Finanzierungsanschub für Energieforschung an der Hochschule Biberach

1,9 Mio. € für vier Forschungsprojekte

Mit vier neuen Forschungsprojekten, die zum Jahreswechsel 2017 bewilligt wurden und sich derzeit in der Startphase befinden, wird die Energieforschung an der Hochschule Biberach deutlich gestärkt. Die Projekte werden in den nächsten drei Jahren mit knapp 1,9 Mio. € gefördert. „Diese Drittmittel geben der Energieforschung an der Hochschule Biberach einen neuen und wichtigen Schub, sagt der geschäftsführende Leiter des Instituts für Energie- und Gebäudesysteme an der HBC", Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff.
Die Biberacher Forscher sehen seit langem ein Defizit in der Diskussion um die Energiewende, die – so Prof. Koenigsdorff – bislang eher als „Stromwende" geführt werde. Der Fokus liege zu sehr auf der – in den letzten Jahren stark ansteigenden – Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie z. B. Fotovoltaik, Windkraft oder Biomasse. Wichtig sei eine Ergänzung um eine „Wärme- und Kältewende" mit höherer Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, so der Institutsleiter.
Sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Martin Becker sieht vor allem mit der Energieeffizienz „eine bisher stark vernachlässigte Säule auf dem Weg zur Transformation der Energiesysteme". Als Beispiel nennt er Kälteanlagen, die überwiegend mit elektrisch betriebenen Kompressoren betrieben werden und die rund15 % des gesamten elektrischen Endenergiebedarfs benötigen. Becker sieht deshalb „ein hohes Einsparpotential im riesigen Bestand von Kälteanlagen, die im laufenden Betrieb optimiert werden können", weshalb in seinen neuen FuE-Projekten ein Schwerpunkt insbesondere auf die Betriebsoptimierung von Kälteanlagen gelegt wird.
Noch stärker als bisher wird sich das Institut für Gebäude- und Energiesysteme (IGE) an der Hochschule Biberach deshalb künftig der Energieeffizienz widmen, so Prof. Koenigsdorff. Die vier neuen Projekte, in denen insgesamt sieben wissenschaftliche Mitarbeiter sowie – neben den Professoren Koenigsdorff und Becker – auch Prof. Dr.-Ing. Alexander Floß und Prof. Dr. rer. nat. Stefan Hofmann beschäftigt sein werden, decken einen großen Forschungsbereich zur Optimierung von thermischen Systemen und dem Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärme- und Kälteversorgung ab:


- Im Projekt Automationsgestützte Optimierung thermischer Energieversorgungsysteme (AutThem) mit rund 850.000 € Gesamtvolumen geht es um die optimierte Betriebsführung und verbesserte Automatisierung von Wärme- und Kälteversorgungssystemen. Ein Schwerpunkt des Forschungsprojektes ist die Entwicklung von verbesserten Steuerungs- und Regelungsverfahren für heizungs- und klimatechnische Anlagensysteme, ebenso die verbesserte Regelung der Hydraulik inkl. Einbindung von Speichertechnologien. Neben Untersuchungen in eigenen Laboranlagen und mit Simulationstools arbeiten die Forscher hier eng mit Unternehmen der Industrie und Wirtschaft zusammen, etwa mit Boehringer Ingelheim am Standort Biberach oder der Federseeklinik in Bad Buchau. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert; die Leitung des Forschungsprojektes liegt bei Prof. Dr.-Ing. Martin Becker und Prof. Dr.-Ing. Alexander Floß.
 
- Das Projekt Energieeffizienz und optimierte Betriebsführung von gewerblichen Kälteanlagen (EnBeKa)  – Projektumfang 550.000 € – befasst sich mit der Entwicklung von Methoden und Werkzeugen, um die Energieeffizienz von gewerblichen Kälteanlagen (z.B. für Supermärkte, Gastronomie, Metzgereien, Bäckereien, ...) im laufenden Betrieb bewerten und darauf aufbauend gezielte Maßnahmen zur Betriebsoptimierung vornehmen zu können. Auch hier arbeiten die Forscher eng mit Unternehmen aus der Praxis zusammen, um die entwickelten Verfahren und Methoden zu erproben und die Rückkopplungen aus der Praxis in das laufende Vorhaben einfließen zu lassen. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr.-Ing. Martin Becker.
 
- Die Verbesserung der Technologien zur Nutzung oberflächennaher geothermischer Energie steht im Fokus des Projekts Qualitätssicherung bei Erdwärmesonden (QEWS II). In diesem Verbundprojekt unter Leitung des Bayerischen Zentrums für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern), an dem mehrere Hochschulen, Forschungsinstitute und Industriepartner beteiligt sind, arbeitet das IGE an der Erforschung und Entwicklung von Auslegungs- und Simulationswerkzeugen für die unterschiedlichen eingesetzten Technologien wie Erdwärmesonden, -kollektoren, -körbe und Eisspeicher. Das Forscherteam der Hochschule Biberach wirkt in einer internationalen Arbeitsgruppe unter dem Dach der Internationalen Energieagentur IEA mit. Die Leitung liegt bei Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff. Die Arbeit der Biberacher Forscher wird mit einem Mittelanteil von 306.000 € gefördert.
 
- Die Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg in einem größeren Maßstab wird im Projekt „GeoSpeicher.bw" untersucht. Das Verbundvorhaben zielt darauf ab, den effektiven und effizienten Einsatz geothermischer Wärme- und Kältenutzung und vor allem der Speicherung zur Reduzierung fossiler Energieträger zu demonstrieren. Die Hochschule Biberach ist dabei als einer der Partner im Landesforschungszentrum Geothermie (LFZG) beteiligt, begleitet das „Kalte Nahwärmenetz Hochvogelstraße" in Biberach wissenschaftlich und befasst sich mit der optimalen Einbindung geothermischer Anlagen in Gebäude- und Energiekonzepte. Die Arbeit der Biberacher Forscher wird mit rund 171.000 € unterstützt; die Projektleitung liegt bei Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff.

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