Die Botschaft kommt an

Energieeffizienzpotentiale im Nichtwohnbereich

Es hat lange gedauert, bis die politischen Entscheidungsträger be­reit und gewillt waren, in der Diskussion um Energiewende, Ge­bäude­energieeffizienz und Energetische Sanierung dem Nicht­wohngebäudebereich den ihm zustehenden Stellenwert einzuräumen. Zu Beginn der Diskussion konnte man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass so mancher Parlamentarier von diesem Thema so weit weg ist, dass er Probleme haben könnte, „Nichtwohngebäude“ orthografisch korrekt schreiben zu können. Doch durch eine kontinuierliche, oft auch steinige Informationsarbeit gelang es, diese Thematik in die „Köpfe der Politik“ zu bekommen. Im BMVBS wurde mittlerweile auf Veranlassung von Staatssekretär Rainer Bomba eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit diesem Themenumfeld befassen soll. Und auch bei der dena, der Deutschen Energie Agentur, spielt die Thematik mittlerweile eine große Rolle.

Wie stellt sich das Verhältnis von Wohngebäuden zu Nichtwohngebäuden dar? Die Anzahl der Wohngebäude (18,2 Mio. Einheiten) ist deutlich größer als der Bestand an Nichtwohngebäuden mit ca. 1,7 Mio. Einheiten. Betrachtet man jedoch die Flächen, dann liegen die beiden Bereiche ungefähr pari. Als energetisch relevant ist jedoch das Raumvolumen zu betrachten: Schätzt man das Raumvolumen über übliche Raumhöhen, dann ergibt sich ein Anteil der Gebäudevolumina von 36,5 % an Wohngebäuden und 63,5 % an Nichtwohngebäuden — eine Differenz, die sich entsprechend auf die energetischen Bilanzen in beiden Gebäudebereichen auswirkt. Diese vom Umweltcampus Birkenfeld durchgeführte Schätzung muss als durchaus realistisch eingestuft werden. Auf dieser Basis kommt der Umweltcampus zu dem Ergebnis, dass Nichtwohngebäude etwa zwei Drittel des Energiebedarfs des gesamten Gebäudebestands benötigen.

In Nichtwohngebäuden muss dem Energieeinsparpotential ins­besondere in der Raumlufttechnik ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. Im Juli 2012 hat die Europäische Kommission die Ergebnisse ihrer Studie zum Energiebedarf und Energieeinspar­potential in Raumlufttechnischen Geräten veröffentlicht, wobei sowohl die Wohnungslüftung als auch die Lüftung von Nichtwohngebäuden betrachtet wurde. Die Europäische Union geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 in der Wohnungslüftung bis zu 60 % an zusätzlicher Energie eingespart werden kann. Betrachtet man die prognostizierte Marktentwicklung, dann werden rund 500 PJ/a zusätzlich an Wärme eingespart werden. Abzüglich des benötigten Elektroenergiebedarfs ergibt dies netto eine gegenüber dem Wert von 88PJ/a in 2010 zusätzliche Primärenergieeinsparung von rund 360 PJ/a. Deutlich größer stellt sich das ­Einsparpotential in Nichtwohngebäuden dar. Im Jahr 2025 erwartet man in Nichtwohngebäuden durch die verstärkte Nutzung der Wärmerückgewinnung ein Einsparpotential von mindestens 3200 PJ. Dies entspricht einem weiteren Einsparpotential gegenüber dem Jahr 2010 mit 1678 PJ von rund 950 PJ an Primärenergie. Zusammen wird damit das jährliche Einsparpotential an Primärener­gie im Jahr 2025 mit rund 448 PJ in Wohngebäuden (rd. 15 %) und mit rund 2630 PJ (rd. 85 %) in Nichtwohngebäuden abgeschätzt. Ob diese Prognosen bis auf die letzte Kommastelle so zutreffen, ist nicht relevant. Ent­scheidend ist, dass aus diesen Ergebnissen deutlich wird, dass Nichtwohngebäude auch in Europa energetisch deutlich bedeutender sind als ­Wohngebäude.

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