Exklusiver Online-Beitrag: Energieeffizienz-Partnerschaft am Nürburgring

Energiemanagementprojekt mit 10 % Einspargarantie

Die Effizienz gebäudetechnischer Anlagen ist nicht nur von einer qualitativ hochwertigen Planung, Ausführung und Inbetriebnahme abhängig, sondern auch von einem professionellen Gebäudebetrieb. Selbst in hochautomatisierten, gut geführten HLK-Anlagen schlummern noch Effizienzpotentiale, wie das Beispiel Lindner Congress & Motorsport Hotel am Nürburgring zeigt. Mit Unterstützung des Remote-Service Gebäude-Performance-Optimierung von Siemens soll durch nicht-investive beziehungsweise investive Maßnahmen mit einer Amortisationszeit von unter einem Jahr der Energieverbrauch um mindestens 10 % gesenkt werden.

Bei der Lindner Hotel-Gruppe gehörten der energieeffiziente Gebäudebetrieb sowie die Beschaffung von Energieverbrauchsdaten schon immer zur Strategie im Betrieb der Hotelobjekte. Bereits seit dem Jahr 1990 werden die Energiedaten der Lindner-Hotels monatlich erfasst und mit den Belegungsplänen und Energietarifen so kombiniert, dass daraus Schlüsselwerte, so genannte Benchmarks, gebildet werden können. Diese relativ grobe Energieverbrauchserfassung reichte bis etwa 2006 zur energetischen Beurteilung der Hotels aus. Als die Energiepreise überproportional anstiegen, startete die Lindner Hotels AG die interne Energieoffensive „Energy Save“. Die Botschaft lautete damals: Jeder der 1000 Lindner-Mitarbeiter spart pro Tag 1 € an Energiekosten ein. Äußerer Anlass für den konzertierten Energiesparaufruf an die Belegschaft waren zeitlich limitierte Strombezugsverträge, die 2006 ausgelaufen sind und in der Folge zu rund 350000 €/a an Mehrkosten geführt hätten.

Das von Otto Lindner, Vorstand der Lindner Hotels AG, initiierte Projekt zeigte auf Anhieb die gewünschte Wirkung: Allein durch organisatorische Maßnahmen konnte das Unternehmen in den Folgejahren 300000 bis 320000 € an Stromkosten einsparen. Vorausgegangen waren Techniker-Workshops, die Weiterentwicklung schon vorhandener Energiekennzahlen für unterschiedliche Hotelklassen, ein Bonus-System für die Mitarbeiter sowie ein Best-Maintenance-Practice-Award für das Hotel mit den höchsten Einsparquoten. Derzeit lässt die Hotelgruppe alle 34 Lindner-Hotels vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit und Ökonomie (DINO) zertifizieren. Dabei geht es nicht nur um Energie und Umwelt, sondern auch um ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Management.

 

Aufwendige Energiedatenerfassung

Mit der weitgehend manuellen Verbrauchserfassung, der regelmäßigen Schulung der Betriebstechniker sowie den Motivationskampagnen für das Hauspersonal war das erreichbare Einsparpotential weitgehend ausgereizt, aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Je mehr sich die Betriebstechniker mit dem Thema Gebäudeenergieeffizienz beschäftigten, desto mehr stellten sie fest, dass eine monatliche Ablesung nicht ausreicht, um Mängel an den Anlagen und bei den Regelungsstrategien aufzudecken. Auch war die Einhaltung eines exakten Zeitpunktes für die Ablesungen, z. B. an jedem 30. eines Monats um 12.00 Uhr, schon aus personellen Gründen nicht machbar. Weitergehende Energiesparmaßnahmen wären mit den damals zur Verfügung stehenden Werkzeugen nur auf Kosten des Komforts möglich gewesen, was jedoch in der Sterne-orientierten Hotelbranche nicht gewünscht ist.

Der Fachbereich Technik der Lindner-Gruppe wollte die Effizienz der gebäudetechnischen Anlagen trotzdem weiter verbessern, um so die Energiekostensteigerungen zu kompensieren.

Von Vorteil war, dass sich die Lindner-Gruppe bei den meisten von Investoren getragenen Hotelneubauten in den letzten Jahren für den Einbau von Gebäudeautomationssystemen (GA) stark gemacht hatte. Auslöser hierfür waren einerseits die Energiekostensteigerungen, andererseits überzeugten Preissenkungen und Funktionserweiterungen bei den MSR-/GA-Systemen das Lindner-Management von der gestiegenen Wirtschaftlichkeit dieser Systeme. So sind beispielsweise beim heutigen „Desigo-PX“-System von Siemens die meisten im Gebäude vorhandenen Zähleinrichtungen für das Energiemonitoring und -controlling (EMC) in das System integrierbar.

Die Lindner-Techniker waren von den funktionalen und wirtschaftlichen Vorteilen der Desigo-Systemtechnik überzeugt und präferieren bei Neubauten und Nachrüstungen das Siemens Gebäudeautomationssystem. Daraus entstand eine sehr kooperative Partnerschaft zwischen der Lindner Hotels AG und der Siemens-Division Building Technologies.

 

Bestandsanalyse vor Ort

Um die Gebäudeeffizienz bei der Lindner Hotel AG weiter zu verbessern, analysierten Gebäude-Performance-Optimierungs (GPO)-Teams von Siemens in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt sieben Lindner-Hotels. Beim Lindner Congress & Motorsport Hotel am Nürburgring – der einzige Neubau der sieben untersuchten Hotels – war für die Teams dabei die besondere Herausforderung. Es gelang den Energieexperten, trotz der bereits sehr effizienten Fahrweise der TGA weitere Einsparpotentiale aufzudecken und zusammen mit dem Kunden eine Verbesserungsstrategie aus nicht-investiven, gering-investiven und investiven Maßnahmen zu entwickeln.

 

Umgesetzte Maßnahmen:

-Das Rückkühlwerk (Klimakälte) wurde bis dato durch die Geräte-interne autarke Regelung freigegeben, ebenso die Ansteuerung des stufigen Betriebs. Verbesserungsvorschlag: Freigabe und Ansteuerung des Rückkühlers zusammen mit der Kältemaschine nach dem tatsächlichen Bedarf über die Gebäudeautomation;

-Die Kältemaschine wurde bereits bei einer Außentemperatur von 8 °C eingeschaltet, auch wenn die Klimaanlage keinen Kühlbedarf signalisierte. Vorschlag: Zunächst freies Lüftungspotenzial ausschöpfen, erst dann Kälteanlage mit Rückkühler einschalten. Diese beiden Maßnahmen konnten allein durch eine Umprogrammierung realisiert werden.

-Drucksollwertabgleich des Luftverteilnetzes durch Öffnen der Volumenstromregler auf höchste Stufe, damit die Ventilatoren auf Volllastbetrieb gehen. Der so im Kanal gemessene Druck wird als neuer Drucksollwert eintragen.

-Volumenstromanpassungen gehören mit zum GPO-Programm, jedoch wurde bei den vorliegenden Anlagen auf das Absenken der Volumenströme wegen der überaus knappen Auslegung der Lüftungsanlagen verzichtet. Alternativ sollen in den RLT-Anlagen „Restaurant“ und „Halle“ CO2-Fühler in den Abluftkanal eingebaut werden.

-Prüfung des Einsatzes einer auf Wettervorhersage basierenden Regelung in die Regelungsstrategie der Heizungs- und Klimaanlagen.

-Bestehenden Rückkühler mit einer Freikühlfunktion nachrüsten. Anstatt bei 8 °C Außentemperatur schaltet dann die Kältemaschine erst bei etwa 16 °C ein. Dies erfordert einen Eingriff in die Hydraulik (Einbau eines zusätzlichen Plattenwärmeübertragers) und gilt damit als investive Maßnahme, die zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden soll.

 

Eigenheiten von Hotels berücksichtigen

Ein wichtiger Aspekt bei der GPO-Analyse war eine Bewertung der Maßnahmen aus Sicht des Hotelbetreibers und mögliche Auswirkungen auf den Komfort. Ergebnis: Viele logisch einleuchtende Prozesse zur Einsparung von Energie müssen im Hotelbereich anders gewichtet werden. Energiesparmaßnahmen, die für ein so genanntes City-Hotel akzeptabel sind, zum Beispiel die Reduzierung der Luftmenge zwischen 10 und 16 Uhr, müssen nicht zwangsläufig auch für ein Kongress-Hotel oder für ein Wellness-Hotel richtig sein.

Eine deutliche Entlastung sehen die Hoteltechniker in der automatisierten Zählerauslesung der Energieverbrauchswerte sowie deren Darstellung in beliebig wählbaren Zeiträumen und den ebenfalls automatisch generierbaren Energieberichten. Außerdem eröffnen sich durch die beliebig einstellbaren Intervalle ganz neue Möglichkeiten der Effizienzanalyse, zum Beispiel die Darstellung von elektrischen Lastkurven der unterschiedlichen Verbraucher, wie der Klimakältemaschine während Großveranstaltungen. Daraus lassen sich nicht nur Anhaltspunkte für zusätzliche Effizienzmaßnahmen, sondern auch Erfahrungswerte für künftige Hotelneubauten ableiten.

 

Effizienz sichtbar machen: der „Green Building Monitor“

Für die meisten Hotelgäste ist die Buchung eines Hotelzimmers gleichbedeutend mit einer „Flatrate“, die einen beliebigen Energiekonsum in Form von Warmwasser, Strom, Heizung bzw. Raumkühlung und freie Lüftung über das Fenster beinhaltet. Um funktional einer Energieverschwendung vorzubeugen, sind Kartenschalter, hinterlegte Raumtemperaturbegrenzungen sowie Fenster- und Türkontakte zum Abschalten von Heizungs- und Klimaanlagen in vielen Hotels heute Standard.

Die zeitaktuelle Darstellung des Energieverbrauchs in der Hotellobby ist in der Branche dagegen noch neu und bei den Lindner Hotels, zusammen mit der Öko-Zertifizierung und der Gebäude-Performance-Optimierung, ein Teil des Nachhaltigkeitsmarketings. Aus Sicht der Hotelmitarbeiter weckt die Transparenz der Energieverbrauchswerte über einen Green Building Monitor bei den Hotelgästen eine gewisse Aufmerksamkeit, Kopfnicken und Zufriedenheit. Wichtig sei es, dem Gast zu vermitteln, dass hinter den Kulissen bezüglich Energieeffizienz und Klimaschutz alles richtig gemacht werde und er deshalb den Komfort genießen könne, so das Hotelmanagement.

Aufbereitet werden die Energiestatistiken und Live-Daten für den „Green Building Monitor“ durch die Energieingenieure in den Siemens Advantage Operation Centern (AOC), in diesem Fall im AOC in Frankfurt am Main. Zusätzliche Energiespartipps, optional auch Wetterdaten, Wettervorhersagen, Nachrichtenbänder und andere Informationsinhalte sollen die Aufmerksamkeit erhöhen. Wichtig sind dynamische Darstellungen auf dem Green Building Monitor, die den Hinguck-Effekt verstärken.

 Für die Hoteltechniker der Lindner Hotel Gruppe ist das GPO-Angebot von Siemens eine besondere Möglichkeit, den eigenen Blickwinkel auf die gebäudetechnischen Anlagen durch die Außenansicht von Dritten zu überprüfen und zu optimieren. Die Lindner Hotels AG profitiert dabei von den branchenübergreifenden und branchenspezifischen, nationalen und internationalen Erfahrungen der Siemens-Ingenieure.

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