Gemeinschaftlich zum Heizkonzept

Hackschnitzel-Heizung im Bioland-Betrieb

Bei der Sanierung der Heizung für die Gewächshäuser setzt ein Gartenbau-Betrieb auf ein Biomassekonzept. Über Kollegen erfuhren dessen Betreiber, dass sich die Hans van Bebber Heizungsbau GmbH im nordrhein-westfälischen Straelen auf flexibilisierte Biogas- und BHKW-Heizanlagen mit Großpuffer­speichern spezialisiert hat. Die wiederum arbeitet seit vielen Jahren eng mit der Herz-Energietechnik und deren Schwesterunternehmen Binder-Energietechnik zusammen. So ergab sich eine Dreiergemeinschaft für ein ungewöhnliches Heizkonzept.

Drei Familien bewirtschaften den zertifizierten Biolandbetrieb Schlosser Grünerlei GbR im baden-württembergischen Jagstzell im Ostalbkreis. Neben Vater August und Mutter Hedwig leben auch noch Johannes und sein Bruder Günter mit Familie von der Gärtnerei. Dazu kommen noch ein Geselle, drei Auszubildende, eine Hilfskraft und, je nach Saison, zwei Mini-Jobber. Basis des Betriebs sind 5.000 m2 Gewächshaus- sowie 19 ha Freilandfläche. Davon werden 7 ha für Gemüse und der Rest für Fruchtwechsel genutzt. Schwerpunkt des breiten Produktsor­timents sind Gemüse­anbau, Saatgutvermehrung und Jungpflanzen­anzucht. Im Sommer liegt der Schwerpunkt auf Tomaten, Gurken, Paprika, Stangenbohnen und Auberginen. Im Winter werden in den Gewächshäusern hauptsächlich Schnittlauch produziert und Jungpflanzen gezüchtet. Für Letztere hat Johannes Schlosser ein spezielles Klimakonzept aus­getüftelt, bei dem über eine Bodenheizung mit niedriger Flies-Ab­deckung ca. 20 bis 30 cm über dem Boden der Luftraum verkleinert und die Isolierung verbessert werden. 1.500 m2 der Bodenheizung sind bereits verlegt, weitere 1.500 m2 folgen.

Vor ein paar Jahren haben die Schlossers bereits in einen Klima­computer investiert. 2020 war es an der Zeit, auch die beiden alten 950-kW-Anthrazitkohle-Kessel aus dem Jahr 1992, von denen einer reparaturbedürftig und der andere bereits durchgerostet war, gegen eine neue Wärmeversorgung auszutauschen. Die alten Schachtkessel müssen den ganzen Tag glühen, auch ohne Bedarf oder Abnahme. Pufferspeicher sind nicht vorhan­den. 150 t Kohle werden so übers Jahr verbraucht, die sich nicht nur durch die CO2-Steuer ab 2021 kontinuierlich verteuern werden.

So entschließt sich die Gartenbaufamilie, durch ein neues Konzept den Energiebedarf deutlich zu senken. Die Idee ist, Bio­masse einzu­setzen. Interessant sind Hackschnitzel, weil es im nahen, waldreichen Umland regionale Anbieter gibt. Hier entsteht aus dem Kontakt zu van Bebber die Idee, in eine 440-kW-Hackschnitzelanlage plus Puffer­speicher zu investieren.


Kein gewöhnliches Heizungsbauunternehmen

Die Hans van Bebber Heizungsbau GmbH & Co. KG ist ebenfalls ein Familienunternehmen. Geschäftsführer Thomas Paes übernahm den Betrieb 2007 vom Großvater Hans van Bebber, der das Unternehmen 1965 gegründet hatte. Bereits in Kindertagen wird der nahe der niederländi­schen Grenze aufgewachsene Thomas Paes mit dem Thema Heiztechnik konfrontiert. Werden doch am Küchentisch die Projekte des Großva­ters konzipiert und skizziert. So bleibt es nicht aus, dass Thomas Paes 1998 die Lehre zum Heizungsbauer und Installateur beginnt und 2002 als jüngster Meis­ter in NRW abschließt. Nebenbei wird er 2017 beim Wettbewerb „Jugend schweißt“ deutschlandweit der zweitbeste Schweißer in der Disziplin Gasschweißen. Großvater Hans lässt ihn von Anfang an eigene Ideen im Unternehmen realisieren. Frei nach dessen Motto „Fehler musst du nur einmal machen“ wird er immer weiter angetrieben, Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren. Vor allem das landwirtschaftlich geprägte Umland bringt ihm die Ideen für ökologisch anspruchsvolle Konzepte. Auch von größeren Dimen­sionen lässt sich Thomas Paes dabei nicht erschrecken. So werden heute mit 15 eigenen Mitarbeitern Pufferspeicher bis zu 5.000 m3 selbst gefertigt oder Biomassekessel bis zu 20.000 kW realisiert. Die Hans Van Bebber Heizungsbau GmbH und Co. KG kennt man heute als Spezialisten für flexibilisierte Biogas- und BHKW-Heizanlagen mit Großpufferspeichern. Viele Kunden setzen oft einen Mix aus ver­schiedenen Energieträgern und Heizkesseln ein, beispielsweise zur Deckung von Spitzenlasten.


Einfache Montage

Das nahe Umland hat das Unternehmen mittlerweile längst hinter sich gelassen. Weit über die deutschen Grenzen hinaus kennt man Thomas Paes. Selbst in Südamerika werden Objekte realisiert. Dabei hat sich eine interessante Umsetzungsmethodik in Straelen durchgesetzt. Konzepte werden gemeinsam mit den Kunden entwickelt. Die Pla­nung erfolgt im Straelener Büro von Thomas und seinem jüngeren Bruder Bernd. Der kümmert sich als Elektromeister um die Steuerun­gen. Danach werden in der Produktion alle Komponenten vorgefertigt. Just in Time versandt, gelangen sie schließlich an den Einsatzort, wo sie von den Montageteams aufgebaut werden.

Bei den Familien Schlosser ist schließlich das Herz-Montageteam für die Inbetriebnahme der „firematic“-Biomassekessel zuständig, die speziell zur Verfeuerung von Hackschnitzeln oder Pellets geeignet sind. Van Bebber und die Schlossers haben sich dafür entschieden, weil die Anlage kompakt, sparsam und wirtschaftlich ist. Durch die Ausführung in Modulbauweise mit Brennraum und Wärmetauschermodul sind die Einbringung sowie die Montage schnell und einfach erledigt – auch in dem bereits vorhandenen Heizraum mit geringem Platzangebot. Der Saugzugventilator der Anlage kann wahlweise hinten oder seitlich (rechts oder links) angebracht werden. Zusätzlich ist das Abgasrohr schwenkbar, wodurch ein flexibles, einfaches Platzieren und Anschließen der Anlage möglich ist. Für den laufenden Betrieb ist für Johannes Schlosser wichtig, dass die Brennkammer sowie die Wärmetauscher automatisch gereinigt und dadurch sauber gehalten werden. Komfortabel findet er die Entaschung, welche die Asche automatisch in die Aschentonne befördert.

Für den Biolandbetrieb ist die Verbrennungstechnologie entschei­dend. Aus der bei Herz im eigenen Haus entwickelten Trep­pen­rost­technologie, der kompakten Brennraumgeometrie und der serienmä­ßig eingebauten Lambdasonde, welche sowohl die Luftzuführung als auch die Mate­rialmenge steuert, resultieren flexible Einsatzmöglichkeiten von Brennstoffen wie Hackgut oder Pellets und niedrige Emissions­werte. Somit ist keine Rezirkulation notwendig und es kann größten­teils (je nach Emissionsvorgaben) auf zusätzliche Entstaubungsanla­gen oder Filter verzichtet werden. Ebenfalls wichtig ist für Johannes Schlosser, dass ihm mit der bedienerfreundlichen Farb-Touch-Display-Regelung ein multifunktionales Regelungskonzept zur Verfü­gung steht. Mit diesem Herzstück des Kessels können viele Prozesse und Parameter optimal aufeinander abgestimmt werden. Bei Bedarf auch online über van Bebber oder direkt mit dem Herz-Kundendienst.

 

Wohnen im Gewächshaus

Bleibt noch zu erwähnen, dass Johannes Schlosser als kleiner Junge gehört hat, dass jemand sein Wohnhaus ins Gewächshaus gebaut hat. Dieser Gedanke ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und weil nicht genug Bauplatzfläche auf dem eigenen Grundstück vorhanden ist, hat er die alte Idee umgesetzt und sein Wohnhaus in eines der Gewächshäuser gebaut, das im Winter durch den „firematic“-Kessel erwärmt wird. Die Um­setzung dieser außergewöhnlichen Idee hat auch Thomas Paes Spaß gemacht, weil er wieder etwas Ungewöhnliches umsetzen durfte.

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