Energien sparen durch Pullover-Einsatz?
Die fossilen Energieträger sind nicht unendlich verfügbar und verursachen bei ihrer Verbrennung umweltschädliche Emissionen. Umweltschutz und Energiekrise fordern deshalb den Einsatz erneuerbarer Energien. Die Diskussion über Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie, Biomasse und Geothermie ist nicht mehr nur „global galaktisch“, sondern fest verankert im Umweltbewusstsein des Verbrauchers. Noch schrecken ihn die hohen Kosten regenerative Energien für sein Heim zu nutzen, wie z. B. Solar- und geothermische Anlagen. Das könnte sich ändern, wenn die Preise fossiler Energieträger weiter steigen. Wünschenswert wäre mit einer koordinierten europäischen Energiepolitik dagegen zu halten. Statt einer Diversifikation, z. B. der Gasquellen, „diversifizieren“ sich die Interessen einiger EU-Mitglieder. So ist zum Ärger des EU-Mitglieds Polen die Ostseegaspipeline das Ergebnis deutscher Energiepolitik. Auch die EU-Mitglieder Italien, Ungarn und Bulgarien verhandeln direkt mit der russischen Gazprom über die zu errichtende Southstream-Gas-Pipeline. Das konterkariert den Wunsch der Europäer mit dem Nabucco-Gas-Pipeline-Projekt eine Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen durch die Erschließung kaukasischer und nordafrikanischer Gasquellen zu erreichen. Dort ist Gaz-prom schon präsent und möchte an den Gashähnen in Baku und Tripolis drehen.
Am Ölhahn „drehen“ vor allem die USA. Seit 1945 haben die US-amerikanischen Ölgesellschaften den Ölwelthandel fest im Griff. Mit höheren Ölpreisen könnte sich die Nachfrage nach US-Dollars verbessern, ihm den Druck zum Euro nehmen und seinen Wert stützen. Die Folge wäre eine Stärkung der Position derer, die den Dollar drucken und liefern.
Weitere Ölpreissteigerungen wären für die Weltwirtschaft ein Schock und für den Verbraucher ein Desaster. Für ihn stellen sich die Fragen: Mehr zahlen, Energie sparen, auf Marktregulative warten, Atomkraftwerke weiter betreiben oder regenerative Energien nutzen. Den Weg dahin hat der saarländische Ministerpräsident in einem Interview kürzlich aufgezeigt: „Kohle wird genau wie die Kernenergie unverzichtbar sein als Brücke ins solare Zeitalter“. Das beginnt ab 1. Oktober 2008 in der malerischen Universitätsstadt Marburg. Die deutschlandweit erste Solarsatzung schreibt Bauherrn dann verbindlich und flächendeckend vor, Sonnenenergie zur Wärmegewinnung zu nutzen. Solarsatzung kontra Energieeinsparverordnung (EnEV)? In der EnEV werden erneuerbare Energien besonders berücksichtigt und das Einsparen fossiler Energieträger ist durch geeignete Maßnahmen vorgesehen.
Gut beraten ist der Verbraucher, eigene Energiesparmodelle umzusetzen und ggf. auf staatliche Hilfe zurückzugreifen. So muss der Autofahrer Sprit sparen, kurze Strecken radeln, der Bauherr Häuser isolieren, Heizungen modernisieren und Gebäude wärmedämmen.
Wem das alles zu aufwendig und zu teuer ist, der sollte dem innovativen Vorschlag des Berliner Finanzsenators Sarrazin zur Energieeinsparung folgen und „einen Pullover anziehen, wenn es ihm zu kalt ist, statt die Heizung hoch zu drehen“.