vor allem kleinere Betriebe ab, selbst essenzielle Hausaufgaben aufgrund von fehlendem Know How, Zeit oder aus Ressourcenmangel anzugehen. Die großen Player hingegen nutzen dieses Potenzial für sich. Dies führt zunehmend zu einem Chancen-Ungleichgewicht, das nicht weiter ignoriert werden darf. Der Handlungsbedarf der kleinen und mittleren Betriebe ist abhängig vom jeweiligen digitalen Reifegrad sowie der Größe des Unternehmens“, erläutert Frank Schieback, CMO von Sellwerk.

Je größer das Unternehmen, desto mehr wird in Digitalisierung investiert

Eine weitere Auffälligkeit zeigt sich im direkten Vergleich nach Betriebsgröße. Unterschieden wurde hier zwischen Unternehmen mit 1-2, 3-5 sowie 6-20 Mitarbeitenden. Obwohl diese Größendifferenz vorerst klein wirken mag, ergibt die Umfrage deutlich, dass die kleinste Firmengruppe weitaus weniger digitale Marketingmöglichkeiten nutzt als die anderen beiden Vergleichsgruppen. So besitzen bspw. 89 % aller „größeren“ Betriebe eine eigene Homepage, während Kleinstunternehmen nur zu 58 % auf jene Basispräsenz setzen.
 

Bild: Sellwerk in Zusammenarbeit mit Produkt + Markt GmbH & Co. KG

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Auch Social-Media-Profile werden von den größeren beiden Vergleichsgruppen fast doppelt so viel genutzt wie von ganz kleinen Betrieben. Generell zeigt der Durchschnittswert aller genutzten Digitalisierungsmöglichkeiten jedoch auf, dass die bestehenden Potenziale in mehrerlei Hinsicht noch nicht ausgeschöpft sind – sowohl von kleinen als auch mittleren Unternehmen. Firmen mittlerer Größe setzen – laut der Studie – im Durchschnitt knapp 4,6 (digitale Maßnahmen) um, kleine sogar nur 2,8. 

Digitale Präsenz? Brauchen wir nicht!

Weiterhin fand das Netzwerk in der Umfrage heraus, dass jene Unternehmen, die bis dato noch keine digitalen Marketingmöglichkeiten nutzen, auch größtenteils gar kein Interesse daran haben – und dass, obwohl bewiesen ist, wie wertvoll die Digitalisierung für das eigene unternehmerische Bestehen sein kann. Allein das Wissen darüber, dass mittlerweile fast jeder Mensch digital nach Produkten oder Dienstleistungen sucht, verpflichte zur Umsetzung grundsätzlicher Maßnahmen, rät das Netzwerk. Als Begründung für das Desinteresse wurden Punkte wie Finanzen, fehlendes Know-how oder eine vermeintliche Non-Relevanz von digitalen Marketingmaßnahmen genannt.


Bild: Sellwerk in Zusammenarbeit mit Produkt + Markt GmbH & Co. KG

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Der Studienrahmen

Die Studie wurde von März bis April dieses Jahres mit insgesamt 240 Studienteilnehmern durchgeführt, die allesamt in mittelständischen Unternehmen tätig waren. Zusätzlich wurden Vergleichswerte aus vorherigen Studien (September 2020, November 2022) mit einer nahezu ähnlichen Teilnehmeranzahl herangezogen. Diese sollten die jeweiligen Entwicklungen aufzeigen und somit Raum für Interpretation oder Prognosen schaffen. Die befragten Personen waren u. a. im Handwerkssektor und im Bauwesen tätig.

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