Gebäudeautomation im Energieeinsparmodellprojekt

DUH-Projekt „SmartRathaus“

Durch die „intelligente“ Regelung von Heizung, Beleuchtung, Lüftung oder Kühlung lässt sich der Energiebedarf von Gebäuden deutlich senken. Darüber hinaus kann ein systematisches Zählerkonzept mit einer darauf aufbauenden Analyse dazu beitragen, „Energiefresser“ zu lokalisieren und zu beseitigen. Dies will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit ihrem Projekt „SmartRathaus“ in den kommenden drei Jahren zeigen. In fünf ausgewählten Städten und Gemeinden entstehen zusammen mit den Kommunalverwaltungen Modellprojekte, die aufzeigen, welche Einsparungen sich mit der automatisierten Steuerung und Regelung, inklusive des darauf aufbauenden Energiemanagements, in kommunalen Liegenschaften realisieren lassen – sowohl beim Energieverbrauch als auch beim Arbeitsaufwand im Gebäudemanagement.

Für jede der fünf Modellkommunen Birkenwerder, Böblingen, Borkum, Steyerberg und Wörth am Rhein entwickelt die DUH zusammen mit dem Fachbereich Gebäudeautomation der Hochschule Biberach im Laufe des Projekts maßgeschneiderte Ansätze zur Energieeinsparung in jeweils bis zu drei kommunalen Liegenschaften. Die Vielfalt der Teilprojekte garantiert dabei eine großflächige Übertragbarkeit der entwickelten Lösungen.

Dadurch sollen es die 10.000 kleinen und mittleren Kommunen mit ihren über 170.000 Liegenschaften einfacher haben, sich und ihren Projektstand anhand der fünf Modellkommunen einzuschätzen. Schließlich sollen nicht nur die fünf Modellkommunen von „SmartRathaus“ profitieren, sondern ganz im Sinne des deutschlandweiten Klimaschutzes alle Kommunen, die sich für den Klimaschutz engagieren möchten.


Modellprojekt Birkenwerder

Am 31. Juli 2018 erfolgte in der Gemeinde Birkenwerder im Landkreis Brandenburg der Start des auf drei Jahre angelegten Projekts. In Birkenwerder werden drei Gebäude Teil des Modellprojekts:

- Die Pestalozzi-Grundschule, die nicht nur erweitert, sondern deren Energieversorgung insgesamt modernisiert werden soll, 
- Der Bauhof als ein klassisches Gemeindeobjekt, das allerdings nur selten im Zentrum energetischer Betrachtungen steht, 
- und schließlich die Bibliothek, ein Gebäude, das aufgrund des Denkmalschutzes nur eingeschränkt energetisch saniert werden soll. 


„Die Vorplanung der Umbaumaßnahmen für ein Objekt hat bereits begonnen, da kommt die Beratung durch die Deutsche Umwelthilfe und ihre Partner zum perfekten Zeitpunkt“, freut sich Detlef Köppen, der für die Gebäudeverwaltung der Gemeinde Birkenwerder zuständig ist. Durch das Modellprojekt bekommt die Gemeinde eine auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort angepasste Beratung. „Gleichzeitig bekommen wir einen umfassenden Einblick in die kommunale Praxis“, erklärt Peter Knoll vom Institut für Gebäude- und Energiesysteme (IGE) der Hochschule Biberach, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Die Modellprojekte werden auch uns neue Erkenntnisse aus der Praxis bringen und zurück in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien wirken.“

Dabei ist es nicht das Ziel, alles ne zu machen. Vielmehr erfolgt eine funktionale Betrachtung: Wie kann man mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel erreichen? Die Aufstellung von Nutzungsszenarien sind dabei eine wichtige Voraussetzung für die Planung von Maßnahmen. Dazu können Fragestellungen wie „Wie viele Personen werden eine geplante Dusche im Bauhof täglich nutzen?“ gehören.

Für die spätere Messwerterfassung und -auswertung erfolgt zudem eine Abwägung, welche vorhandenen Zähler zur Messwerterfassung ausgewechselt werden sollten und welche belassen werden können. Diese müssen zu einem Zählerkonzept gebündelt werden. Darauf aufbauend kann dann eine Datenerfassung und Datenauswertung erfolgen. Dabei setzen DUH und Hochschule Biberach als Berater die Akzente. Für die Umsetzung braucht es weiterhin die Fachplaner mit ihrer Kompetenz.

 

Weitere Projektvorteile

Die fünf Modellkommunen sind sowohl mit der Planung wie der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen unterschiedlich weit vorangekommen. So besteht zum Teil schon eine komplexe Datenerfassung.

Hier geht die Hilfestellung durch die Hochschule Biberach dann stärker in Richtung Unterstützung bei der Datenauswertung und Interpretation. Dabei kann die Hochschule auf ihre großen Erfahrungen bei ihren bereits seit Jahren durchgeführten Feldmessungen zurückgreifen, wie Peter Knoll im Gespräch mit der tab-Redaktion mitteilt.

Auch die Hochschule profitiert von den Projekten: Die Studenten lernen so nicht nur die graue Theorie kennen, sondern erfahren Problemstellungen, Lösungen und Zahlen aus realen Projekten, ganz so wie es zu einer Hochschule der angewandten Wissenschaft passt.

Info

Förderhinweis

Das Klimaschutzprojekt „SmartRathaus“ wird durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.

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